Samstag, 5. August 2023

04. August 2023, Von Stora Ålö (Insel Nähe Valdemarsvik) nach Byxelkrok (Insel Øland)

 Freitag, 04. August


Um 03:20 Uhr klingelt der Wecker. Gestern Abend war ich nach der anstrengenden Fahrt gegen zehn Uhr eingeschlafen und jetzt fühle mich tatsächlich einigermaßen ausgeschlafen. Der Blick durch das Schott am Niedergang ernüchtert, denn es ist noch fast völlig dunkel, es regnet und der Wind pfeift durch die Bucht in der ich liege. Okay, so dunkel ist es, weil der Himmel wolkenverhangen ist; der Regen war Teil der Wettervorhersage und soll bis um fünf Uhr wieder aufhören, aber warum pfeift der Wind?

Ich schaue in meine Notizen zum Wetter, die ich gestern Abend noch gemacht hatte. Um 4:00 Uhr Wind aus West mit 10 kn (3 Bft), in Böen 14 kn (4 Bft). Das gilt aber nicht für eine gegen Westwind geschützte Bucht, wie hier. Ich bin verunsichert und ziehe mir vorsichtshalber die aktuellen Wetterdaten. Die bestätigen eine nur geringfügige Veränderung: Wind aus West mit 10 kn (3 Bft), in Böen nun 15 kn (4 Bft). Daran kann es nicht liegen. Irrt die Vorhersage, frage ich mich? Ich bin eigentlich fertig zum Ablegen und gleichzeitig unsicher, ob dies die richtige Entscheidung wäre, während eine Böe nach der anderen durch die Bucht zieht. Alle Boote, die hier sonst an ihrer Mooringboje schwoien, sind allesamt sauber in Windrichtung ausgerichtet und bewegen sich kaum. 

Es fängt jetzt an stärker zu Regnen. Ich gehe wieder unter Deck und entscheide, dass der stärkere Regen ein gutes Argument ist, die Abfahrt um wenigstens einige Minuten zu verschieben, in denen ich darüber nachdenken kann, was ich tun sollte. Gleichzeitig läuft mir ein wenig die Zeit davon, denn der Grund, warum ist so früh aufstehe, ist ja nicht die besonders große Distanz, die ich heute nach Süden segeln möchte, sondern der Umstand, dass gegen Mittag der Wind wieder auf Süd drehen soll und mir somit entgegen käme. Das möchte ich durch den frühen Start vermeiden.

Inzwischen ist es so etwa Viertel nach vier und es wurmt mich, dass ich hier gerade die Zeit vertrödele, die mir dann später vielleicht beim Segeln mit "gutem" Wind ausgeht. Der Regen hat deutlich nachgelassen. Der Windmesser zeigt aktuell 11 kn Wind, gerade so 4 Bft, und ich entscheide: Ich segle jetzt los.

Schnell ist der Motor gestartet und der Haken aus der Mooringboje ausgeklinkt. Der Große Vorteil ist, dass beim "Ankern an der Mooringboje" alle Arbeiten, wie das Einholen der Fender und das  Aufschießen  der Leinen entfallen. Haken raus und fertig.

Doch das mulmige Gefühl bezüglich des Wetters bleibt. Als ich gegen 04:30 die Bucht verlassen habe und mich zwischen den Schären bewege, pendeln die Windböen zwischen 19 kn und 21 kn, also stärker als vorhergesagt und ich bin ja noch nicht einmal auf dem freien Wasser, wo die Windstärke dann noch einmal deutlich zulegt. Bis dahin sind es jetzt noch etwa 5 sm (gut 9 km), also knapp eine Stunde Motorfahrt. Danach sollte es zum Segeln, wegen des südlicheren Kurses, gut passen. Der Himmel ist inzwischen etwas heller geworden und am südlichen Horizont kann ich so etwas wie helleres Tageslicht erkennen, während im Osten kaum Licht zu erahnen ist, obwohl die Sonne jetzt gerade aufgehen müsste.

Weil heute diese morgentliche Stimmung so düster ist, entscheide ich mich, die Filmkamera aus zu lassen. Was soll man auf dem Film später erkennen können, frage ich mich! Gleichzeitig frage ich mich: War meine Entscheidung falsch? Hätte ich besser in der Bucht liegen bleiben sollen?

Doch gegen 05:00 Uhr sind die Böen dann weg und der Wind bläst recht gleichmäßig mit 13 kn (4 Bft). Eine halbe Stunde später habe ich dann schon die äußeren Schären verlassen und kann vorübergehend schon auf Südostkurs gehen und die Segel setzen. Zunächst nur gerefft, weil ich mir nicht sicher bin, ob der gleichmäßige WestSüdWest mit seinen 4 Bft. so bleiben wird. Ari läuft dennoch mit 7 kn Fahrt und ich liege in etwa in der Zeit, so wie ich diesen Törn geplant hatte.



Oben: Blick nach Osten - Die Wolkendecke öffnet sich langsam und die ersten blauen Stellen kommen zum Vorschein.

Oben: Blick zurück - rechts das düstere Wetter hinter mir.

Unten: Am westlichen Himmel steht, recht tief, ein blasser Fast-Vollmond ...



Es ist etwa 08:00. Ich habe 12 kn Wind, in gelegentlichen Böen auch mal 15 kn und die See (Wellenhöhe) hat etwa 0,5 m und das Barometer steigt (vom heute niedrigsten Stand des gesamten Urlaubs) kontinuierlich an. Um die 980 Hektopascal (=mBar) waren es zuletzt gewesen (zumindest auf auf unserem Bootsbarometer). Dieses ist nur grob geeicht. Mehr ist aber auch nicht notwendig, denn wichtiger als der ganz genaue Wert, den es anzeigen soll, sind vielmehr die angezeigten Veränderungen des Luftdrucks und die sind, ob nun mit oder ohne Eichung, genau.


Genussmomente



Frühstückszeit


Oben: Ab und zu ziehen dann immer wieder mal ein paar Wolken durch, aber es bleibt trocken. Zeit zur Entspannung und dabei musikalische Untermalung per Kopfhörer.


Zum Ende hin, wird es noch einmal sportlich, den ich habe schon seit einer Weile die vollen Segel stehen und nun aber wieder zeitweise gute 15 kn AmWind (von schräg vorne). Da die Böen meist nur recht kurz sind, reffe ich nicht und steuere stattdessen per Hand, statt mit dem Autopiloten. 

Das war dann wohl der mit Abstand beste Segeltag seit dem Törnstart am 10. Mai. Ein Tag, zu dem ich heute Morgen um ein Haar nicht gestartet wäre. Es ist schon manchmal schwer, die Informationen aus dem Wetterbericht und die eigenen Eindrücke vom "gefühlten Wetter" so in Einklang zu bringen, dass man mit gutem Gewissen unterwegs ist. Auch das ist Segeln.



Kurz nach 12:00 laufe ich dann bereits, wie geplant in den Hafen von Byxelkrok ein. Der Wind hatte zum Schluß tatsächlich immer mehr auf Süd gedreht und hätte mir, wäre ich später gestartet, Schwierigkeiten bereitet. So lief alles perfekt, zumindest bis jetzt, denn, man erinnere: Ein Törn war erst dann ein guter Törn, wenn man wieder unbeschadet und sicher im Hafen liegt!

Als ich in Byxelkrok einlaufe erledige ich gerade noch die letzten Vorbereitungen für das Anlegen an der Mooringboje, während der Autopilot noch auf Kurs in die Boxengasse steuert. Genügend freie Bojen sind vorhanden und ich suche mir einen Liegeplatz zwischen zwei deutschen Booten aus. Ich steuere die freie Lücke an, bis ich die Mooringboje auf halber Bootslänge an Backbord habe, lasse Ari mit dem Restschub treiben, gehe mit dem Mooringhaken nach Backbord zur Mooringboje, hake ein und verriegle den Mooringhaken und gehe wieder ans Steuerrad. Am Schwimmsteg wartet bereits einer der beiden Skipper, der einen der bereits am Bug vorbereiteten Festmacher greift, während ich Ari wieder aufstoppe und gleichzeitig, die Festmacherleine vom Mooringhaken dicht hole. Der Skipper der anderen deutschen Yacht ruft mir, noch in seinem Cockpit sitzen zu: Der Mooringhaken ist von der Boje gerutscht! Und tatsächlich habe ich den Haken nach wenigen Handgriffen wieder an Bord. Er sollte aber fest an der Mooringboje eingehakt sein. Ari ist nun nach hinten hin nicht mehr fest.

Gut, wenn man Helfer in Landessprache hat, mit denen man sich schnell und unmissverständlich austauschen kann. Nach wenigen Minuten hängt der Mootinghaken wieder an seiner Boje und Ari ohne Schaden an ihren Festmacherleinen. Schon zwei, drei Male war mir aufgefallen, dass der Riegel am Mooringhaken nicht immer schließt, auch wenn der simple Mechanismus betätigt wird. So wohl auch heute. Dennoch lief auch hier am Schluss alles perfekt.

Es folgt der Gang ins Hafenmeisterbüro dem sogenannten Harbour Office. Die Liegegebühr von rund 29,- € inklusive Landstrom geht, für diesen recht modernen und touristisch erschlossenen Hafen, in Ordnung. Hier gibt es etliche Restaurants, Cafès und Eisbuden.

Ich komme an einem Fisch-Imbiss vorbei und schaue in die Auslage. Dort sehe ich einen Teller einer ordentlichen Portion Shrimps. Der sieht sehr lecker aus und genau darauf habe ich jetzt Appetit. Eine Dose Cola Zero ergänzt diese Mahlzeit zu einem vollständigen Menü.


Alles ist frisch und die Shrimps lecker und schnell verputzt. ABER: Muss eine Shrimps-Portion dieser Größe umgerechnet rund 18,- € kosten? Auf jeden Fall hätte  Sebastian Lege (Koch)   hier wieder seine helle Freude gehabt, was die "Majonaise" unter den Shrimps betrifft. Majonaise in Anführungszeichen, denn die war kreideweiss und vermutlich das Produkt irgendeines Lebensmittel-Chemiebaukastens. Wenigstens war sie gleichzeitig ohne jeglichen Geschmack, weswegen sie dann keinen geschmacklichen Einfluss auf die durchaus guten Shrimps hatte.

So, jetzt geht es frisch gestärkt wieder zurück an Bord. Wir haben gerade erst Mittag und der Tag läuft noch eine Weile. Ich schaue gleich mal, was es hier in Byxelkrok auf Øland so zu entdecken gibt. Details folgen im nächsten Post.

Hier folgt nur noch der Track des heutigen Törns über 51,6 sm (gut 95 km) für die ich samt Ab- und wieder Anlegen 7:59 Stunden, inkl. des Mooringhaken-Maleurs, benötigt habe.


Wir sehen uns in Byxelkrok, Teil 2, mit der Beschreibung dieses Nachmittags, wenn Ihr wollt.

Euer Harry



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen