Mittwoch, 31. Juli 2019

30.+31.07.2019_Oxelösund

Dienstag, 30. Juli, Oxelösund

Heutiges Ziel ist Oxelösund. Meine Ankerbucht an der Insel Askär verlasse ich erst gegen Mittag. Es geht insgesamt 2,75 sm, etwas mehr als 5 km, weit in den "Oxelösunds Gästhamn".



Vorbei an den dicken Pötten. Den hier kennen wir schon von gestern. Die Ladung (irgendein Schüttgut) wird immer noch gelöscht (i.S. von entladen).



Nach 48 Minuten liege ich fest an einer Mooringboje des Gästhamn. Etwas Näher wäre der Oxelösund Fiskehamn, der ehemaligen Fischereihafen, gewesen. Doch dieser ist im Hafenführer als beengt beschrieben. Das kann ich bei dem heutigen Wind von um die 15 kn nicht gebrauchen.



Ein erster Blick von einem der Anleger im Gästhamn. Zunächst fällt einem der Hintergrund auf. Aber achtet mal auf die diversen Blumenkübel (oben als auch unten) …



Das ist für mich auch typisch Schweden. Überall findest du gepflegte Blumenschalen, gepflegte Grünanlagen und ein Anker darauf, darf auf keinen Fall fehlen.

Oxelösund ist genau genommen eine verwirrende Bezeichnung, meint man damit doch die Kleinstadt mit rund 10.000 Einwohnern und keinen Sund im Sinne einer Meerenge.

Auf einer Halbinsel vor der Stadt befinden sich neben dem Frachthafen, die hier ansässigen Großunternehmen in Sachen Stahl. Diese machen auch von See kommend die Skyline von Oxelösund aus, die alles andere als schön ist.

SSAB Merox AB: Stahlherstellung und – Veredlung durch legieren der Stähle. Führender Hersteller auf dem Weltmarkt. 15.000 Mitarbeiter in 50 Ländern.
Aber wie bei allen Großen, gibt es auf der Homepage viel Blabla zu lesen. So zum Beispiel: „… hat die SSAB die Führung im Streben nach einer nachhaltigen Geschäftswelt übernommen. Jetzt wollen wir noch mehr tun. Unser Plan ist es, unsere CO² - Emissionen bis 2045 zu senken“. Frei übersetzt: „Wir heben noch nichts in Sachen Umweltschutz erreicht, wollen das aber bis in 26 Jahren verbessert haben“. Das schafft Ihr – bei einer so klaren Zielvorgabe – ohne Zweifel!

Hardox Wearparts: Industrieanlagenanbieter mit dem Schwerpunkt Fördertechnik Bergbau, Baggerausrüstung, Hämmer und Crusher für den Abbruch und die Aufbereitung von Gestein und Erzen. Anlagen zur Zementherstellung.

Proplate Oxelsund AB: Auf der 59 Hektar (!) großen Produktionsanlage findet Stahlbearbeitung im Sinne von Schneiden, Schweißen und Lackieren statt.



Es verkehren permanent LKW, mit Koks beladen, zwischen all dem Schüttgut-Lager (Mitte) und dem Stahlwerk. Der Radlader benötigt genau zwei volle Schaufeln um einen LKW zu beladen. Das dauert nicht länger als drei Minuten. Währenddessen steht ein nächster LKW bereit. Man kann sich vorstellen, wie viel Koks hier im Stahlwerk verheizt wird.

Doch ich bin ja auf der Suche nach der Oxelösund „Gamla Stan“, wie sich Altstadt auf Schwedisch nennt. Der Fußweg vom Gästhamn (Gästehafen) zur Gamla Stan beträgt rund 3 km, sofern man nicht, wie ich, diverse Umwegen wegen der schönen Fotomotive nimmt und sich dann auch noch verläuft. Weil ich mich nie verlaufe und mir deswegen auch so sicher bin, das es schon passt, obwohl ich keine Hinweisschilder sehe, verlaufe ich mich dieses Mal so richtig. Eine nette Passantin hilft mir gerne weiter und so finde ich mein Ziel anschließend doch noch. Insgesamt werde ich am Abend gute 12 – 15 km Fußmarsch auf der Uhr haben.

Doch so weit sind wir noch nicht. Alleine der Hinweg ist jeden Schritt wert. Und so finden sich folgende Motive:




Selbst aus der Unterführung an einer Schnellstraße können Schweden einen Hingucker für Vorbeifahrende und -laufende, machen.



Der Platz vor dem örtlichen ICA, einer von uns gerne genutzten Supermarktkette, strotzt vor Blütenpracht. Dank 25% Mehrwertsteuer.



Ein historischer Schienenbus mit Postabteil steht auf dem Abstellgleis. Er besteht aus dieselgetriebenem Steuerwagen und Beiwagen und wurde in den 50´erJahren gebaut.



Zu besichtigen gibt es unter anderem auch das Schloss zu Oxelösund. Da es aber in der anderen Richtung liegt und nach den offiziellen Fotos, was die Schönheit und Größe betrifft, nicht annähernd an das Kalmar Slott heranreicht, verzichte ich auf den Besuch.

Die Ursache für das Verlaufen ist schnell gefunden. Ich sah das Hinweisschild – habe es nur falsch gelesen, denn aus dem Straßennamen  Gamla Stan Oxelösundsvägen wird sowohl auf dem Straßenschild als auch dem Hinweisschild Mangels Platz: „G:la Oxelösundsv.“. Wenn man das schließlich weiß, ist der Rest kein Problem und irgendwann ist alles gefunden.



Die wenigen heute noch erhaltenen Häuser der Gamla Oxelösund wurden mit Beginn der 1860`er Jahre erbaut und dienten hauptsächlich Lotsen, Zollbeamten und Tischlern als Zuhause. Ab 1950 Stand die Eisenverhüttung im Vordergrund und es gab Pläne, die Häuser der Gamla Oxelösund zu deren Erweiterung abzureißen. Diese Pläne wurden dann durch eigens zur Erhaltung der Altstadt (genauer des Alt-Dorfes) gegründeten Vereins abgewendet. Mangels finanzieller Unterstützung fielen dennoch einige der alten Häuser dem Zahn der Zeit zum Opfer. Heute führt der sogenannte „Kulturstigen“ (Kulturweg) an diesen historischen Gebäuden vorbei. Einige sind bewohnt, andere dienen augenscheinlich als reine Museumsstücke, die von außen zu betrachten sind.


Kein Zweifel – früher waren die Menschen kleiner!





Aber abseits des Weges findet man auf den glattgeschliffenen Granitfelsen der Schäre auch viele weitere schöne Motive.





Ein Blick über etwa die Hälfte des Ortes Gamla Oxelösund



Inzwischen ist es nach 18:00 Uhr, ich habe noch über 3 km zu laufen und noch kein Abendbrot für heute. Daher geht es jetzt zu ICA, dann in den Gästhamn ... und nach etwas zu Essen sicher relativ früh in die Koje.


Mittwoch, 31. Juli,  Oxelösund

Zum Frühstück gönne ich mir „Kardamom Knut“, eine Art Kardamom-Schnecke aus Hefeteig und viel Gewürz. Drei habe ich mir gestern bei ICA gekauft. Echt lecker!

Ansonsten ist für heute Ausruhen, Bootsputz, Blogschreiben und die Vorbereitung auf den morgigen Törn angesagt. Wo´s hingeht verrate ich heute noch nicht.

Bleibt mir gewogen und weiter neugierig.



Dienstag, 30. Juli 2019

28.-29.07.2019_Ankern in den Schären_Teil 4

Sonntag, 28. Juli, Morsholmen – Arkösund

Das ist der Sonnenuntergang, den ich gestern Abend noch erleben durfte, während ich am letzten Blog schrieb.



Um 11:47 Uhr notiere ich: „Zwei weitere Adler über Väggö gesichtet. Vermutlich Seeadler, da sie eher schwarz als braun sind. Sicher bin ich mir nicht, da die Entfernung selbst für mein 600´er Tele zu weit ist, um Details zu erkennen oder einen brauchbaren Schnappschuss zu machen.“

Insgesamt ging es heute bei gewohnt sommerlichen Temperaturen dem nächsten Ziel entgegen. Es geht weiter Richtung Norden in den Arkösund. Das macht knappe 22 Seemeilen. Das Foto entstand während der sechs Seemeilen, bei denen ich segelbaren Wind hatte. Wenn er nicht direkt von vorne kam, hatte ich den Wind von 30 – 0° backbord oder 0 – 30° steuerbord. Das ist genau der Bereich, der nicht direkt segelbar ist. Da die Fahrwasser heute zum Teil sehr eng waren (siehe Seekarten), kam auch kreuzen für mich alleine nicht in Frage. 



An dieser Art „Ausflugsdampfer“ erkennt man, dass Stockholm nicht mehr sehr weit sein kann.



Nachfolgend zwei Seekarten zu meinem heutigen Törn. Sie vermitteln in etwa einen Eindruck aus wie vielen Schären hier die Inselwelt besteht und wie dicht diese teilweise zusammenstehen. In die elektronischen Seekarten kann man hineinzoomen, wodurch es dann deutlich übersichtlicher wird. Das macht die Fahrwege dann allerdings auch nicht breiter als sie nun einmal sind. Start bei 1 und Ziel bei 17. Das macht 21,7 Seemeilen und hat genau vier Stunden inklusive der Ankermanöver gedauert.






Mein heutiger Ankerplatz – besser gesagt, mein Gegenüber

… und etwas weiter rechts geschaut, sieht es so 

Alles in allem ist mir im Arkösund zu viel Trubel. Mehrere Häfen mit entsprechendem Sportbootsverkehr, insbesondere Motorboote und Jetskis. Viele scheinen hier zeigen zu müssen, was ihr Boot so drauf hat. Ein wenig wie Berlin, Kurfürstendamm. Kann man mal machen – braucht man aber nicht öfter.




Montag, 29. Juli, Arkösund – Askär / Beten (2 sm südöstlich der Stadt Oxelösund)

Um 9:25 Uhr starte ich die Maschine. Die Anker sind schnell gelichtet, jedoch hängen dicke Tonklumpen an ihnen. Dieses Mal werde ich die Anker während der Fahrt reinigen. Das tue ich dann bei kleiner Fahrt, während ich mich noch im Arkösund befinde. Zum Schluss noch das Teakholz am Heck mit der Bürste geschrubbt, wo sich der Ton gar nicht lösen mag. Nach einer Viertelstunde bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und kann mich wieder auf´s Steuern konzentrieren.

Unterwegs stelle ich für mich fest, dass der schöne Teil des zwischen Kalmarsund und Stockholm befindlichen Schärengartens im Arkösund geendet hat. Hier, auf dem Weg Richtung Oxelösund sind die Schären weit auseinander, klein und kahl. Nichts, was sich lohnenswerter Weise fotografieren ließe. 

Dennoch ist heute ein besonderer Tag. 
Ich habe mir notiert, dass wir heute mit Vollendung der 14. Seemeile gleichzeitig genau  10.000 Seemeilen  
in sieben Jahren mit eigenen Booten auf Ost- und Nordsee gesegelt sind. 

Der besondere Moment war um 11:50:38 auf den Koordinaten   
58°37‘,621 Nord  und  017° 07‘,054 Ost   
und ist auf dem Foto unten festgehalten.



Darauf mal ganz schwedisch: „SKOL“  

Die neunte Saison segeln Katrin und ich insgesamt überhaupt erst. Die ersten beiden Jahre auf der Berliner Havel. Doch beim Binnensegeln schreibt man üblicher Weise kein Logbuch, wozu auch. Daher gibt es für diesen Zeitraum keine Aufzeichnungen.

Nach knapp 16 Seemeilen hatte ich heute auch schon mein Tagesziel erreicht. 

Zuvor hatte ich noch einzelne Fotos von der Stadt Oxelösund geschossen. Aus der Ferne ist das nicht übermäßig einladend, denn man sieht nur den Industriehafen. Das Zentrum des Ortes soll laut Reiseführer aber sehenswert sein. Da die See morgen rau wird und ich eventuell meinen Ankerplatz aufgeben muss, habe ich vielleicht die Gelegenheit, dort einmal vorbei zu schauen.

Keine schlechte Idee, denn ich bin inzwischen den 11. Tag ohne Hafenbesuch unterwegs und habe seit 9 Tagen kein Land mehr betreten. Komisches Gefühl. Das bedeutet aber auch, dass ich seit 11 Tagen keinen Cent ausgegeben habe. Schönes Gefühl. 
Ich lassen mich morgen vom Wetter überraschen und entscheide dann. In weiteren 11 Tagen möchte ich in Stockholm sein. Dafür bin ich schon recht dicht dran und muss mir etwas einfallen lassen, wie ich die Tage bis dahin am schönsten nutze.



Dieser Frachter misst 226 m Länge. An der Höhe des roten Anstrichs kann man erkennen, dass er mehr oder weniger leer ist. Voll beladen schaut später nur ein ganz schmales „rotes Band“ aus dem Wasser. Dann würde man sagen: „Das ist ein schwarzer Frachter“.



Meine heutige Ankerbucht. 
Ich liege auf dem roten Punkt (wie immer). Von Südosten drückt ein ordentlicher Schwel in die Bucht. Da ich direkt im Wind (der aus Nordosten kommt) vor Anker liege, erwischt mich der Schwel genau querab. Dadurch rollt Ari über die Längsachse hin und her. Aber solange die Anker halten, ist alles im Spaßbereich. Mir ist auch wichtig auszuprobieren, wie ich Ari auch bei raueren Bedingungen unter Anker in den Griff bekommen. Einmal habe ich heute Mittag schon den Heckanker umgesetzt und vorne insgesamt 25 Meter Kette bei rund 4,5 Meter Wassertiefe gegeben. Jetzt liegt Sie gut in Wind und Welle und die Trackaufzeichnung des Plotters malt mir Stunde für Stunde einen dicken schwarzen Punkt auf den Bildschirm. Dieser entsteht, wenn das Boot immer wieder um denselben Punkt herum schwojet (Plusminus 6 – 8 Meter). Wandert der feine schwarze Stich der Trackaufzeichnung jedoch über die Stunden deutlich zu einer Seite aus, so rutscht einer der Anker und ich hätte Handlungsbedarf, denn keine 30 Meter entfernt umgeben mich die Granitfelsen des Ufers. Liege ich andersherum zu weit vom Ufer entfernt, werden Wind und Welle heftiger und die Anker müssen noch mehr Zugkräfte aushalten. Es gilt, den besten Kompromiss zu finden. Daher gilt es, neue Erfahrungen zu sammeln.



Und so sieht die Bucht in natura aus.


Diesen Klumpen, ein Gemisch aus Ton und Sand, habe ich heute Mittag beim Umsetzen des Ankers vom Grund hochgeholt. Keine Stunde vorher hatte ich das Deck im Nachgang zu heute Vormittag fein-gereinigt. Eigentlich ist man an Bord sowieso immer irgendwie beschäftigt. Langeweile hatte ich seit dem Start zumindest nie.


So, es ist jetzt 21:00 Uhr und ich erkläre den heutigen Blog für fertig. 
Die Sonne ist gerade auf der Rückseite meiner Schäre verschwunden. Das Ankerlicht ist an und vorsorglich lasse ich in dieser Bucht auch noch das AIS über Nacht laufen, damit niemand sagen kann, er hätte mich nicht sehen können.

Bleibt mir gewogen und neugierig.

Sonntag, 28. Juli 2019

25.-27.07.2019_Ankern in den Schären_Teil 3

Donnerstag, 25. Juli, Krokö – Vindåsen




Der heutige Törnplan sieht eine Etappe von 13,9 sm vor. In etwas mehr als 3 Stunden werde ich angekommen sein. Es wird eine reine Fahrt unter Motor.




Wir haben schönstes Wetter. Ich messe an Bord im Schatten den ganzen Tag über um die 32°C und der Wind bläst oder besser gesagt, er haucht, mit 1-2 Beaufort.


Da ich im Cockpit bleiben und aufpassen muss, kann ich der Sonne, die mich vermutlich mit 40°C oder mehr brät, nicht ausweichen. Wozu segle ich eigentlich in Skandinavien, wenn wir hier Mittelmeertemperaturen haben? Ich muss mir etwas einfallen lassen und so baue ich mir aus der Abdeckung für unseren Steuerstand (einer Plane die diesen schützt, wenn wir nicht an Bord sind) einen Sonnenschutz, dem ich mit ein paar Spannklemmen am Achterstag befestige. Da mein Kurs derzeit Nord plus minus weniger Grad beträgt, schützt mich die Plane gut über die Mittagszeit zu der ich ja im Wesentlichen unterwegs bin.



Ein typisch Skandinavischer Leuchtturm


Miniaturdörfer wie dieses finden sich hier alle paar Seemeilen, aber nicht in jedem kann man frisch geräucherten Lachs kaufen:



Ja, und dann bin ich auch schon da, an meinem heutigen Ziel. Eine beschauliche Bucht.



Und, obwohl Badetemperatur bei mir erst ab mindestens 25°C Wassertemperatur beginnt, bin ich so aufgeheizt, dass ich mal was ganz verrücktes mache (für meine Maßstäbe) …





Circa 14:00 Uhr, noch ist es idyllisch. Doch kurz darauf kommen 3 schwedische Motoryachten an, die sich, vielleicht 50 m entfernt, zu einer gemeinsamen Yachtinsel vertäuen. Im Wilden Westen nannte man das Wagenburg. Man tat es um sich gegen die Indianer besser verteidigen zu können. Doch wir sind hier weder im Wilden Westen, noch gibt es etwas zu verteidigen. An Bord sind neben je einem Pärchen auch deren diverse Kinder und Papa hat natürlich an alles gedacht: Jetski, Schlauchboot, StandUpBoard und Sprungbrett bzw. Wasserrutsche. Die Kinder kreischen vor Vergnügen – die 3 Segelboote nebenan nicht. Als Papa dann mit dem Jetski auch noch zwischen den Segelbooten durchheizt (in der anderen Richtung wäre viel freier Platz gewesen) platz einer schwedischen Mitseglerin der Kragen. Mit klaren Anweisungen samt Fingerzeig verbannt sie den Fahrer, der sich entschuldigend zurückzieht. Doch der Tag läuft noch und jetzt muss jedes Kinder erst einmal auf einer Art aufblasbarer Insel per Jetski in etlichen Runden durch die Bucht gezogen werden. Das ist viel Motorlärm und Gejohle und wird erst dann ruhiger, als gegen 19:oo das Abendessen eingeläutet wird. 


Freitag, 26. Juli, Vindåsen – Saltö

Bis etwa 9:00 Uhr bleibt es in der Wagenburg ruhig, dann kehrt hörbar Leben ein. Gut, dass ich ohnehin in Kürze aufbreche. 

Bei Aufholen der Anker dauert es dann heute doch etwas länger. Beim Buganker läuft alles wie gewohnt, doch am Heck rührt sich nichts. Der Heckanker sitzt so fest, dass ich seinen Festmacher zunächst auf einer Winsch belege. Doch selbst winschen lässt sich der Festmacher nicht. Letztes Mittel – Gas geben. Ich gebe kurz Gas, der Anker bricht aus dem Grund. Der Rest ist Standard. Glück gehabt.

Es ist wie gestern, schönstes Sommerwetter und wieder schafft der Wind nicht mehr als 2 Beaufort. Doch zu meiner Ehrenrettung schaffe ich es mit viel Geduld zwei der knapp zwölf Seemeilen unter Segel zurück zu legen. 


Dieser kleine Junge hat offensichtlich deutlich mehr Spaß unter Motor unterwegs zu sein.
Als er sieht, dass ich ihn fotografiere, gibt er noch einmal alles und winkt mir später zu.


Um kurz vor 14:00 Uhr liege ich bereits vor Anker. Alleine, und das soll auch die ganze Zeit so bleiben. Wieder einmal Natur pur. Fast wie ein Binnensee, komplett von Inseln eingeschlossen und mit einem Durchmesser von gut einem Kilometer finde ich eine Bucht am südöstlichen Ende. Ich befinde ich jetzt in einem Schärenbereich, der dicht am schwedischen Festland liegt. Da sich in der Nachbarschaft keine größeren Siedlungen oder gar Städte befinden, ist die Anfahrt den Schweden offensichtlich zu weit. An der Schönheit der Natur kann es zumindest nicht liegen, sage ich mir. 


An den binnenseeähnlichen Meeresabschnitt schließen sich ausgedehnte Schilfgürtel an, hier und da durch große Felsen unterbrochen.


Zum Wiederholten Mal bin ich glücklich, dass ich mir letztes Jahr dieses Kajak zugelegt habe. Schon geht es los, um das Flachwasser zu erkunden.


Graureiher sind ausgesprochen scheu und schwer vor die Linse zu bekommen.


Samstag, 27. Juli, Saltö – Morsholmen

Gegen 11:00 Uhr lichte ich nacheinander die Anker. Wie immer stellt man erst hinterher fest, welchen Ankergrund man erwischt hat. Diesmal ist es Ton, in seiner reinsten Form. Meine schwarze Segelhose sieht aus, als hätte ich an einem Töpferkurs teilgenommen – ich korrigiere, das gesamte Bootsheck sieht aus, als hätte ich einen Töpferkurs durchgeführt. Ich bemühe mich, die Anker zunächst von den groben Tonresten mit der Hand zu befreien. Zwischendurch wasche ich meine Hände immer wieder mit Salzwasser ab. Es ist erstaunlich, wie gut Ton überall haftet. Die Hände fühlen sich nach dem Trocknen ganz glatt, fast seidig, an. Ich nehme mir einen Eimer, schöpfe Salzwasser und schütte Dutzende dieser Eimerinhalte auf das Deck, wische hier und da nach. Muss fürs Erste reichen. Nach 20 Minuten kann ich dann endlich abfahren.

Bei der Ausfahrt aus „meinem Binnensee“ kann ich einen Adler am Himmel kreisen sehen. Kurz darauf entdecke ich weitere drei Adler die in der Thermik ohne Flügelschlag zu schweben scheinen. Vermutlich eine Familie mit zwei Jungadlern. Fotografieren kann ich sie aufgrund der Entfernung nicht, freue mich aber dennoch immer über eine solche, nicht ganz alltägliche, Sichtung.
Die erste Sichtung eines anderen Bootes habe ich hingegen erst kurz bevor ich die Außenschären erreiche.

Der Wind kommt mir heute mit bis zu 15 Knoten (4 Beaufort) entgegen. Das macht das sonnige Wetter im Vergleich zu den letzten beiden Tagen deutlich erträglicher. Gleichzeitig ist es mit gemessenen 25°C auch objektiv etwas kühler. Doch der Gegenwind sorgt auch für Strömung und die kommt mir ebenfalls mit bis zu 0,9 Knoten entgegen. Das bremst deutlich. Durchs Wasser fahre ich mit 6,3 Knoten – nach GPS bewege ich mich dabei aber nur mit 5,4 Knoten vorwärts. Ich habe es ja nicht so weit, tröste ich mich. Rund 18 Seemeilen habe ich heute geplant.

Seit heute Morgen schon, fühle ich mich nicht ganz fit. Etwas schwindlig, gut das ist der Kreislauf, aber auch weich in den Beinen, nervös. Ich werde mich schonen. In den Außenschären habe ich dann eine Welle von rund 0,7 m, manchmal knapp einem Meter. Das ist eigentlich nicht viel. Die See ist heute aber kabbelig und Ari rollt etwas in den Wellen. Vorsichtshalber nehme ich eine Reisetablette. 

Irgendwann fühle ich mich besser und mir fällt diese Insel auf. Schon letztes Jahr fuhren wir hier vorbei. Von weitem kaum zu deuten. 


Zoomen wir etwas heran:



Eine Kormorankolonie! Man erkennt Kormorankolonien schon von weitem an den Nestern, die sich auf völlig kahlen bzw. abgestorbenen Bäumen befinden. Offensichtlich brüten Kormorane immer an derselben Stelle und ihre Hinterlassenschaften zerstören sowohl den Baum auf dem sie sitzen, als auch alles was direkt darunter ehemals gegrünt haben mag.



Mit dem Kajak ist man hier übrigens auch sehr gut unterwegs. In den Innenschären ist keine hohe Welle zu erwarten und Platz zum Zelten gibt es im Überfluss.

Aus meinen geplanten 18 sm wurden dann doch noch 22 sm. Mehrere Buchten die ich anlief, waren in Bezug auf Wind und Welle zu unruhig. So beschloss ich, obwohl ich bereits vor Anker lag, noch einmal umzuziehen.
Mein heutiger Ankerplatz: