Heutiges Ziel ist Oxelösund. Meine Ankerbucht an der Insel Askär verlasse ich erst gegen Mittag. Es geht insgesamt 2,75 sm, etwas mehr als 5 km, weit in den "Oxelösunds Gästhamn".
Vorbei an den dicken Pötten. Den hier kennen wir schon von gestern. Die Ladung (irgendein Schüttgut) wird immer noch gelöscht (i.S. von entladen).
Nach 48 Minuten liege ich fest an einer Mooringboje des Gästhamn. Etwas Näher wäre der Oxelösund Fiskehamn, der ehemaligen Fischereihafen, gewesen. Doch dieser ist im Hafenführer als beengt beschrieben. Das kann ich bei dem heutigen Wind von um die 15 kn nicht gebrauchen.
Ein erster Blick von einem der Anleger im Gästhamn. Zunächst fällt einem der Hintergrund auf. Aber achtet mal auf die diversen Blumenkübel (oben als auch unten) …
Das ist für mich auch typisch Schweden. Überall findest du gepflegte Blumenschalen, gepflegte Grünanlagen und ein Anker darauf, darf auf keinen Fall fehlen.
Oxelösund ist genau genommen eine verwirrende Bezeichnung, meint man damit doch die Kleinstadt mit rund 10.000 Einwohnern und keinen Sund im Sinne einer Meerenge.
Auf einer Halbinsel vor der Stadt befinden sich neben dem Frachthafen, die hier ansässigen Großunternehmen in Sachen Stahl. Diese machen auch von See kommend die Skyline von Oxelösund aus, die alles andere als schön ist.
SSAB Merox AB: Stahlherstellung und – Veredlung durch legieren der Stähle. Führender Hersteller auf dem Weltmarkt. 15.000 Mitarbeiter in 50 Ländern.
Aber wie bei allen Großen, gibt es auf der Homepage viel Blabla zu lesen. So zum Beispiel: „… hat die SSAB die Führung im Streben nach einer nachhaltigen Geschäftswelt übernommen. Jetzt wollen wir noch mehr tun. Unser Plan ist es, unsere CO² - Emissionen bis 2045 zu senken“. Frei übersetzt: „Wir heben noch nichts in Sachen Umweltschutz erreicht, wollen das aber bis in 26 Jahren verbessert haben“. Das schafft Ihr – bei einer so klaren Zielvorgabe – ohne Zweifel!
Hardox Wearparts: Industrieanlagenanbieter mit dem Schwerpunkt Fördertechnik Bergbau, Baggerausrüstung, Hämmer und Crusher für den Abbruch und die Aufbereitung von Gestein und Erzen. Anlagen zur Zementherstellung.
Proplate Oxelsund AB: Auf der 59 Hektar (!) großen Produktionsanlage findet Stahlbearbeitung im Sinne von Schneiden, Schweißen und Lackieren statt.
Es verkehren permanent LKW, mit Koks beladen, zwischen all dem Schüttgut-Lager (Mitte) und dem Stahlwerk. Der Radlader benötigt genau zwei volle Schaufeln um einen LKW zu beladen. Das dauert nicht länger als drei Minuten. Währenddessen steht ein nächster LKW bereit. Man kann sich vorstellen, wie viel Koks hier im Stahlwerk verheizt wird.
Doch ich bin ja auf der Suche nach der Oxelösund „Gamla Stan“, wie sich Altstadt auf Schwedisch nennt. Der Fußweg vom Gästhamn (Gästehafen) zur Gamla Stan beträgt rund 3 km, sofern man nicht, wie ich, diverse Umwegen wegen der schönen Fotomotive nimmt und sich dann auch noch verläuft. Weil ich mich nie verlaufe und mir deswegen auch so sicher bin, das es schon passt, obwohl ich keine Hinweisschilder sehe, verlaufe ich mich dieses Mal so richtig. Eine nette Passantin hilft mir gerne weiter und so finde ich mein Ziel anschließend doch noch. Insgesamt werde ich am Abend gute 12 – 15 km Fußmarsch auf der Uhr haben.
Doch so weit sind wir noch nicht. Alleine der Hinweg ist jeden Schritt wert. Und so finden sich folgende Motive:
Selbst aus der Unterführung an einer Schnellstraße können Schweden einen Hingucker für Vorbeifahrende und -laufende, machen.
Der Platz vor dem örtlichen ICA, einer von uns gerne genutzten Supermarktkette, strotzt vor Blütenpracht. Dank 25% Mehrwertsteuer.
Ein historischer Schienenbus mit Postabteil steht auf dem Abstellgleis. Er besteht aus dieselgetriebenem Steuerwagen und Beiwagen und wurde in den 50´erJahren gebaut.
Zu besichtigen gibt es unter anderem auch das Schloss zu Oxelösund. Da es aber in der anderen Richtung liegt und nach den offiziellen Fotos, was die Schönheit und Größe betrifft, nicht annähernd an das Kalmar Slott heranreicht, verzichte ich auf den Besuch.
Die Ursache für das Verlaufen ist schnell gefunden. Ich sah das Hinweisschild – habe es nur falsch gelesen, denn aus dem Straßennamen Gamla Stan Oxelösundsvägen wird sowohl auf dem Straßenschild als auch dem Hinweisschild Mangels Platz: „G:la Oxelösundsv.“. Wenn man das schließlich weiß, ist der Rest kein Problem und irgendwann ist alles gefunden.
Die wenigen heute noch erhaltenen Häuser der Gamla Oxelösund wurden mit Beginn der 1860`er Jahre erbaut und dienten hauptsächlich Lotsen, Zollbeamten und Tischlern als Zuhause. Ab 1950 Stand die Eisenverhüttung im Vordergrund und es gab Pläne, die Häuser der Gamla Oxelösund zu deren Erweiterung abzureißen. Diese Pläne wurden dann durch eigens zur Erhaltung der Altstadt (genauer des Alt-Dorfes) gegründeten Vereins abgewendet. Mangels finanzieller Unterstützung fielen dennoch einige der alten Häuser dem Zahn der Zeit zum Opfer. Heute führt der sogenannte „Kulturstigen“ (Kulturweg) an diesen historischen Gebäuden vorbei. Einige sind bewohnt, andere dienen augenscheinlich als reine Museumsstücke, die von außen zu betrachten sind.
Kein Zweifel – früher waren die Menschen kleiner! |
Aber abseits des Weges findet man auf den glattgeschliffenen Granitfelsen der Schäre auch viele weitere schöne Motive.
Ein Blick über etwa die Hälfte des Ortes Gamla Oxelösund |
Inzwischen ist es nach 18:00 Uhr, ich habe noch über 3 km zu laufen und noch kein Abendbrot für heute. Daher geht es jetzt zu ICA, dann in den Gästhamn ... und nach etwas zu Essen sicher relativ früh in die Koje.
Mittwoch, 31. Juli, Oxelösund
Zum Frühstück gönne ich mir „Kardamom Knut“, eine Art Kardamom-Schnecke aus Hefeteig und viel Gewürz. Drei habe ich mir gestern bei ICA gekauft. Echt lecker!
Ansonsten ist für heute Ausruhen, Bootsputz, Blogschreiben und die Vorbereitung auf den morgigen Törn angesagt. Wo´s hingeht verrate ich heute noch nicht.
Bleibt mir gewogen und weiter neugierig.