Was für ein Tag ...
Der Durchschnitt aller Wettervorhersagen ergab für den Montag trockenes Wetter mit viel Sonnenschein und eine Windstärke von anfänglich 5-6 Bft aus Ost, später abnehmend auf 4-5 Bft.
Ideal - lasst uns in den Norden rauschen. Dabei standen die Häfen am Ausgang des Sundes (Entfernung 40 sm) nur als "wir-geben-auf-Nothalt" auf dem Plan. Wir wollten schon in den knapp 70 sm entfernten Hafen von Torekov im Kattegat kommen.
Kaum aus dem Hafen von Skanör raus, bekamen wir die vollen 6 Bft auf dem Mütze. OK, kein Problem - beide Segel ins 2.Reff und los. Ab ging die Luzi mit gut 7 ktn - am Wind, das war schon beeindruckend, weil Ari sich von der Welle noch gar nicht beeindrucken ließ.
Bis zur
Øresundbrücke wurde es immer rasanter. Mittlerweile stand der Wind auf 6 Bft, in Böen satte 7 Bft (22 - 30 ktn auf der Anzeige).
Ein paar Meter vor der Brücke kamen wir in ordentliche Turbulenzen. Harry schaltete geistesgegenwärtig den Motor ein und drückte damit unsere Dicke zwischen den Pfeilern der 40m hohen Brücke hindurch.
Im Sund wurde es nicht, wie von uns erwartet, ruhiger - im Gegenteil. Kurz nach Ausgang des Brückenfahrwassers schoss uns eine Böe mit 33 ktn in die Segel. Holla, die Waldfee.
Gut, ... das Boot kann das. Wir jetzt auch. Während mein Gesicht weniger entspannt aussah, strahlte Harry mit der brennenden Sonne um die Wette. Das war sein (Abenteuer-)Wetter.
Im Sund hielt sich der Wind weiterhin im konstanten 6-Bft-Bereich auf. Ari schoss mit 7 - 9 ktn durchs Wasser. Ging der Wind mal auf 5 Bft runter hieß es schon: "der Wind schläft ein". Man kann sich ziemlich schnell an dieses Tempo gewöhnen.
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Entspannt sieht anders aus :-) |
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Ein unangenehmer Anblick ... diese schnellen Biester (hier in Helsingborg). |
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So ist es schon besser |
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Am Übergang vom Sund zum Kattegatt |
Das wir nicht am Ende des Sundes Halt machen, war ziemlich früh klar. Torekov wir kommen.
Nach knapp 9 Stunden hatten wir die 70 sm geschafft. Nach ein paar Querelen beim Einholen der Segel - was sich bei 5-6 Bft etwas schwierig gestaltete - fuhren wir in den Hafen ein.
... und waren entsetzt: der kleine Hafen war komplett voll. Die Boote lagen selbst an den engsten Stellen schon im Päckchen (zwei Boote nebeneinander). Das Manövrieren war in dieser Enge und dem Seitenwind enorm schwierig, aber Harry hatte das im Griff. Ziemlich angepi... zogen wir mit Vollgas von dannen. Wir waren müde, von der Sonne verbrannt und hungrig.
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Die Abendstimmung war trotzdem irgendwie schön - aber wir konnten sie gerade nicht genießen. |
Während Harry das Boot aus dem Hafen schoss, suchte ich unter Deck so schnell wie möglich einen Ausweich-Hafen. Da ich mich allein auf die Strecke nach Stockholm vorbereitet hatte, war nach Wegfall dieser Option noch nichts für die Westküste geplant. Nach kurzem Tauglichkeitstest kam ich auf Halmstad. Ich wollte es nicht nochmal in einem der kleinen Häfen hier darauf ankommen lassen. Der Hafen in Halmstad versprach viele Gastliegeplätze entlang des Flussufers der Nissan.
Der Hafen lag leider genau in Windrichtung (Ostnordost). Das hieß für Ari und uns: 3 Stunden gegenan unter Motor durch die Wellen prügeln. Da der Wind immer noch seine 5-6 Bft hielt, war das keine schöne Tour - und die Stimmung an Bord war dementsprechend.
Nach insgesamt 12 Stunden Fahrt und knapp 88 sm (Tageshöchstgeschwindigkeit 10,2 ktn !!!) kamen wir im letzten Tageslicht im Hafen an.
Was auf den ersten Blick sehr "industriell" aussah, entpuppte sich nach ein paar hundert Metern als urig gelegener Stadthafen. Die Farben der untergehenden Sonne spiegelten sich auf fast allen Gebäuden und Gegenständen wieder. Sogar die Beschläge am Boot schienen kupferfarben.
Unser Abendbrot bestand aus schnell in die Pfanne geworfenen Currywürsten mit Bautzener Ketchup der Marke "Berliner Currywurst" ... und fielen sehr müde in die Koje.
Noch ein Brüller zum Abschluss:
nach dem Anlegen war uns nicht ersichtlich, wo man hier wie bezahlt. Wir verschoben diese Klärung auf den nächsten Morgen.
Als wir gerade im Bett am Einschlafen waren, klopfte es haarsträubend laut an der Bordwand. Beide hoben wir brummelnd unsere Köpfe. Harry schlurfte zum Niedergang und stieg ins Cockpit. Der Abendkontrolleur des Hafens machte uns - sehr höflich - auf die Bezahlmöglichkeit in 100m-Entfernung aufmerksam. Wir zogen uns - immer noch brummelnd - irgendwas über , schnappten die EC-Karte und stiefelten los. Der "Kontrolletti" wartet doch tatsächlich am Automaten auf uns - jedenfalls schien uns das so. Nachdem wir uns ehrlich gemacht hatten, kamen wir mit ihm ins Gespräch und verquatschten uns mit dem netten Herrn doch tatsächlich, trotz unserer Müdigkeit. Irgendwann jedoch brachte ich das Gespräch der Herren über Classic-Yachten mit einem beherzten "I wish a good night" zum Erliegen und wir trotteten zurück zum Boot. Dies allerdings nicht, ohne nochmal einen Blick über den schönen Stadthafen bei Nacht schweifen zu lassen.
Unser langer Törn in zwei Karten aufgeteilt. Von unten nach oben: Skanör bis Ende des Sunds, danach weiter nördlich im Kattegatt: