Mittwoch, 2. Oktober
Um fünf Uhr früh klingelt mein Wecker, denn ich möchte bei Sonnenaufgang bereits den Hafen verlassen. Heute steht ein Törn von 90 Seemeilen an, und der Wind einigermaßen günstig. So bleiben mir rund zwei Stunden für Frühstück und Törnplanung. Um kurz nach sieben knipse ich im Hafen noch das folgende Foto, kurz bevor die Sonne aufgeht.
Vorbei am südlichsten Zipfel von Öland ...
Der Tag beginnt mit 4 Beaufort und einer ordentlichen Welle gegen die ich im Anwindkurs anzufahren habe. Das ergibt keine rekordverdächtigen Geschwindigkeiten und so ziehen sich die Meilen bis Bornholm.
Sie kommen von rechts und von links ...
... mal kleine Wellen ...
... dann wieder größere ...
Hinein in den Sonnenuntergang ...
Es ist Zeit die Positionlichter einzuschalten. Die am Bug sieht man nur, weil sie gerade die Gischt bunt färben.
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Durch Spritzwasser auf der Linse fast wie ein Aquarell |
Um kurz vor 23:oo mache ich dann im südlich gelegenen Nexö, Bornholm, fest. Nach einem schnellen Abendessen falle ich wie tot in die Koje. Es ist erstaunlich, wie das dauernde Schaukeln durch den Wellengang am Körper zehrt.
Donnerstag, 3. Oktober
Um 8:oo holt mich mein Wecker aus dem noch komaähnlichen Schlaf. Nach einem Kaffee und einem Blick in den Seewetterbericht entscheide ich, heute noch nicht in die Heimat zu fahren. Der Wind würde mir heute nach zwei Drittel der Strecke von noch insgesamt etwa 100 Seemeilen ausgehen. Die Knochen tun mir weh, mein rechtes Handgelenk schmerzt und muss geschont werden. Ich lege mich in die Koje und wache erst am Nachmittag wieder auf. Jetzt fühle ich mich zumindest ausgeschlafen, der Rest schmerzt immer noch.
Zeit für etwas Bewegung, die ich mir beim Gang zum Hafenmeister und auf einer kleinen Fotorunde durch den Hafen verschaffe. Der Liegeplatz kostet 280,- Dänische Kronen inkl. Electricity. Der Hafen selbst vermittelt den Eindruck, er haben schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Alles ist alt und sieht auch so aus. Und, mir fehlen die schwedischen Blumenkübel. Für eine Nacht wird es gehen.
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Hafenbecken reiht sich an Hafenbecken ... |
Und dann finde ich doch noch eine Perspektive, aus der alles nicht ganz so trostlos wirkt:
Das liest sich auf einer komunalen Seite ganz anders:
Nexø
Ganz im Osten von Bornholm liegt die mit knapp 4.000 Einwohnern,
zweitgrößte Stadt der Insel, Nexø. Einst um den kleinen Hafen gegründet,
hat sich Nexø bis heute zu einer bedeutenden Hafenstadt entwickelt. Das
Stadtbild von Nexø bietet eine harmonische Mischung der Gebäude aus Alt
und Jung sowie Hafenmilieu und lebendigem Treiben am Marktplatz. Dort
kann man gut durch die kleinen Geschäfte bummeln, in einem der Cafes und
Restaurants einkehren oder einen Museumsbesuch machen. Für Urlauber
auch sehr wichtig, in Nexø findet man Geldautomaten verschiedener
Banken. Auch Nexø hat eine schöne Kirche. Das Gebäude aus der Spätgotik
ist im Vergleich zu den anderen Kirchen auf Bornholm
jedoch recht jung. Um die Kirche herum zeigt sich Nexø von seiner
verträmten Seite. Enge Gassen, Kopfsteinpflaster und die Farbenfrohen
Fachwerkhäuser bilden die Kulisse für schöne Urlaubserkundungen.
Da hat natürlich jeder Tourist eine andere Betrachtungsweise.
Das Einzige, dass hier aus meiner Sicht unbedingt einen Besuch lohnt, ist der am westlichen Stadtrand
Nexøs gelegene Schmetterlingspark. Dort sind in einem ehemaligen Gewächshaus über 1.000 Schmetterlinge aus aller Welt zu bestaunen und da diese an den Menschen gewöhnt sind, auch leicht zu fotografieren.
Morgen geht es zurück in die Heimat. Der Wind soll laut Wettervorhersage günstig stehen. Für die anstehenden 100 Seemeilen (rund 185 km) plane ich 15 Stunden ein (aber was läuft schon nach Plan?). Nach einer vorübergehenden Schwachwindphase mit drehenden Winden, soll sich gegen 17:oo ein beständiger Nordostwind mit 15 bis 22 Knoten Starke einstellen. Das verspricht zumindest eine schnelle und einigermaßen entspannte Fahrt. Wenn ich hier gegen 18:oo starte sollte ich um 10:oo in Neuhof, dem Heimathafen, sein. So die Theorie.
Ich bleibe gespannt und weiterhin neugierig, wie das ausgeht.