Irgendwie waren wir da, aber noch nicht angekommen. Wollten wir auch gar nicht.
Wir blieben noch zwei Nächte im City-Hafen Stralsund, vielleicht, um uns langsam wieder an die Stadt zu gewöhnen ...
Regen - das war das Hauptthema an diesem Freitag. Wir brauchten ein wetterunabhängiges Programm. Irgendwas Schönes, was noch mit dem Meer zu tun hat. Also gingen wir schnell mal tauchen:
OK, ja ... das ist nicht gerade die Ostsee. Das sind die Aquarien des Meeresmuseums Stralsund, beherbergt in einem ehemaligen Kloster. Hier wurden Kindheitserinnerungen bei mir wach; hierher hatte ich zu DDR-Zeiten auch meine Tochter Denise geschleppt. Bevor das Ozeaneum in Stralsund eröffnete, war es DIE Attraktion, um sich etwas in Meereskunde schlau zu machen.
Hier zum Beispiel, für meine liebe Tochter: DAS ist die Mutter aller Krabben. Nicht das kleine, niedliche Wesen, dass euch in Italien so erschreckt hat. Eine Japanische Spinnenkrabbe:
Die kleinen Kerle erinnerten mich daran, dass ich noch die DVD "Findet Nemo" mitgenommen hatte. Armer Harry, der Film wird heute Abend fällig ...
So eklig das Wetter auch war, brachte es ab und zu sogar schöne Momente zu Tage:
Zurück zum Boot ließen wir den Tag bei ein paar Regenschauern, Windböen, einem leckeren Essen und "Findet Nemo" ausklingen.
Es wurde noch ein sehr schöner und langer Abend, Ich musste bis 23:50 Uhr aushalten, dann kurz in der Kajüte verschwinden und als ich wieder rauskommen durfte, erwartete mich ein liebevoll gedeckter Geburtstagstisch.
12.09.2015 Sonnabend
Ja, nun hatte es mich auch erwischt. Mit Schlag 0 Uhr am 12. September 2015 bin ich 50 Jahre alt geworden. Trotz der hohen Jahreszahl ist Geschenkeauspacken immer noch ein aufregendes Zeremoniell. Dabei schenken wir uns eigentlich gar nichts ... eigentlich :-)
Ein Geburtstag, der irgendwie genau ans Ende dieses Urlaubs passte, der schöne Abschluss eines erlebnisreichen Törns.
Wir schwelgten noch ein wenig in Erinnerungen, dachten an unsere so erwachsen gewordenen Kinder (26 + 20 Jahre alt) und begaben uns erst spät in die Koje.
Nicht für lange - der böige und drehende Wind beschäftigte uns noch die halbe Nacht. Mehrmals ging Harry raus, die Leinen anpassen, damit das Boot etwas ruhiger liegt.
Wir begannen den (Geburts-)Tag mit einem "außerhäusigen" Frühstück. Bei unserem Besuch der Stralsunder Altstadt am Vortag hatten wir ein uriges kleines Cafè entdeckt. Hier zelebrierten wir heute Vormittag unser Frühstück:
An den Wänden Fotos des Viertels von den 70er Jahren bis heute - ein unglaublicher Wandel vom grauen Altstadtrevier zum bunt restaurierten Hanseviertel.
Das Speisenangebot, schon am Vortag getestet, war viel zu gut.
Hattest du dich auf der Karte für etwas Leckeres entschieden, fandest du garantiert auf der nächsten Seite noch zwei/drei weitere Speisen, die man eigentlich nicht auslassen durfte.
Es gab verschiedene Varianten belgischer Waffeln, Eierkuchen, Sturmbeutel, Flammkuchen, selbstgemachte Torten, Blechkuchen und diverse Tee-, Kaffee- und Kakaovariationen.
Zur Feier des späten Vormittags gab es Kaiserschmarrn für mich und Schmandtorte für Harry.
Boah, war das lecker!
Nach einem Verdauungs-Stadtbummel erinnerten wir uns der Brückenöffnungszeiten der Ziegelgrabenbrücke und sputeten uns. Es war 11:25 Uhr als wir in der Stadt auf die Uhr sahen - 12:20 Uhr öffnete die Brücke. Das nächste Mal erst wieder 3 Stunden später - zu spät für uns heute.
Mit aller Routine machten wir schnell uns und dann dann Boot klar und legten 12:10 Uhr im Hafen ab. Das ist ausreichend, denn dieser liegt fast direkt neben der Brücke unter dem Rügendamm.
So ging es das letzte Mal in diesem Urlaub hindurch und unter Motor die knapp 6 sm in den Heimathafen Neuhof. Der böige Wind aus Ost verwehrte uns, den letzten Törn unter Segel zu fahren - denn dieser ging von der Brücke aus in Richtung Ost.
Im Hafen angekommen, wurde das Logbuch sauber abgeschlossen, das Cockpit aufgeräumt und die Segelsachen vorerst verstaut.
Zeit für eine kleine private Geburtstagsfeier im Cockpit:
So ließen wir den Tag ausklingen. Noch ein schönes, einfaches Essen im Freien, ein bisschen Sonnenuntergang auf dem Vordeck und nun, bei eingeschalteter Dieselheizung, bereit zum gemütlichen DVD-Abend.
Wie kann man sich einen letzten Urlaubstag angenehmer gestalten?
Morgen dann der notwendige Rest: Boot aufräumen und säubern (schon wieder ´ne Salzkruste drauf), alles, was mit muss, ins Auto räumen und irgendwann im Laufe des Nachmittags auf die Autobahn Richtung Berlin.
Fazit:
Wir haben 3 wunderschöne Wochen Segelurlaub hinter uns. In dieser Zeit haben wir drei verschiedene Länder bereist (Deutschland, Dänemark, Schweden) und sind dazu 12 verschiedene Häfen angelaufen.
Der Reiseweg betrug 582 sm {418 sm unter Segeln (72 %) und 164 sm unter Motor (28%)}. Dabei ist der Motor oft auch nur als Unterstützung bei viel zu flauem Wind mitgelaufen (insgesamt waren es 30h Motorbetrieb). Wir haben wieder viel über uns und das Boot gelernt. Es ist schon ein großer Unterschied zum ersten, kleineren Boot. Nicht nur der Reisekomfort, sondern auch die möglichen Meilen, welche man nun am Tag schaffen kann, haben uns in noch interessantere Gegenden gebracht.
Auch segeltechnisch haben wir wieder viel dazugelernt. Jetzt muss nur noch mehr körperliche Fitness her ....
Schweden ist und bleibt meine Lieblingsgegend.
Die Schären haben mich verzaubert, die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen dort ist sehr wohltuend und reflektiert sofort auf das eigene Wesen. Schweden - vor allem der neu entdeckte Teil des nördlichen Westschwedens - ist rau, aber schön!