Samstag, 12. September 2015

11./12.09.2015 Heimat(hafen)

11.09.2015 Freitag

Irgendwie waren wir da, aber noch nicht angekommen. Wollten wir auch gar nicht.
Wir blieben noch zwei Nächte im City-Hafen Stralsund, vielleicht, um uns langsam wieder an die Stadt zu gewöhnen ...

Regen - das war das Hauptthema an diesem Freitag. Wir brauchten ein wetterunabhängiges Programm. Irgendwas Schönes, was noch mit dem Meer zu tun hat. Also gingen wir schnell mal tauchen:




OK, ja ... das ist nicht gerade die Ostsee. Das sind die Aquarien des Meeresmuseums Stralsund, beherbergt in einem ehemaligen Kloster. Hier wurden Kindheitserinnerungen bei mir wach; hierher hatte ich zu DDR-Zeiten auch meine Tochter Denise geschleppt. Bevor das Ozeaneum in Stralsund eröffnete, war es DIE Attraktion, um sich etwas in Meereskunde schlau zu machen.

Hier zum Beispiel, für meine liebe Tochter: DAS ist die Mutter aller Krabben. Nicht das kleine, niedliche Wesen, dass euch in Italien so erschreckt hat. Eine Japanische Spinnenkrabbe:



Die kleinen Kerle erinnerten mich daran, dass ich noch die DVD "Findet Nemo" mitgenommen hatte. Armer Harry, der Film wird heute Abend fällig ...


So eklig das Wetter auch war, brachte es ab und zu sogar schöne Momente zu Tage:



Zurück zum Boot ließen wir den Tag bei ein paar Regenschauern, Windböen, einem leckeren Essen und "Findet Nemo" ausklingen.


Es wurde noch ein sehr schöner und langer Abend,  Ich musste bis 23:50 Uhr aushalten, dann kurz in der Kajüte verschwinden und als ich wieder rauskommen durfte, erwartete mich ein liebevoll gedeckter Geburtstagstisch.


12.09.2015 Sonnabend

Ja, nun hatte es mich auch erwischt. Mit Schlag 0 Uhr am 12. September 2015 bin ich 50 Jahre alt geworden. Trotz der hohen Jahreszahl ist Geschenkeauspacken immer noch ein aufregendes Zeremoniell. Dabei schenken wir uns eigentlich gar nichts ... eigentlich :-)

Ein Geburtstag, der irgendwie genau ans Ende dieses Urlaubs passte, der schöne Abschluss eines erlebnisreichen Törns.

Wir schwelgten noch ein wenig in Erinnerungen, dachten an unsere so erwachsen gewordenen Kinder (26 + 20 Jahre alt) und begaben uns erst spät in die Koje.

Nicht für lange - der böige und drehende Wind beschäftigte uns noch die halbe Nacht. Mehrmals ging Harry raus, die Leinen anpassen, damit das Boot etwas ruhiger liegt.




Wir begannen den (Geburts-)Tag mit einem "außerhäusigen" Frühstück. Bei unserem Besuch der Stralsunder Altstadt am Vortag hatten wir ein uriges kleines Cafè entdeckt. Hier zelebrierten wir heute Vormittag unser Frühstück:


An den Wänden Fotos des Viertels von den 70er Jahren bis heute - ein unglaublicher Wandel vom grauen Altstadtrevier zum bunt restaurierten Hanseviertel.


Das Speisenangebot, schon am Vortag getestet, war viel zu gut.

Hattest du dich auf der Karte für etwas Leckeres entschieden, fandest du garantiert auf der nächsten Seite noch zwei/drei weitere Speisen, die man eigentlich nicht auslassen durfte.

Es gab verschiedene Varianten belgischer Waffeln, Eierkuchen, Sturmbeutel, Flammkuchen, selbstgemachte Torten, Blechkuchen und diverse Tee-, Kaffee- und Kakaovariationen.

Zur Feier des späten Vormittags gab es Kaiserschmarrn für mich und Schmandtorte für Harry.
Boah, war das lecker!




Nach einem Verdauungs-Stadtbummel erinnerten wir uns der Brückenöffnungszeiten der Ziegelgrabenbrücke und sputeten uns. Es war 11:25 Uhr als wir in der Stadt auf die Uhr sahen - 12:20 Uhr öffnete die Brücke. Das nächste Mal erst wieder 3 Stunden später - zu spät für uns heute.
Mit aller Routine machten wir schnell uns und dann dann Boot klar und legten 12:10 Uhr im Hafen ab. Das ist ausreichend, denn dieser liegt fast direkt neben der Brücke unter dem Rügendamm.

So ging es das letzte Mal in diesem Urlaub hindurch und unter Motor die knapp 6 sm in den Heimathafen Neuhof. Der böige Wind aus Ost verwehrte uns, den letzten Törn unter Segel zu fahren - denn dieser ging von der Brücke aus in Richtung Ost.


Im Hafen angekommen, wurde das Logbuch sauber abgeschlossen, das Cockpit aufgeräumt und die Segelsachen vorerst verstaut.

Zeit für eine kleine private Geburtstagsfeier im Cockpit:


So ließen wir den Tag ausklingen. Noch ein schönes, einfaches Essen im Freien, ein bisschen Sonnenuntergang auf dem Vordeck und nun, bei eingeschalteter Dieselheizung, bereit zum gemütlichen DVD-Abend.
Wie kann man sich einen letzten Urlaubstag angenehmer gestalten?

Morgen dann der notwendige Rest: Boot aufräumen und säubern (schon wieder ´ne Salzkruste drauf), alles, was mit muss, ins Auto räumen und irgendwann im Laufe des Nachmittags auf die Autobahn Richtung Berlin.

Fazit:
Wir haben 3 wunderschöne Wochen Segelurlaub hinter uns. In dieser Zeit haben wir drei verschiedene Länder bereist (Deutschland, Dänemark, Schweden) und sind dazu 12 verschiedene Häfen angelaufen.
Der Reiseweg betrug 582 sm {418 sm unter Segeln (72 %) und 164 sm unter Motor (28%)}. Dabei ist der Motor oft auch nur als Unterstützung bei viel zu flauem Wind mitgelaufen (insgesamt waren es 30h Motorbetrieb). Wir haben wieder viel über uns und das Boot gelernt. Es ist schon ein großer Unterschied zum ersten, kleineren Boot. Nicht nur der Reisekomfort, sondern auch die möglichen Meilen, welche man nun am Tag schaffen kann, haben uns in noch interessantere Gegenden gebracht.
Auch segeltechnisch haben wir wieder viel dazugelernt. Jetzt muss nur noch mehr körperliche Fitness her ....

Schweden ist und bleibt meine Lieblingsgegend.
Die Schären haben mich verzaubert, die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen dort ist sehr wohltuend und reflektiert sofort auf das eigene Wesen. Schweden - vor allem der neu entdeckte Teil des nördlichen Westschwedens - ist rau, aber schön!

Freitag, 11. September 2015

10.09.2015 Fast angekommen

Ob wir nun wollten oder nicht - wir mussten. Urlaubsende, Heimfahrt, .... all diese bösen Worte waberten durch den frühen Morgen.
Und dann noch diese Un-Uhrzeit - 6 Uhr schrie der Wecker nach uns. Aber ein Sonnenaufgang wie der heutige - ein bisschen wolkenverhangen und dadurch dramatisch -  ist immer wieder ein schöner Anblick und entschädigt für den frühen Rausschmiss.



Kurz nach sieben Uhr verließen wir den Hafen von Skanör. Vor uns lagen ca.70 sm Strecke bei (angesagtem) Wind mit 4 Bft, aus Ost-Nordost auf Ost drehend, und bis zu 1m Welle. Na, dann lassen wir uns mal überraschen.
Kurz vor uns verließ ein weiteres Boot aus Deutschland den Hafen:


Nach anfänglicher Schwäche dreht der Wind auf die versprochene Windstärke auf, Ari kam in Schwung und rauschte über die sich mehr und mehr aufbauende Welle. Auf dem freien Wasser zwischen Deutschland, Dänemark, Schweden kamen wir auf unserem Halbwindkurs auf dauerhaft 7-8 ktn Geschwindigkeit und ordentlich Schräglage und Gischtspritzer. Jeder Schritt unter Deck wollte gut überlegt und vor allem hinter sich gebracht sein :-)
Während meiner Freiwache hatte ich es mir im Salon mit einem Buch gemütlich gemacht. Während Harry am Steuer mit dem Wind um die Wette tobte, konnte ich vor dem kleinen Fenster die Auswirkungen der Rumtoberei sehen:

Normalzustand bei etwas Krängung (Schräglage) des Bootes

Eine Böe erfasst das Boot; wir bekommen mehr Krängung und die Wellen lecken übers Glas

Wenn jetzt noch eine höhere Welle dazukommt, ist der U-Boot-Effekt komplett :-)  - Fensterwäsche unter Wasser
Unterwegs kreuzen wir zweimal die Hauptfahrwege der Großen. Neben den schon bekannten Fähren, Tankern und Containerschiffen kam ein neues Gesicht hinzu: eine Fähre aus Petersburg.



Schaut ein bisschen aus wie ein Jumbo-Jet, oder?!

Knapp 10 Stunden nach dem Start in Skanör bogen wir westlich von Hiddensee in das Fahrwasser ein, welches uns durch die dortigen Flachwasserbereiche südlich um Hiddensee herum nach Stralsund führte. Bei Wind mit kräftigen 4 Bft und Böen mit 5 Bft ist und bleibt das nicht gerade unser Lieblings-Segelgebiet. Gänsehaut kommt auf, wenn du mit 7-8 Ktn Geschwindigkeit unter Vollzeug (alle Segel ganz gesetzt) unterwegs bist und gefühlt 5 m neben dir stehen die Möwen im Gras - brrrr.




Nach insgesamt 11 Stunden hatten wir guten Blick auf unser heutiges Ziel: Stralsund.
Wir hatten 70 sm (über Grund, durch das Wasser sogar 77 sm) in 11 Stunden hinter uns gebracht.


Hier, im City-Hafen, machten wir fest und gingen im Hafen schnell etwas essen. Hunger! Schnitzel und Pommes - schnöde und doch so heiß ersehnt. Man, sind wir deutsch :-)
Mit dem letzten Schluck vom Roggenweizen kam der Mann mit dem  (Schlaf-)Hammer. Wir trotteten zurück zum Boot und fielen komatös in den Schlaf.

Wir werden erst am Wochenende die restlichen 5 sm nach Neuhof fahren.
Noch sind wir nicht im Heimathafen, also ist auch der Urlaub noch nicht wirklich zu Ende - ganz einfach. Noch einmal gammeln und lesen, ein wenig spazieren gehen, kochen, schlafen - all die kleinen Freiheiten genießen, die kommende Woche ganz schnell wieder verloren gehen.

Mittwoch, 9. September 2015

09.09.2015 Eine richtige Entscheidung

Für eine gute Entscheidung muss man erstmal wach werden. Dafür sorgte der Wecker - 6:20 Uhr schmiss er mich, wie vereinbart, aus dem Schlaf. Müde - aber wir hatten ja was vor: Skanör - Ystad, 52 sm, bei lauem Wind. Wie immer, vor einem Törn, schaute ich, noch im Bett liegend, in die Seewetter-App am Handy. Mhm, .... das ist ja .... blöd.
Erstmal Kaffee machen - nein, als Erstes die Heizung anschalten. Verdammt, ist das kalt. Das Außenthermometer zeigt 9 °C an - super. Jetzt Kaffee ... und denken. Das Wetter passt mir nicht, passt uns nicht in den Kram. Als Harry angetapst kam, wurde er mit einem Kaffee wachgespült.
Das Seewetter für den Weg nach Ystad gab nur noch im Schnitt 3 Bft her. Der Wind dreht zu früh auf Ost, so dass wir gut die Hälfte der Fahrt motoren müssten. Blöd! Mein Vorschlag: heute hier bleiben und morgen, am Donnerstag, nach Ystad. Dann, am Freitag, mit 6-7 Bft und stetem Ostwind nach Stralsund brettern. Das ginge auch bei Wind aus Ost-Südost.
Zum Glück reagierte Harry so, wie ich mich innerlich schon entschieden hatte - keine Lust auf neuerliches Starkwindsegeln und das noch über gut 75 sm.
Unsere Entscheidung: Kaffee austrinken, wieder hinlegen, Urlaub machen und morgen bei lauen 3-4 Bft irgendwie Richtung Mecklenburgische Küste.

Für uns beide eine gute Wahl, denn:
Harry zog gleich nochmal eine gute Mütze Schlaf durch. Das kann er gut ...





Ich versuchte es kurz mit erneutem Einschlafen, ließ es bleiben und verabschiedete mich artig. Kann ja sein, dass ich vermisst werde :-)


Es war so herrlich am Strand.
Ich hatte ihn erst ganz für mich allein. Die Sonne glitzerte in den kleinen Wellen und wärmte, der Wind war recht kalt, hatte jedoch gegen die Sonne keine Chance. In kurzen Hosen, T-Shirt und Fleecejacke war ich genau richtig gekleidet. Mein Strand!



Ich entdeckte eine kleine, nur knapp überspülte Sandbank, ca. 15/20 m vom Strand entfernt. Da musste ich hin. Das Wasser war wirklich ar...kalt, bestimmt keine 16°C und es reichte mir auf dem Weg zur Sandbank bis über die Knie - brrrr. Aber dann, da auf meiner eigenen kleinen Insel, war alles toll. Die Füße spürte ich eh´ nicht mehr, so konnte ich eine Weile da draußen stehen bleiben, zum Strand zurückblicken und mich dann ganz langsam im Kreis drehen und die kleine perfekte Welt ein paar Augenblicke genießen. 



Auf dem Weg zurück, dem Hafen entgegen, sprach mich ein Schwede an, der anscheinend von einem längeren Strandspaziergang zurück kam. Zum Glück war sein Englisch genauso "hervorragend" wie meins - bestes Touristenenglisch. Wir verstanden uns prima :-) ... und so kam ich zu ein paar Insidertipps für diese Gegend für unseren nächsten Aufenthalt hier.  Die Wassertemperatur schätzte er übrigens genauso auf 15/16 °C - und stufte dies ebenso als "not good for swimming" ein.


Nach meiner Rückkehr war auch Harry "schon" wach. Wir stiefelten nach einem weiteren Kaffee gemeinsam in den Ort und holten uns lecker frischen Salat beim ortsansässigen ICA. 


Ich kenne ja den Ausdruck "schwarzes Schaf der Herde", aber das das auch bei Kühen passt .... :-)
Dabei wurde gleich noch ein wichtiger Auftrag erledigt:
Meine Eltern orderten vor unserer Abfahrt schwedische Punschrollen. Die Lieferung von unserem letzten Urlaub im Juni diesen Jahres war so gut angekommen, dass man nach Nachschub fragte. Natürlich, gerne doch. Da, meine Besten, eine Großpackung - nur für euch:



Der Rest des Tages wurde in der Sonne im Cockpit des Bootes oder (weil kurz vor dem Verdampfen) unter Deck verbracht. Lesen, Internet, ein wenig wegduseln ... perfekt.

Der letzte Punkt des Tages war das späte Mittagessen:
selbst gemachte Burger. Die fertigen Hacksteaks sind hier in Schweden echt lecker. Dazu noch ein Teil des Salates, schwedischer Gouda, sonnengereifte Tomaten, ´ne olle Zwiebel, Brötchen von Pågen, für mich schwedischen Leichtbier ... eine leckere Völlerei.



Morgen geht es definitiv weiter.
Keine Ausreden mehr - außer Starkregen oder Sturm.
Da dies aber garantiert nicht eintreffen wird, melde ich mich das nächste Mal garantiert aus einem deutschen Hafen... - ... schade aber auch ....


Dienstag, 8. September 2015

08.09.2015 Geplätscher

Wir gönnten uns ein bisschen mehr Schlaf und dazu noch ein schönes Frühstück.
Die heutige Strecke war nicht besonders lang, das Wetter gnädig und das Revier nicht schwierig.

Dreiviertel neun (oder gesamtdeutsch: viertel vor neun)  legten wir ab und nahmen unseren Weg Richtung Süden wieder auf - noch einmal vorbei am Schloß Kronsborg:


Windstärke 4-5 Bft und Welle ganze 0,5 m. Der Sund war gnädig und ließ uns "Sonntagsegeln".
Da wir fast platt vor dem Wind liefen (Wind direkt von hinten), ließen wir das Vorsegeln eingerollt - das macht nur Lärm und wenig Vortrieb, wenn es hinterm Großsegel zu wenig Wind abbekommt.





Keine Krängung und moderates Tempos lassen einem Zeit für ein paar kleine Arbeiten.

Eine unserer Leinen war am "aufdröseln". Harry kümmerte sich um einen Takling am Leinenende, damit wir den behelfsmäßigen Knoten endlich lösen konnten:























Der Verkehr vor der Øresundbrücke verdichtete sich. Die großen Pötte schoben sich gefühlt von allen Seiten heran. 
Bloß nicht dazwischengeraten:


Das verlangte nach zusätzlicher Nervennahrung am Steuerstand:



Das Wetter war heute endlich wieder gnädig. Zwar nimmt der Wind in den kommenden Tagen nun wieder zuviel ab, aber die wärmende Sonne tat gut. Wir hatten gestern tatsächlich schon wieder Stiefel beim Segeln an.
Die unglaublich gute Sicht erlaubte kurz vor der Øresundbrücke einen Blick auf Malmö:


Für all jene, die die Øresundbrücke schon befahren haben: so sieht das Ganze vom Wasser aus. 


 Ein letzter Blick auf Malmö durch die Brücke hindurch:



Nach 40 sm in 7,5h machten wir in Skanör fest (Ari rechts im Bild, am Kopf des Steges festgemacht).


 



Morgen soll es wieder ein Stück weitergehen. "Umme Ecke", nach Ystad, bevor der Wind am Donnerstag endgültig aus Osten kommt. Sonst so sehnsüchtig erwartet, durchkreuzt er diesmal etwas meine Pläne für die letzten Urlaubstage. Ich hatte einen so schönen Plan für den Sonnabend ....

Ystad ist mittlerweile sowas wie ein zweiter Heimathafen und auch auf diesem Törn wieder ein guter Ausgangspunkt für den Überflug nach Deutschland. Sollte der Ostwind zu dominant werden, weichen wir statt der Tour östlich von Rügen auf die Westumfahrung von Hiddensee Richtung Süden aus. Kurz: egal auf welcher Seite Rügens, Hauptsache runter :-)

Aber das sind noch Pläne für Übermorgen - viel zu verfrüht.
Jetzt sinke ich erstmal in die Koje, Sonne macht viel - aber auch müde. Wir werden herrlich in den Schlaf geschaukelt :-) ... siehe Foto oben: der noch herrschende Nordwind drückt den Schwell direkt durch die Hafeneinfahrt  auf unser Boot und schaukelt uns ordentlich durch - im erträglichen Maß.

Gute Nacht


Montag, 7. September 2015

07.09.2015 Südfall

Wir hatten es uns wirklich vorgenommen. Wir wollten heute den ganzen Sund runter, bis nach Skanör. Knapp 70 sm, ein fettes Tagesprogramm. Ja, das wollten wir wirklich ...

Da es am Abend etwas spät wurde, verschoben wir die Zeit zum Aufstehen um eine Stunde.
6:30 Uhr ist auch noch früh. Nach einem kurzen Frühstück legten wir geschmeidig ab - hej, hej Torekov.
Laut Vorhersage erwartete uns heute Wind aus Nord in Stärke 5-6 Bft und Wellen bis gut 1 m. Wind aus Nord - cool, wenn man nach Süden unterwegs ist.
Eine kurze Erklärung für die Nicht-Segler: der Wind ist bei den verschiedenen Segelkursen sehr unterschiedlich zu spüren. Auf Am-Wind-Kurs (der Wind kommt fast von vorn) ist der Wind gefühlt heftiger zu spüren als er eigentlich ist. Grund: zum eigentlich herrschenden Wind kommt noch der eigene Fahrtwind dazu. Auf diesem Kurs friert man z.B. schneller durch :-) Je weiter der Wind "nach hinten" wandert, also eher von schräg hinten kommt, nimmt man ihn sanfter wahr. Der herrschende Wind wird nicht so stark wahrgenommen, weil man gefühlt "vor ihm weg"fährt.
Wir hatten also heute zwar rauen Wind, der jedoch aufgrund seiner Richtung nicht so heftig empfunden wird. Das eigentlich Doofe dabei sind die ebenfalls von schräg hinten auflaufenden Wellen. Die schieben das Boot gerne aus dem Kurs, da ist eine gute Portion "Popo-Meter" gefragt, um dies auszusteuern. Je schneller man jedoch segelt, desto besser kann man mit den Wellen mithalten und, im besten Fall, auf ihnen ein Stück surfen.
Und so erging es uns heute. Der kräftige Wind gab uns genügend Schub, wir surften, was das Zeug hielt und ... segelten doch nur bis Helsingør. Die Schaukelei in den Wellen ist trotz allem ziemlich ermüdend und wir haben ja noch genug Zeit. Kein Grund zum Hetzen.


 Unterwegs gesellten sich immer wieder Schweinswale zu uns. Bevor man sie sieht, ist meistens ein kurzes Schnaufen zu hören - das Ausatmen aus dem Atemloch beim Auftauchen. Leider springen Schweinswale nicht, wie Delfine, und so sind Fotos vom kurzen Auftauchen zum Atmen eine große Glückssache. Wir sind dazu übergegangen zu filmen und daraus dann Fotos zu ziehen. Folgend die einzige Aufnahme, wo der Schweinswal nicht völlig wie ein Nessi-Phantom aussieht.
Schweinswal siehe Pfeil .... :-)



Die Einfahrt in das Fahrwasser des Sundes war gut gefüllt. 



 Der hier hatte es besonders eilig, in den Norden zu kommen:



Und bei dem hier konnte man erst sehr spät erkennen, was das überhaupt ist: 





Das Cap passte heute gut zur Rauschefahrt :-)






Nach einem eher ruhigen Start (in der Wind- und Wellen-Abdeckung der vorgelagerten Insel vor Torekov) hatten wir eine schöne Rauschefahrt. 34 sm in 5 Stunden - das reichte uns für heute.
Wie stark der Wind war, haben wir dann im Hafen von Helsingør gemerkt. Es war etwas ... ähm ... aufwendig, die dicke Ari endgültig an den Steg zu nageln. Aber nach etwas Schufterei und Trickserei lagen wir längseits am selben Platz wie auf der Herfahrt. Für den harten Abschluss belohnten wir uns mit ein/zwei Tassen leckeren Kakao (wahlweise mit Contreau oder Rum) und sanken dann wohlig in einen kleinen Anleger-Nachmittags-Schlummer.

Morgen werden wir eventuell doch noch Skanör erreichen. Das Wetter sollte ganz gut passen. Von dort aus ist es eigentlich nur noch einen (langen) Tagestörn vom Heimathafen entfernt.
Aber ob wir das schon wollen??? Ist doch dann erst Mitte der Woche... schauen wir mal, wohin uns der Wind sonst noch segeln lässt.