Samstag, 28. September
Ich bin in Sandviks Gästhamn, einem kleinen Hafen ander Westküste Ölands. Da der Wind heute ungünstig für eine Weiterfahrt nach Südwesten steht, möchte ich mir die Insel ein wenig anschauen.
Der Hafen selbst, bietet während der Saison alles, was das Seglerherz begeht. Jetzt ist Nachsaison und nicht alles hat geöffnet. Dafür ist man hier jetzt mit einem Liegegeld von 180 Kronen, inklusive 40 Kronen für Strom, dabei. Ein ICA ist nur 150 m entfernt.
Bekannt ist der Ort unter anderem für seine Windmühle. Die achtgeschossige Holländerwindmühle
Sandviks Kvarn gehört mit
einer Höhe von 26 Metern und einer Flügelspannweite von 24 Metern zu den
größten historischen Windmühlen der Welt und ist die größte Windmühle
in Nordeuropa.
Sie wurde ursprünglich 1856 in Småland gebaut. Nach einem schweren Sturmschaden war sie längere
Zeit nicht mehr in Betrieb und wurde 1885 verkauft. Der neue Eigentümer
ließ die Mühle komplett zerlegen, nach Öland transportieren und auf
einem eigens dafür gebauten zweigeschossigen Sockel wieder aufbauen.
Eigentlich wollte ich ja zu einem Oldtimertreffen für Lastkraftwagen, welches hier heute in der Nähe stattfindet. Doch in der Nähe der Mühle finde ich den Hinweis auf einen natursteinverarbeitenden Betrieb. Da die Gegend auch bekannt für ihre Steinmetze ist, will ich da kurz mal vorbeischauen. Kurz bevor ich den Betrieb erreiche, geht ein geschotterter Fahrweg runter zum Strand. Weil es dort ganz hübsch aussieht entscheide ich, zunächst noch kurz ein Landschaftsfoto zu machen.
Am Strand bemerke ich sofort, dass ich hier nicht auf den üblichen Schärengranit oder "normalen Steinen" stehe. Das sieht hier irgendwie anders aus, so wie Kalkstein, wie ehemaliger, versteinerter Meeresboden. Als ich einige Stücke vom Boden aufhebe bemerke ich, das ich hier auf Millionen Jahre alten Fossilien stehe. Der Strand ist voll damit - überall!
Meine Eltern hatten mich als Kind zum Hobbygeologen gemacht. Wo ich auch war sammelte ich Steine oder schaute mir welche in Bergbaumuseen und Mineralienbörsen an. Gut, das ist mehr als 40 Jahre her, aber irgendwie freute ich mich wie ein kleines Kind und fing an zu suchen.
Ortoceren (oben und unten) waren eine Art Oktopus mit einer festen Außenhülle.
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??? |
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Gipskristalle |
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Ein Grashüpfer auf einem Marmorblock |
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??? |
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Nicht fossil aber lustig anzuschauen. |
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Irgendwie gruselig |
Trilobiter sind entfernte Verwandte unserer Flußkrebse und Spinnen. Sie hatten einen dreigeteilten Körper, gut entwickelte Augen und auf der Unterseite Schwimmfüsse.
Diese Arten von Versteinerungen waren überall am Strand zu finden. Doch Größe, Form, Farbe und Erhaltungsgrad variierten. Es wurde langsam dunkel und ich entschied noch einen Tag dranzuhängen, um auch den südlichen Stand erkunden zu können.
Sonntag, 29. September
Es lebt sich nicht schlecht in Sandvik. In einem augenscheinlich neubebauten Ortsteil haben es sich einige vermögende Schweden gemütlich gemacht. Großzügige Grundstücke mit Meerblick und oft noch ein Pool dazu. Vor den Einfamilienhäusern stehen zum Teil zwei fette SUV. Mercedes und Audi sind vorrangig neben Volvo anzutreffen.
Andere hingegen wohnen einfacher, dafür aber näher am Wasser ...
Doch ich finde heute und das war nicht anders zu erwarten, in etwa die gleichen Fossilien wie am gestrigen Tage. Ich mache diverse Fotos, die ich am Boot dann miteinander vergleiche. Nur die besten schaffen es in meine Sammlung.
Und dann mache ich doch noch eine unerwartete Entdeckung. An einem der hier auch häufig zu findenden Schieferklumpen glitzert es. Die fast goldfarbenen Kristalle auf dem Schiefer sind Pyrite, auch Katzengold genannt. Leider so gut wie wertlos, aber hübsch anzusehen.
Mit dem Ergebnis der "zwei Tage Steinbruch" bin ich sehr zufrieden. Morgen wechselt das Wetter. Ich kann beruhigt meinen Törn Richtung Süden fortsetzen.
Bleibt mir gewogen und weiter neugierig.