Donnerstag, 10. Oktober 2019

Statistik - Der Törn in Zahlen


Unterwegs war ich von Montag, dem 8. Juli bis Samstag, den 5. Oktober 2019. Das waren 89 Tage bzw. 12 Wochen und 5 Tage.

Zurückgelegt habe ich in dieser Zeit 1.440 Seemeilen (2.667 km). 854 Seemeilen (59%) unter Segeln, 586 Seemeilen (41%) unter Motor. Der Motor lief in dieser Zeit knapp 135 Stunden (rund fünfeinhalb Tage), größtenteils als Antrieb, aber auch im Leerlauf während der vielen Anker- und Hafen-Manöver sowie als Stromgenerator zum Laden der Batterien. Verbraucht habe ich auf diese Weise knapp 290 Liter Diesel, durchschnittlich 2,2 Liter pro Stunde.

Ein Etmal habe ich nur auf der ersten Etappe der Hinfahrt aufstellt. Es beträgt 160,7 Seemeilen, rund 298 km, in 24 Stunden Fahrzeit. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit hatte demzufolge rund 6,7 Knoten (12,4 km/h) betragen.

Unterwegs war ich in der östlichen Ostsee in den Ländern  Aland, Dänemark, Finnland und Schweden.
In den 89 Tagen habe ich 47 Orte besucht, davon 20 in Häfen und 27 vor Anker. Insgesamt habe ich 33 Tage vor Anker verbracht, 11 davon am Stück. Durchgehend 9 Tage lang habe ich in dieser Zeit kein Land betreten, sondern mir die Natur, außer vom Boot, nur per Kajak angeschaut.

Die Landkarte zum Törn mit allen Häfen und Ankerplätzen, die wir angefahren haben.
  Alle Häfen sind namentlich benannt.
  Die Ankerplätze aus Platzgründen nicht.

Der Hinweg ist rot, der Rückweg grün markiert.



Doch nach dem Törn ist vor dem Törn und so haben wir schon viele Ideen, wo es in den nächsten Jahren hingehen könnte. Dazwischen liegt aber erst einmal ein langer Winter, in dem sich die Segelaktivitäten auf Wartungsarbeiten und Optimierungen an der Ausrüstung beschränken.

Wenn es etwas zu berichten gibt, werde ich das tun. Bleibt mir gewogen und weiterhin neugierig.

Dienstag, 8. Oktober 2019

04.+05.10.2019_Zurück zum Start

4. Oktober


Nun ist es soweit. Alle Vorbereitungen sind getroffen. Ich bin startbereit, aber es ist erst Mittag. Heute soll es nach rund 3 Monaten Ostseetörn auf die letzte Etappe Richtung Heimathafen gehen. Doch ich muss noch etwas warten. Seit Tagen suche ich mir passende Wetterfenster zwischen Starkwind und Flaute, so auch heute. Erst um 16:oo soll der Wind soweit gedreht und aufgefrischt haben, dass er mich mit Raumschotkurs (achterlichem Wind) 'gen Rügen schiebt. Im Augenblick jedoch, holt der Wind erst mal Atem. Später darf ich dann um die 18 kn (5 Bft) bis 28 kn (7 Bft) in den Böen erwarten. Die See ist mit einer signifikanten Wellenhöhe von 1,2 m vorhergesagt. Das ist noch absolut im Wohlfühlbereich. Nur der für die gesamte Nacht und Strecke vorhergesagte Regen ist es weniger. Abwarten, eine Vorhersage ist ja auch nicht mehr als eine Hochrechnung von Wahrscheinlichkeiten des Eintritts verschiedener Wetterszenarien und gibt ausreichend Raum für Überraschungen.


Um 16:1o ist es dann soweit. Ich starte die Maschine, lockere die Festmacher testweise und stelle fest, dass mich der Wind bereits vom Pier wegdrückt. So kann ich vorab die schützenden Fender einholen und dann die 3 Festmacherleinen nacheinander lösen. Soweit so gut, aber ich liege mit dem Heck zur Ausfahrt in einem relativ kleinen Hafenbecken. Yachten, wie die Ari, kann man unter Idealbdingungen auch fast auf der Stelle wenden. Segelschulmäßig "Auf dem Teller" durch mehrfaches Vorwärts und Rückwärts der Maschine oder durch einen beherzten Gasstoß bei voll gelegtem Ruder. Ich entscheide mich für letzteres, doch dass erweist sich als Fehler. Als sich nach fast vollendeter 180°-Wende der Bug durch den Wind schieben soll, erfässt mich eine der ersten stärkeren Böen des Tages. Folglich wird der Durchmesser meines Wendekreises größer und ich befinde mich plötzlich unangenehm nah an einem der festgemachten Motorboote. rückwärts ist kaum Raum, weil dort das Hefenbecken endet und so treibt mich der Wind längsseits gegen das Motorboot. Glücklicher Weise hat dieses nicht nur zwei Fender draußen, sondern auch noch eine längsseits über die gesamte Länge verlaufend Gummilippe. Dort drückt sich Ari gegen. Als die Böe vorüber ist nutze ich die Chance, mich aus der Situation unter leichten Gasstößen und einigem Quitschen des Gummis zu befreien. Das hätte auch einen bleibenden Schaden an einem der Boote hinterlassen können. Glück gehabt!


Als ich den Hafen Nexö verlasse, hat sich schon etwas Welle aufgebaut. Bis zum Setzen der Segel muss ich noch einige hundert Meter gegenan. Das schaukelt und spritzt ordentlich. Wenig später ist das Großsegel voll gesetzt und ich notieren im Logbuch: "16:28 - Motor aus" und natürlich den Rest aller erforderlichen Daten. Noch bin ich nur mit unter 5 Knoten unterwegs, doch aufgrund der angesagten Böen, möchte ich nicht mehr Segel setzen. Außerdem möchte ich auch nicht zu früh ankommen, sprich, nicht zu schnell sein. Katrin möchte nämlich zum Einlaufen in Neuhof sein. Geplant habe ich für die anstehenden 100 Seemeilen eine Fahrzeit von 16 bis 17 Stunden. Ich wäre dann zwischen 8:oo und 9:oo morgens in Neuhof und Katrin will ja von Berlin aus anreisen.




Die Nachtfahrt verläuft recht unspektakulär obwohl die Windspitzen 32 Knoten erreichten, und die das ungereffte Groß problemlos wegsteckte.

Auf den großen Schifffahrtslinien zwischen Bornholm und Rügen ist heute Nacht nicht viel los und so treffe ich nur wenige dicke Pötte. Als ich dann gegen 6:oo morgens in den Greifswalder Bodden (südöstlich Rügens) einlaufe, wird es langsam hell. Regen habe ich auf der Fahrt immer nur vorübergehend gehabt. Die überwiegende Zeit blieb ich trocken. Das geht natürlich nicht und so erwischt mich anderthalb Stunden vor der Ankunft auf Höhe  Palmer Ort  ein eisiger Schauer samt Starkwind. Das Thermometer zeigt noch 9°C Lufttemperatur, während ich das Gefühl habe, mir würden gleich die Hände am Steuerrad anfrieren. Doch eine Viertelstunde später ist alles vorbei und der Wind ist weg. Ich hole das Großsegel ein. Unter Motor geht es jetzt die letzten 6 Seemeilen bis in den Heimathafen.

Bei der Anfahrt sehe ich schon jemanden am Schwimmsteg stehen. "Das kann nur Katrin sein" und so ist es dann auch. Um 8:40 liege ich fest in unserer Box und schalte den Motor aus.

99,2 Seemeilen in 16,5 Stunden ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von genau 6 Knoten. Nicht rekordverdächtigt, aber ich war ja auch nur unter Großsegel unterwegs. Dafür war es ein sehr entspannter und sicherer Törn.

Ein paar statistische Daten zur gesamten Reise reiche ich in den kommenden Tagen nach.


Donnerstag, 3. Oktober 2019

02.+03.10.2019_Südwärts, südwärts, bis Bornholm!

Mittwoch, 2. Oktober


Um fünf Uhr früh klingelt mein Wecker, denn ich möchte bei Sonnenaufgang bereits den Hafen verlassen. Heute steht ein Törn von 90 Seemeilen an, und der Wind einigermaßen günstig. So bleiben mir rund zwei Stunden für Frühstück und Törnplanung. Um kurz nach sieben knipse ich im Hafen noch das folgende Foto, kurz bevor die Sonne aufgeht.

Vorbei am südlichsten Zipfel von Öland ...

Der Tag beginnt mit 4 Beaufort und einer ordentlichen Welle gegen die ich im Anwindkurs anzufahren habe. Das ergibt keine rekordverdächtigen Geschwindigkeiten und so ziehen sich die Meilen bis Bornholm.

 Sie kommen von rechts und von links ...
... mal kleine Wellen ...

... dann wieder größere ... 

Hinein in den Sonnenuntergang ...

Es ist Zeit die Positionlichter einzuschalten. Die am Bug sieht man nur, weil sie gerade die Gischt bunt färben.

Durch Spritzwasser auf der Linse fast wie ein Aquarell
Um kurz vor 23:oo mache ich dann im südlich gelegenen Nexö, Bornholm, fest. Nach einem schnellen Abendessen falle ich wie tot in die Koje. Es ist erstaunlich, wie das dauernde Schaukeln durch den Wellengang am Körper zehrt.


Donnerstag, 3. Oktober


Um 8:oo holt mich mein Wecker aus dem noch komaähnlichen Schlaf. Nach einem Kaffee und einem Blick in den Seewetterbericht entscheide ich, heute noch nicht in die Heimat zu fahren. Der Wind würde mir heute nach zwei Drittel der Strecke von noch insgesamt etwa 100 Seemeilen ausgehen. Die Knochen tun mir weh, mein rechtes Handgelenk schmerzt und muss geschont werden. Ich lege mich in die Koje und wache erst am Nachmittag wieder auf. Jetzt fühle ich mich zumindest ausgeschlafen, der Rest schmerzt immer noch.

Zeit für etwas Bewegung, die ich mir beim Gang zum Hafenmeister und auf einer kleinen Fotorunde durch den Hafen verschaffe. Der Liegeplatz kostet 280,- Dänische Kronen inkl. Electricity. Der Hafen selbst vermittelt den Eindruck, er haben schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Alles ist alt und sieht auch so aus. Und, mir fehlen die schwedischen Blumenkübel. Für eine Nacht wird es gehen.




Hafenbecken reiht sich an Hafenbecken ...
Und dann finde ich doch noch eine Perspektive, aus der alles nicht ganz so trostlos wirkt:

Das liest sich auf einer komunalen Seite ganz anders:

Nexø

Ganz im Osten von Bornholm liegt die mit knapp 4.000 Einwohnern, zweitgrößte Stadt der Insel, Nexø. Einst um den kleinen Hafen gegründet, hat sich Nexø bis heute zu einer bedeutenden Hafenstadt entwickelt. Das Stadtbild von Nexø bietet eine harmonische Mischung der Gebäude aus Alt und Jung sowie Hafenmilieu und lebendigem Treiben am Marktplatz. Dort kann man gut durch die kleinen Geschäfte bummeln, in einem der Cafes und Restaurants einkehren oder einen Museumsbesuch machen. Für Urlauber auch sehr wichtig, in Nexø findet man Geldautomaten verschiedener Banken. Auch Nexø hat eine schöne Kirche. Das Gebäude aus der Spätgotik ist im Vergleich zu den anderen Kirchen auf Bornholm jedoch recht jung. Um die Kirche herum zeigt sich Nexø von seiner verträmten Seite. Enge Gassen, Kopfsteinpflaster und die Farbenfrohen Fachwerkhäuser bilden die Kulisse für schöne Urlaubserkundungen.

Da hat natürlich jeder Tourist eine andere Betrachtungsweise.

Das Einzige, dass hier aus meiner Sicht unbedingt einen Besuch lohnt, ist der am westlichen Stadtrand Nexøs  gelegene Schmetterlingspark. Dort sind in einem ehemaligen Gewächshaus über 1.000 Schmetterlinge aus aller Welt zu bestaunen und da diese an den Menschen gewöhnt sind, auch leicht zu fotografieren.

Morgen geht es zurück in die Heimat. Der Wind soll laut Wettervorhersage günstig stehen. Für die anstehenden 100 Seemeilen (rund 185 km) plane ich 15 Stunden ein (aber was läuft schon nach Plan?). Nach einer vorübergehenden Schwachwindphase mit drehenden Winden, soll sich gegen 17:oo ein beständiger Nordostwind mit 15 bis 22 Knoten Starke einstellen. Das verspricht zumindest eine schnelle und einigermaßen entspannte Fahrt. Wenn ich hier gegen 18:oo starte sollte ich um 10:oo in Neuhof, dem Heimathafen, sein. So die Theorie.

Ich bleibe gespannt und weiterhin neugierig, wie das ausgeht.



01.10.2019_Waschtag

Dienstag, 2. Oktober


Ein Tag, eigentlich ganz nach meinem Geschmack. Das Segel schon am Hafenausgang setzen können, ganztags segelbarer Wind mit 5 - 6 Beaufort, relativ glatte See, da sich hier im Kalmarsund bei Südwestwind keine hohe Welle aufbauen kann.

Doch dann wurde es sportlich. Ich war mit ordentlich Krängung unterwegs und musste per Hand steuern, da sich der Autopilot etwas zickig anstellte. Mit etwas Sorge beobachtete ich das Kajak auf dem Vordeck. Dieses ist nur mit einer dünnen Leine am vorderen Tragegriff des Kajaks angelascht. Das war auch bisher nie ein Problem. Offensichtliche hatte ich den ganzen Urlaub über nie Starkwind von steuerbord gehabt, denn jetzt begann das Kajak über das Vordeck zu wandern. Das hatte es bisher nie getan. Natürlich wäre es sinnvoll gewesen es überhaupt mal festzuschnallen, dachte ih mir jetzt. Aber hätte, würde, sollte, hilft mir jetzt auch nicht weiter. Ich musste also einen Kurs finden, den der Autopilot steuern konnte, zum Beispiel mit Wind von achtern. Das tat ich dann auch und nutzte die Zeit, um mit einer zweiten Leine das Kajak zu sichern. Dieses Manöver hatte mir allerdings einige hundert Meter Höhe gekostet, weswegen es jetzt noch schwieriger geworden war, meinen Zielort ohne lästiges Aufkreuzen zu erreichen.


Mitten im Kalmarsund wurde ich dann von einem kleinen Schwarm etwa sperlingsgroßer Vögel in einem Abstand von nicht mehr als 10 Metern überholt. Diese kämpften genau wie ich gegen den Wind und waren auch nicht wesentlich schneller. Irgendwie ging mir durch den Kopf, was wohl Walt Disney aus dieser Szene gemacht haben würde und welche textlichen Inhalte er die Vögel hätte denken oder sprechen lassen.

Von Kalmar aus gesehen wird der Sund nach Süden hin deutlich breiter und die Wellen höher. Dadurch wurde der Bug von Ari vielfach überspült. Das war zunächst ein Heidenspaß, der dann sein Ende fand, als ich im Zielhafen die Bugkajüte betrat. Ein Riegel des Oberluks hatte sich ein wenig gelöst, so dass ein guter Teil des Meerwassers beim überrollen des Bugs ins Innere gelangte.

Damit die Matratze so nass wurde, wie unten zu sehen, musste das Wasser zuvor erst einmal durch zwei übereinander liegende Bettdecken sickern.


Meine Trockenaktion - Es war ein Waschtag für Boot und Bettwäsche


Mein heutiger Hafen, Grönhögen, befindet sich an der Südwestküste von Öland. Als ich bei ordentlich Dünung in den Hafen einlaufe mache ich mir Gedanken, ob die Tiefe der Einfahrt wohl ausreichen wird. Doch alles geht gut und der Hafenmeister steht bereits bereit um mich einzuweisen und mir die Leinen zu belegen. "My Name is Peter" begrüßt er mich mit Handschlag. Überhaupt kümmert er sich wie ein Vater um seinen einzigen Gast des Tages. Als er dann auch noch mitbekommt, dass mein Bettzeug nass ist, darf ich einige Sachen kostenlos in den Trockner stecken. Doch es ist schon spät und als ich die Decken nach einer Stunde aus dem Trockner hole sind sie nicht trocken, sondern nur deutlich weniger nass. Damit Peter nach Hause kann, sage ich nichts und trockne den Rest im Boot fertig. Schlafen muss ich heute so oder so in der Gästekajüte, denn die Matratzen passen schlecht in den Trockner.





Während der Trockner noch arbeitet, mache ich einen kurzen Rundgang durch den Hafen und auch zum Strand. Ich entdecke einen nicht mehr als Kniehohen Apfelstrauch voll mit Miniäpfeln.




Surfer gab es heute nicht zu sehen ...




... dafür aber einige Versteinerungen. Typisch Öland.



Leider habe ich morgen keine Zeit weiter zu suchen. Ich muss zurück in den Süden.

Bleibt mir gewogen und weiterhin neugierig.


30.09.2019_Ein Tag in Pastell

Montag, 30. September


Um kurz nach 11:oo verlasse ich Sandvik und schieße noch ein Abschiedsfoto. Schön war ´s hier ...


Der Tag hat an Wind nicht viel zu bieten. Es herrscht fast völlige Windstimme, das Wasser ist glatt. Ein Motortag. Doch, da auch immer die Sonne zwischen den Wolken hindurchscheint, ergibt sich ein wunderschönes Naturspektakel. Eine Traum von Pastell.

Bei encycolorpedia.de steht hierzu:
"Die Farbe pastellblau mit dem hexadezimalen Farbcode #6a93b0 ist ein Farbton von Cyan-blau. Im RGB-Farbmodell enthält #6a93b0 41.57% Rot, 57.65% Grün und 69.02% Blau. Im HSL-Farbraum hat #6a93b0 einen Farbtonwinkel von 205° (Grad), 31% Sättigung und 55% Helligkeit. Diese Farbe hat eine ungefähre Wellenlänge von 481.35 nm."

Aber, frei nach Ricola:  "Wer hat´s erfunden?"   Die Franzosen!   Im 16. Jahrhundert wurden jährlich aus den Blättern des rund einen Meter hohen Färberwaids, der im Frühling das Lauragais (liegt zwischen Toulouse und Montpellier) in ein gelbes Blütenmeer verwandelt, die begehrteste Farbe des Mittelalters gewonnen: Pastelblau (schreibt sich auf französich übrigens nur mit einem "l").

Ich lasse einfach die Fotos sprechen ...





Einen in der Ferne treibenden Fender nehme ich vorsichtshalber auf. Ich kann aber auf dem Foto nichts genaues erkennen. Auch Minuten später schwimmt das schwarze Ding unbewegt an der Wasseroberfläche und verschwindet langsam aus meinem Blick. Erst abends beim Auswerten der Schnappschüsse erkenne ich, was ich da sah ...


Damit ist meine Wunschliste, abgesehen von der noch offenen Schule von Schweinswalen, vollständig abgehakt.

Schlossruine Borgholm, gebaut im 11. Jh., durch ein Feuer zerstört im 19. Jh.

 Hindurch unter der Kalmarsundbrücke bin ich auch schon in der gleichnamigen Stadt, dem Ziel des heutigen Tages.







Gleich morgen früh wird es weiter gehen.

Montag, 30. September 2019

28.+29.09.2019_Zwei Tage Steinbruch

Samstag, 28. September


Ich bin in Sandviks Gästhamn, einem kleinen Hafen ander Westküste Ölands. Da der Wind heute ungünstig für eine Weiterfahrt nach Südwesten steht, möchte ich mir die Insel ein wenig anschauen.

Der Hafen selbst, bietet während der Saison alles, was das Seglerherz begeht. Jetzt ist Nachsaison und nicht alles hat geöffnet. Dafür ist man hier jetzt mit einem Liegegeld von 180 Kronen, inklusive 40 Kronen für Strom, dabei. Ein ICA ist nur 150 m entfernt.


Bekannt ist der Ort unter anderem für seine Windmühle. Die achtgeschossige Holländerwindmühle Sandviks Kvarn gehört mit einer Höhe von 26 Metern und einer Flügelspannweite von 24 Metern zu den größten historischen Windmühlen der Welt und ist die größte Windmühle in Nordeuropa.

Sie wurde ursprünglich 1856 in Småland gebaut. Nach einem schweren Sturmschaden war sie längere Zeit nicht mehr in Betrieb und wurde 1885 verkauft. Der neue Eigentümer ließ die Mühle komplett zerlegen, nach Öland transportieren und auf einem eigens dafür gebauten zweigeschossigen Sockel wieder aufbauen.


Eigentlich wollte ich ja zu einem Oldtimertreffen für Lastkraftwagen, welches hier heute in der Nähe stattfindet. Doch in der Nähe der Mühle finde ich den Hinweis auf einen natursteinverarbeitenden Betrieb. Da die Gegend auch bekannt für ihre Steinmetze ist, will ich da kurz mal vorbeischauen. Kurz bevor ich den Betrieb erreiche, geht ein geschotterter Fahrweg runter zum Strand. Weil es dort ganz hübsch aussieht entscheide ich, zunächst noch kurz ein Landschaftsfoto zu machen.


Am Strand bemerke ich sofort, dass ich hier nicht auf den üblichen Schärengranit oder "normalen Steinen" stehe. Das sieht hier irgendwie anders aus, so wie Kalkstein, wie ehemaliger, versteinerter Meeresboden. Als ich einige Stücke vom Boden aufhebe bemerke ich, das ich hier auf Millionen Jahre alten Fossilien stehe. Der Strand ist voll damit - überall!

Meine Eltern hatten mich als Kind zum Hobbygeologen gemacht. Wo ich auch war sammelte ich Steine oder schaute mir welche in Bergbaumuseen und Mineralienbörsen an. Gut, das ist mehr als 40 Jahre her, aber irgendwie freute ich mich wie ein kleines Kind und fing an zu suchen.

 Ortoceren (oben und unten) waren eine Art Oktopus mit einer festen Außenhülle.

???

Gipskristalle
Ein Grashüpfer auf einem Marmorblock

???

Nicht fossil aber lustig anzuschauen.


Irgendwie gruselig


Trilobiter sind entfernte Verwandte unserer Flußkrebse und Spinnen. Sie hatten einen dreigeteilten Körper, gut entwickelte Augen und auf der Unterseite Schwimmfüsse.

Diese Arten von Versteinerungen waren überall am Strand zu finden. Doch Größe, Form, Farbe und Erhaltungsgrad variierten. Es wurde langsam dunkel und ich entschied noch einen Tag dranzuhängen, um auch den südlichen Stand erkunden zu können.





Sonntag, 29. September


Es lebt sich nicht schlecht in Sandvik. In einem augenscheinlich neubebauten Ortsteil haben es sich einige vermögende Schweden gemütlich gemacht. Großzügige Grundstücke mit Meerblick und oft noch ein Pool dazu. Vor den Einfamilienhäusern stehen zum Teil zwei fette SUV. Mercedes und Audi sind vorrangig neben Volvo anzutreffen.

Andere hingegen wohnen einfacher, dafür aber näher am Wasser ...



Doch ich finde heute und das war nicht anders zu erwarten, in etwa die gleichen Fossilien wie am gestrigen Tage. Ich mache diverse Fotos, die ich am Boot dann miteinander vergleiche. Nur die besten schaffen es in meine Sammlung.

Und dann mache ich doch noch eine unerwartete Entdeckung. An einem der hier auch häufig zu findenden Schieferklumpen glitzert es. Die fast goldfarbenen Kristalle auf dem Schiefer sind Pyrite, auch Katzengold genannt. Leider so gut wie wertlos, aber hübsch anzusehen.


Mit dem Ergebnis der "zwei Tage Steinbruch" bin ich sehr zufrieden. Morgen wechselt das Wetter. Ich kann beruhigt meinen Törn Richtung Süden fortsetzen.

Bleibt mir gewogen und weiter neugierig.