Freitag, 27. Mai 2022

26. + 27. Mai SKÄRHAMN

 

Donnerstag, 26. Mai,

Freitag, 27. Mai

 

Der Starkwind bläst unermüdlich und das bereits hier im relativ geschützten Hafen. Draußen, vor der Küste, Sturmböen bis 40 Knoten – satte 8 Beaufort. Die 12° - 13° Tagestemperatur fühlen sich, trotz des überwiegenden Sonnenscheins, wie ein Wintertag an. Nur wenn Du irgendwo eine windgeschützte Nische findest, stellst Du fest, dass es in der Sonne eigentlich richtig warm und angenehm ist. Doch windgeschützt ist es hier, außer unter Deck, kaum.

Darum machen wir es uns an Bord gemütlich. Am Vormittag gehen wir nur kurz die wenigen hundert Meter zu ICA, kaufen frischen Lachs, Brötchen und Kardamomknuts. Dann schnell wieder zurück zum Boot.

Im Hafen drücken sich die Yachten bei jeder Böe tief in die Bootsstege, die sich wiederum selbst unter der Last krümmen ...

Flaggenmasten schlagen hin und her und allgegenwärtig ist das Schlagen der Leinen und Beschläge der Segelboote zu hören.

Am Abend machen wir dann noch einen kurzen Spaziergang zum nördlichen Ende von Skärhamn (sprich: Schärhamn). Dort können wir zum benachbarten Hafen und auch ein wenig bis zu den Fahrwegen sehen, die sich einige hundert Meter entfernt zwischen den Schärenfelsen hindurchschlängeln. Überall kocht das durch den Wind gepeitschte Wasser und überspült die Steganlagen genauso, wie die vorgelagerten Felseninseln im Meer. Ein Schauspiel, dass sich auf diese Distanz von rund einem Kilometer nicht mehr fotografieren lässt. Daher nur ein Foto des gegenüberliegenden Hafens, der deutlich geschützter liegt ...

 

 

Am Freitag machen wir dann bei ähnlichem Wetter einen Spaziergang zum benachbarten Nordviksstrand. Ein hübscher kleiner Ort mit einem Dutzend Häuser und Privathafen. Leider ist der Zugang nur beschränkt möglich und so müssen wir wieder umkehren, bevor wir an einen Aussichtspunkt gelangen …









 

Hauptaugenmerk an diesem Tage hat nach wie vor der Wetterbericht für den Skagerrak. Nachdem sich die Vorhersage täglich geändert hatte und zuletzt die Hoffnung auf ein segelbares Zeitfenster für einen Schlag von Skärhamn nach Kristiansand aufkam, war heute Vormittag schon wieder alles anders. 

Derzeit sieht es danach aus, dass wir, nachdem wir vier Tage hier abgewettert haben, nur mit einem Zwischenstopp in Dänemark seglerisch weiterkommen. Nach dem augenblicklichen Stand segeln wir also morgen, Samstag, früh unter geradeso akzeptablen Bedingungen in westlicher Richtung quer über das Kattegat nach Hirtshals (siehe Karte). Am Sonntag könnte es dann über den Skagerrak nach Norden gehen.

 


Mögliche Anlaufhäfen sind neben Kristiansand auch Mandal oder Farsund. Dabei gilt: Je westlicher wir kommen, umso besser. Alles hängt am Wind.

Auf der WindyApp sieht das dann so aus ...

Wir starten hier im Beispiel um 8:00 bei Nordwind mit 14 Knoten (4 Bft) und haben Böen von gut 20 Knoten (5 Bft). Doch der Wind dreht permanent weiter auf Westen und so wird Stunde für Stunde unser Kurs ungünstiger im Verhältnis zur Windrichtung.

 

Das nächst Foto zeigt die Wetterkarte um 15:00 Uhr. Der Wind hat komplett auf West gedreht - ungünstig, wenn man nach Westen will bzw. muss. Wenn wir also nicht bis etwa 12:00 mittags am Kreuz (s.u.) sind, haben wir ein Problem.

Wer jetzt auf die Idee kommt:

a) warum fahrt Ihr nicht südlicher?

b) warum kreuzt Ihr nicht gegen den Wind auf?

Für Beides gilt die selbe Antwort: Rechts unterhalb des Kreuzes verläuft horizontal ein Verkehrstrennungsgebiet (sozusagen eine Art Autobahn für die dicken Pötte). Das Verkehrstrennungsgebiet dürfen wir nur befahren, wenn wir ihm folgen (was uns nichts bringt) oder wir es, und zwar ausschließlich, im 90°-Winkel queren. Da diese Verkehrstrennungsgebiete mehrere Seemeilen breit sind, kämen wir beim queren so weit südlich an die dänische Küste heran, dass wir erneut vor der Situation stünden, es unter Segeln nicht nach Hirtshals zu schaffen.

Wir können aber auch nicht am Kreuz Richtung Norden abdrehen, um nach Norwegen zu kommen, denn dort entsteht parallel gerade eine breite Flautenzone. Das würde bedeuten ´zig Seemeilen unter Motor nach Kristiansand oder Mandal zu fahren. Das macht kein Segler ohne zwingenden Grund.

 

 

Heute Abend um 22:00 wissen wir mehr, wenn die WindyApp ihre Vorhersage aktualisiert.

 

Da ich mich ja so gerne mit dem Thema Sprache auseinandersetze, folgt noch eine kleine Korrektur. Ihr erinnert Euch an "ELONBIL", dem Autokennzeichen des TESLA´s aus dem letzten Post vom 25. Mai? 

Mit unserer englischen Übersetzung waren wir auf dem Holzweg - obwohl das ebenfalls lustig schien. Einer der Leser, die auch ein wenig schwedisch können hat uns den Hinweis gegeben, dass "BIL" im Schwedischen "AUTO" heißt. Also heißt es folglich "ELONAUTO". Danke für den Hinweis!

Und wo wir gerade beim Thema Sprachen sind. Folgende Schilder mit der Aufschrift "RESERVERAD" findet man des öfteren in schwedischen Häfen und sicher auch anderswo. Hier geht es allerdings nicht um den Hinweis eines sorgsamen Automobilclubs. Der Sinn erschließt sich dann auch ohne Schwedischkenntnisse ...



 

Drückt uns die Daumen für den passenden Wind. Danke für Euer Interesse.

Harry & Katrin




 

 

 

Mittwoch, 25. Mai 2022

25.05.2022 Skärhamn

 

Mittwoch, 25. Mai

 

Um 8:00 sitzen wir schon mit einem Kaffee in der Hand im Salon. Draußen nieselt es ein wenig und wir spüren Muskelkater im gesamten Körper. Die Nachwehen unserer letzten Überfahrt.

Der örtliche Wetterbericht zeigt für heute bewölkten Himmel mit etwas Sonnenschein, bei 12-15°C und Regen zwischen 12:00 und 15:00 Uhr. In dieser Zeit wechseln sich dann wie bei uns im April kräftige Regenschauer und Sonnenschein im halbstündlichen Rythmus ab.

Währenddessen dürfen wir natürlich nicht vergessen unser Reisewetter für den Törn nach Norwegen im Auge zu behalten. Ich nehme es kurz vorweg. Die Südwestküste von Norwegen ist auch in den nächsten Tagen unter Segeln nicht mit akzeptablen Aufwand zu erreichen. Starkwind und annähernde Flaute wechseln sich immer innerhalb weniger Stunden ab, so dass man bei den großen Distanzen auf den Skagerak immer Beides an einem Tag erwischt.

Also konzentrieren wir uns auf das hier und jetzt.



Um kurz nach zehn haben wir gefrühstückt und so machen wir uns auf, zu einer kleinen Spazierrunde. Noch im Cockpit der Ari stehend, fallen mir die sehr strammen Festmacher auf und das wir irgendwie im Verhältnis zum Pier tiefer liegen als gestern. Schaltsekunde – ja klar, hier, zwischen Kattegat und Skagerak gibt es schon eine leichte Tide. Ich schätze die derzeitige Höhendifferenz auf 30 cm. Ich fiere einen der Festmacher, um ein paar Zentimeter. Jetzt hat das Boot wieder genügend Spiel, um ein wenig auf dem Platz zu schwoien. 

 


 

 

Wir laufen vorbei am Büro des Hafenmeisters, um zu schauen, ob wir eventuell schon unser Liegegeld für heute loswerden. Insgesamt 250 SEK inkl. Electricity für Boote bis 12 Meter Länge. Ein moderater Preis. Doch dort ist noch alles geschlossen und Öffnungszeiten suchen wir vergeblich. 

 



Also spazieren wir ein paar hundert Meter weiter westlich und erklimmen einen auf einer Schäre gelegenen Aussichtspunkt. Belohnt werden wir mit einer schönen Aussicht, sowohl auf den Skagerak als auch Skärhamn.










 

Und dann entdeckt Katrin noch diesen Tesla ...

Man achte bitte auf das amtliche Kennzeichen ...

Da nicht jeder Leser englisch spricht. Sinngemäß übersetzt: "Auf Rechnung von Elon Musk"


 

Auf dem Rückweg kommen wir wenige Schritte von unserem Boot entfernt noch an Skärhamns Båtcentrum, dem örtlichen Bootsausstatter, vorbei. Hier müssen wir rein und finden auch prompt beim Shoppen noch einiges an Ausrüstung, das wir ergänzen oder austauschen müssen. Interessant ist, dass man in Schweden Bootsausrüstung trotz der höheren Mehrwertsteuer von 25%, zum Teil erheblich günstiger als in Deutschland kaufen kann. Bei einigen Sonderangeboten liegen wir dann tatsächlich bei 30% – 50% der Deutschen Katalogpreise. Wir wissen das so genau, weil wir immer mindestens einen Katalog im Boot haben, falls wir mal im Urlaub dringend ein Ersatzteil per Expresslieferung benötigen. Dennoch lassen wir heute über 400 Euronen in diesem Laden.

 

Es ist Mittag und Regen zieht auf. Wir laufen schnell die 100 Meter zum Boot zurück. Dort gibt es Kaffee und Kardamomknuts. Der Regenguss ist dann schneller vorbei als wir aufgegessen haben. Als die Sonne sich endlich einen Weg durch die Wolkendecke bahnt, entscheiden wir uns zu einer zweiten Spazierrunde zum anderen Ortsende im Norden. Dort machen wir ebenfalls etliche Fotos, aber seht selbst …


"Atene Tjörn"

Häuser dicht an dicht



 

 Der nächste Regen zieht auf ...


 

 Skärhamn als Satelitenfoto: 


 Unser Hafen im Detail:


 Das muss für heute genügen. Danke für Euer interesse ...


Harry & Katrin