Bei der Verabschiedung in den Urlaub bekam ich von einem lieben Kollegen, für den Fall der Fälle, einen Geheimtipp in die Hand gedrückt - nur zu öffnen, wenn der Wind mit unserem Urlaubsplan kollidiert. Heißt, wenn der Wind aus der falschen Richtung kommt =>
Heute war es soweit - der Wind kam immer noch aus der falschen Richtung (Nordwest). Also wurde das Geheimpapier geöffnet und gelesen:
Ja, klar ... 😁 ... Dirk ist Motorbootfahrer.
Aber bei Wind und Welle gegenan macht das Motoren noch weniger Spaß als so schon.
Sorry, mein Lieber, wir brauchen eine andere Lösung.
Es gab wohl kein Entfliehen, wollten wir hier nicht ewig festsitzen - wir müssen gegen den Wind kreuzen. Ätz! Ich bin ein leidenschaftlicher Gegner dieser Art des Vorankommens. Aus einem Grund: es ist sooo mühselig. Die zu bewältigende Strecke wird sich mindestens verdoppeln.
Aber was soll´s, die Fjorde weiter im Norden locken doch zu sehr.
Wir überschlugen uns nicht gerade bei der Zeit des Aufstehens. Es ist hier bis in die Nacht so hell, dass man gut bis 23 Uhr bei bester Sicht in den Hafen fahren kann.
Kurz nach 9 Uhr kamen wir erst los. Bei 13°C und Regen (wie passend) legten wir, dick angezogen, ab und fuhren unter Motor die Strecke durch die Schären und ein wenig weiter hinaus auf die See, um einen günstigen Winkel zu Wind zu bekommen.
Hier verflüchtigte sich auch der letzte Regen und die Sonne kam zum Vorschein.
Nun ging es auf die Kreuz, einmal weg vom Festland, einmal hin zum Festland, wieder weg vom Festland ... sagte ich schon, dass ich das nicht mag?
Das Segeln an sich aber war schön. 3-4 Bft Wind, Sonne, die Welle vielleicht einen halben Meter hoch, keine großartigen Böen - ein Wetter zum Dauersegeln. Leider sagten die Wetterdaten, dass es gegen Abend vor der Küste sehr ungemütlich werden sollte. 6-7 Bft und Regen, schlechte Sicht, zum Glück keine große Welle im Küstenbereich. Deshalb kürzten wir einen der Schläge weg von der Küste ab und fuhren eine Strecke parallel zur Küste unter Motor. Die Batterien waren am Schwächeln und so hätte der Motor sowieso eine Stunde laufen müssen. Man sieht das ganz gut hier auf dem Foto vom Track.
Da wir bei diesen Idealbedingungen einen Großteil der Strecke dem Autopiloten die Steuerung überließen, konnten wir uns in schönster Langeweile aalen. Einer hatte Ruderwache und somit immer ein Auge auf den Plotter, die Segel, die Umgebung und das Wetter, der andere schlief, las, holte die vorbereiteten Brötchen ins Cockpit oder - was Segler am besten können - saß da und schaute stumm in die Gegend.
So platscht das bei Fahrt unter Motor, wenn Wind und Welle fast direkt von vorn kommen. |
Gegen halb sieben am Abend warfen wir wieder den Motor an, holten die Segel endgültig ein und fuhren in den Egersund hinein. Am Anfang noch wildromantisch, wechselte die Landschaft kurz vor dem Gästehafen in eine typische Hafengegend mit Silos und Industriegebäuden, viel Großfischerei und fischverarbeitende Industrie.
Nach dem Anlegen, bei welchem uns der junge Hafenmeister zur Hand ging, war eine anscheinend nahe Fischmehlfabrik gut bzw. schlecht zu riechen.
Vergnügt über den schönen Segeltag kochten wir uns unser Lieblings-Schnellkoch-Essen: Miracoli!
Ja, das ist nur Fertigfutter zum "zu-Ende-kochen" und ich bin wirklich eine gute Köchin - aber wir stehen auf dieses Zeug! Inklusive viel frisch geriebenem Parmesan und ordentlich Rotwein.
Spätabends erst ging es in die Koje.
Mittwoch, 31.05.2017
Harry durfte heute ausschlafen, denn er hat GEBURTSTAG!
Also Frühstück und Geschenk auspacken.
Wir bleiben heute aber nicht nur wegen des Geburtstags im Hafen.
Draußen vor der Küste tobt starker Wind, auf den wir nicht besonders große Lust haben.
Hier ein Bild der heutigen Windverhältnisse "draußen" vor der Küste.
Der umgekehrte Tropfen markiert unseren Standort Egersund.
Hier ein paar Fotos von Egersund:
Morgen geht es weiter nach Norden, leider wieder im Kreuzkurs gegen den Wind.
Nach den aktuellen Voraussagen bekommen wir ab Freitag eine lange Südwindphase, welche wir nutzen möchten, um ungefähr bis Höhe Bergen zu kommen.
Ich hoffe natürlich inständig, dass sich diese Süd-Phase zur zweiten Dekade im Juni wieder in Nord- bis Westwind zurückdreht - da geht es für uns so langsam wieder zurück.