Mittwoch, 31. Mai 2017

30./31.05.2017 Segelnd nach Egersund (NO)

Dienstag, 30.05.2017


Bei der Verabschiedung in den Urlaub bekam ich von einem lieben Kollegen, für den Fall der Fälle, einen Geheimtipp in die Hand gedrückt - nur zu öffnen, wenn der Wind mit unserem Urlaubsplan kollidiert. Heißt, wenn der Wind aus der falschen Richtung kommt =>


Heute war es soweit - der Wind kam immer noch aus der falschen Richtung (Nordwest). Also wurde das Geheimpapier geöffnet und gelesen:




Ja, klar ... 😁 ... Dirk ist Motorbootfahrer.
Aber bei Wind und Welle gegenan macht das Motoren noch weniger Spaß als so schon.
Sorry, mein Lieber, wir brauchen eine andere Lösung.


Es gab wohl kein Entfliehen, wollten wir hier nicht ewig festsitzen - wir müssen gegen den Wind kreuzen. Ätz! Ich bin ein leidenschaftlicher Gegner dieser Art des Vorankommens. Aus einem Grund: es ist sooo mühselig. Die zu bewältigende Strecke wird sich mindestens verdoppeln.
Aber was soll´s, die Fjorde weiter im Norden locken doch zu sehr.

Wir überschlugen uns nicht gerade bei der Zeit des Aufstehens. Es ist hier bis in die Nacht so hell, dass man gut bis 23 Uhr bei bester Sicht in den Hafen fahren kann.
Kurz nach 9 Uhr kamen wir erst los. Bei 13°C und Regen (wie passend) legten wir, dick angezogen, ab und fuhren unter Motor die Strecke durch die Schären und ein wenig weiter hinaus auf die See, um einen günstigen Winkel zu Wind zu bekommen.


Hier verflüchtigte sich auch der letzte Regen und die Sonne kam zum Vorschein.



Nun ging es auf die Kreuz, einmal weg vom Festland, einmal hin zum Festland, wieder weg vom Festland ... sagte ich schon, dass ich das nicht mag?

Das Segeln an sich aber war schön. 3-4 Bft Wind, Sonne, die Welle vielleicht einen halben Meter hoch, keine großartigen Böen - ein Wetter zum Dauersegeln. Leider sagten die Wetterdaten, dass es gegen Abend vor der Küste sehr ungemütlich werden sollte. 6-7 Bft und Regen, schlechte Sicht, zum Glück keine große Welle im Küstenbereich. Deshalb kürzten wir einen der Schläge weg von der Küste ab und fuhren eine Strecke parallel zur Küste unter Motor. Die Batterien waren am Schwächeln und so hätte der Motor sowieso eine Stunde laufen müssen. Man sieht das ganz gut hier auf dem Foto vom Track.

Da wir bei diesen Idealbedingungen einen Großteil der Strecke dem Autopiloten die Steuerung überließen, konnten wir uns in schönster Langeweile aalen. Einer hatte Ruderwache und somit immer ein Auge auf  den Plotter, die Segel, die Umgebung und das Wetter, der andere schlief, las, holte die vorbereiteten Brötchen ins Cockpit oder - was Segler am besten können - saß da und schaute stumm in die Gegend.

So platscht das bei Fahrt unter Motor, wenn Wind und Welle fast direkt von vorn kommen.
Das angesagte ruppige Wetter kam dann doch nicht, so dass wir die letzten Meilen trotz des einschlafenden Windes aussegelten.


Gegen halb sieben am Abend warfen wir wieder den Motor an, holten die Segel endgültig ein und fuhren in den Egersund hinein. Am Anfang noch wildromantisch, wechselte die Landschaft kurz vor dem Gästehafen in eine typische Hafengegend mit Silos und Industriegebäuden, viel Großfischerei und fischverarbeitende Industrie.




Nach dem Anlegen, bei welchem uns der junge Hafenmeister zur Hand ging, war eine anscheinend nahe Fischmehlfabrik gut bzw. schlecht zu riechen.


Vergnügt über den schönen Segeltag kochten wir uns unser Lieblings-Schnellkoch-Essen: Miracoli!
Ja, das ist nur Fertigfutter zum "zu-Ende-kochen" und ich bin wirklich eine gute Köchin - aber wir stehen auf dieses Zeug! Inklusive viel frisch geriebenem Parmesan und ordentlich Rotwein.
Spätabends erst ging es in die Koje.

Mittwoch, 31.05.2017
Harry durfte heute ausschlafen, denn er hat GEBURTSTAG!
Also Frühstück und Geschenk auspacken.






Wir bleiben heute aber nicht nur wegen des Geburtstags im Hafen.

Draußen vor der Küste tobt starker Wind, auf den wir nicht besonders große Lust haben.
Hier ein Bild der heutigen Windverhältnisse "draußen" vor der Küste.
Der umgekehrte Tropfen markiert unseren Standort Egersund.
Nach dem Frühstück gingen wir, trotz des schlechten Wetters, uns ein wenig im Ort umschauen und stiegen die kleinen gewundenen Straßen hoch, in der Hoffnung, einen freien Blick über den Sund zu finden.
Hier ein paar Fotos von Egersund:










Morgen geht es weiter nach Norden, leider wieder im Kreuzkurs gegen den Wind.
Nach den aktuellen Voraussagen bekommen wir ab Freitag eine lange Südwindphase, welche wir nutzen möchten, um ungefähr bis Höhe Bergen zu kommen.

Ich hoffe natürlich inständig, dass sich diese Süd-Phase zur zweiten Dekade im Juni wieder in Nord- bis Westwind zurückdreht - da geht es für uns so langsam wieder zurück.





Montag, 29. Mai 2017

29.05.2017 Pause! / Farsund (NO)

Um sieben Uhr erinnerte der Wecker ans Aufstehen.
Ich, seit morgens um drei Uhr wach, konnte mir das beim besten Willen nicht vorstellen.
So müde, wie ich war. Mir geht es einfach nicht gut.
Segeln und Kreuzen und der nächste anstrengende Tag => gestrichen.

Harry machte ganz in Ruhe Frühstück und signalisierte ebenso: Pause!

Nach einem langen Frühstück sahen wir uns in der Stadt um, holten ein paar frische Sachen aus dem Supermarkt und gönnten uns ansonsten viel Ruhe. Das fällt auch nicht schwer; Farsund vermittelt pure Entschleunigung:









Das Wetter meint es auch die nächsten Tage mit uns nicht gut. Es bleibt bei überwiegend Starkwind aus der falschen Richtung (Nordwest bis Nord) oder schwache Winde aus brauchbarer Richtung (alle südlichen Richtungen).
Wir werden sehen, wie es weitergeht.

Sonntag, 28. Mai 2017

28.05.2017 Nur um die Ecke / Farsund (NO)

Um sieben Uhr erinnerte mich der Wecker daran, dass ich eigentlich etwas früher aufstehen wollte.
Wollte ich? Nicht wirklich! Ausgemacht und wieder umgedreht.
Gegen acht und nach natürlichem Wachwerden fiel es mir wieder ein - die günstigen Windbedingungen blieben heute nicht lange. Naja, auch egal. Wir haben Urlaub.
Das Wetter passte zu diesem Gedanken ganz gut - blauer Himmel, Sonnenschein, laues Lüftchen und herrliche Ruhe im Hafen. Die Ruhe kam allerdings daher, dass alle auf unserer Stegseite bereits abgelegt hatten .... die Streber.
Nach einem nicht sehr ausgedehnten Frühstück machten wir Ari und uns startklar und legten ab.

ha det bra (machs gut), Mandal
Irgendwie schade, Mandal wäre eine tiefere Erkundung wert gewesen.

Die Sonne hatte sich mittlerweile hinter den schon bekannten Nebel verzogen. Da es aber noch leidlich mild war (13°C), störte uns dies nicht weiter. Mal einen Tag ohne Sonnenbrand im Gesicht zu überstehen ist ja auch ganz nett.


Trotz der späten Abfahrt zeigte sich der Wind mal gnädig und blies noch in geeigneter Stärke (3 Bft) aus der richtigen Richtung (Westsüdwest-WSW). So konnten wir wenigstens den gesamten Seeweg und einen Großteil der Außenschären vor Farsund unter Segeln bewältigen.
Je näher wir allerdings wieder dem Festland kamen, desto dichter wurde der Nebel. Und feuchter - es fiel leichter Sprüh-Nebel-Nieselregen - bah!


Das machte die Fahrt durch Schären  sehr ... ähm ... spannend. Um den richtigen Weg zu finden, ist man normalerweise auf die ausgelegten Seezeichen angewiesen. 
Wenn man diese nicht sieht, basiert die ganze Navigation nur noch auf der elektronischen Seekarte und dem GPS-Signal. In diesem Gebiet mit sehr wiederstandsfähigem Untergrund und unter Segeln kann ich sehr gut auf solche Experimente verzichten. Aber egal, wir waren drin und wollten auch da durch. 
Jeder bekam eine Bootsseite unter seine Verantwortung und meldete jedes gesichtete Seezeichen, jeden Felsen, jedes bunte Bällchen im Wasser, an dem immer eine Hummerreuse hing. 
Und so sah das aus: 

"... ne Spiere, warte ... eine ... grüne? Spiere ... glaube ich ...an Steuerbord "

"...da kommt uns ein Segelboot entgegen - nee, warte ... kein Boot .... hihi, ist ein Seezeichen"
Hier mal ein Vergleich:
elektronische Seekarte auf dem Tablet ...

... und die Realität (das sind die beiden Seezeichen rechts von Wegpunkt 15 im oberen Foto)

Spaß ohne Ende. Wir sind schadenfrei durchgekommen und liegen nun im Gästehafen von Farsund.

Mal ein Wort zu den Gästehäfen in Dänemark und Norwegen:
Bisher waren alle sehr liebevoll eingerichtet. Man wird mit allen notwendigen Informationen zugeschüttet, ohne lang suchen zu müssen. In Dänemark gab es immer ein kleines Seglerheim mit PC-Plätzen und Internetzugang, Informationsmaterial zum Ort, eine Sitzecke mit Stromanschluss für den mitgebrachten Laptop inkl. freiem WLAN und, und, und.
Die Norweger trumpfen mit gut gekennzeichneten Gästeplätzen auf, auch hier Informationsmaterial zum Ort und zum Entrichten der Liegegebühr. Strom, Wasser, Internetzugang (WLAN im gesamten Hafen), Duschen und manschmal sogar die Nutzung von Waschmaschine und Trockner sind meistens in der Liegegebühr enthalten. Man fühlt sich sehr willkommen. Wenn ich da an so manche deutschen Häfen denke - ojee!
Folgend mal die Gästeinformation in diesem Hafen:

Direkt hier am Steg von vorn ...
... und die Rückseite.


Aushang am Häuschen des Hafenmeisters.


Ein paar Bilder vom Hafen und seiner Umgebung:











Weil der Wind die Frechheit besitzt, morgen schon wieder mit 5-6 Bft aus Nordwest zu kommen (da wollen wir doch hin), kämpfen wir uns morgen wiedermal mit Aufkreuzen weiter nach Norden.

Zur Weiterfahrt nutzen wir dann - mittlerweile nicht anders gewohnt - den etwas schwächer gestalteten Dienstag, um unter Motor und mit etwas Glück auch unter Segeln bis nach Tananger, ganz nah bei Stavanger, zu kommen. 
So der Plan ... mal sehen, was das Wetter daraus macht.