Dienstag, 30. Mai 2023

30. Mai 2023, Von Båtsviken nach Stora Ålö (bei Valdemarsviken)

 Dienstag, 30. Mai


Wir haben täglich fast ganztags Sonnenschein. Die Höchsttemperatur beschränkte sich heute auf bescheidene 13°C. Soweit sollte auch der Seewetterbericht recht behalten. Was den Wind betraf, lagen sowohl das euröpäische Wettermodell "ECMWF" als auch das des US-Wetterdienstes "GFS" völlig daneben. Zumindest was die Windstärke betraf. Das GFS-Modell ist übrigens auch Grundlage der meisten Wetterberichte, die man so als App auf seinem Handy hat. Wir vergleichen im Seewetterbericht meist mehrere Wettermodelle, wobei wir uns im Wesentlichen auf die Vorhersagen von ECMWF und GFS stützen. Im Regelfall liegt die "Wahrheit" meist in einem Mittel zwischen beiden Modellen.

Nach der Vorhersage auf Basis des ECMWF sollten wir einen Grundwind von 9 kn (3 Bft) und in Böen 15 kn (4 Bft) haben. GFS sagte sogar Böen bis 22 kn (5 Bft) voraus.

Dementsprechend freuten wir uns bereits darauf, mal wieder einige Seemeilen unter Segeln ins Kielwasser bringen zu können. Bei einem überwiegend nördlichen Kurs und Wind aus ost bis südost, später süd, hätte alles perfekt gepasst.

Tatsächlich pendelte sich der Wind bei 2 Bft ein. Wegen der leichten Dünung (alte Welle eines vorhergehenden Wetters), die heute auf nordöstlicher Richtung auf die Schären zulief, war das Segeln bei 2 Bft, wenn auch grundsätzlich machbar, heute nicht möglich.

Also lief knapp 3 Stunden der Motor für gut 15 Seemeilen Distanz, bis wir unserere neue Ankerbucht, Stora Ålo, erreichten. Das gute daran: Nach zwei Tagen Ankern waren unsere Bordakkus insbesondere wegen des laufenden Kühlschranks, relativ leer. Nach drei Stunden Motorfahrt sind nicht nur alle Bordakkus voll geladen, sondern auch der Wasserboiler, der das Frischwasser auch durch einen Wärmetauscher über den Motor-Kühlwasser-Kreislauf erhitzen kann, ist wieder voll mit heißem Wasser.


Das ist unsere heutige Ankerbucht

Das besondere an unserer heutigen Ankerbucht ist die Möglichkeit an einer sogenannten Mooring-Tonne festzumachen. Eine Mooring-Boje ist ein Schwimmkörper, der mit einer Kette oder Leine an einem auf Grund liegenden Gewicht (meist ein Betonquader) befestigt ist. An der Oberseite hat diese Boje widerum einen Metallring, an dem man sein Boot festmachen kann. Der Vorteil gegenüber dem Ankern liegt darin, dass der Betonquader am Seegrund nicht wie ein Anker bei Belastung rutschen kann. 

Genau, wie beim Ankern, schwoit das festgemachte Boot dann um die Mooring-Boje herum (nur das es hier sicherer liegt).


 So sieht die heutige Bucht auf der Seekarte aus.



Bei einem kurzen Landgang, stoßen wir auf diesen Siebenstern ...


Ein Siebenstern (Familie der Primelgewächse)

 

Morgen Nachmittag verlegen wir uns wahrscheinlich wegen des anstehenden Starkwindes in das nahegelegene Valdemarsviken.

Wir werden berichten.

Harry & Katrin




Montag, 29. Mai 2023

29. Mai 2023, Båtsviken (bei Loftahammar)

 Montag, 29. Mai


Wir starten am Morgen dieses Pfingstmontags mit Sonnenschein bei 12°C. Damit ist die Tageshöchsttemperatur der Region von 14°C fast erreicht. Frühstück draußen im Cockpit? fragen wir uns. Im Windschatten unserer Sprayhood (des Verdecks) ist es bei der aktuellen Temperatur gerade so T-Shirt tauglich.

Wir einigen uns auf einen Kaffee, den wir draußen genießen und ein Frühstück, dass wir später unter Deck einnehmen, denn Sonne haben wir heute bestimmt noch genug.



Es ist fast Mittag, als Katrin dann das SUP aufgepumpt hat und wir beide startklar sind. Wir gehen heute auf Erkundungstour in Vindåsens Naturreservat, dass sich rings um unsere Bucht befindet. An Land kommen wir nach ein paar Paddelschlägen mit Kajak und SUP.


Die Ankerbucht Båtsviken gehört bereits zum schwedischen Festland. Durch das Naturreservat führen mit dem Auto befahrbare, kleine, geschotterte Feldwege, die zu den wenigen Häusern auf der Halbinsel führen. Dort endet jeweils das Naturreservat.


Die rote Linie ist der Track unserer heutigen Wanderung, die uns über Fußpfade kreuz und quer über diese Halbinsel führt.






Die Gegend hier ist nicht spektakulär, aber schön und abwechselungsreich. Angeregt von einer Informationstafel des Naturreservates, schauen wir nicht nur nach Fotomotiven, sondern auch nach den dort beschriebenen Insekten, als da wären:


Die Werftfliege (Quelle: https://naturforskaren.se/species/33a5d490-3fe1-4611-a42b-92a48a1b8fdd?isProduction=false&isLocal=false)

Das Sechsfleck Widderchen (Quelle: https://lepiforum.de/lepiwiki_vgl.pl?Zygaena_Filipendulae)

Der Apollofalter (Quelle: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/schmetterlinge/tagfalter/02233.html)

Fündig wurden wir nicht. Daher muss das aus dem www. entliehene Anschauungsmaterial hier genügen.



Eine Veronica aus der Familie der Wegerichgewächse


Insgesamt ein sehr entspannter Ausflug und nach erneuten 5 Minuten Padeln sind wir dann auch wieder an Bord.

Wir befinden uns jetzt hier.


Und dieses Foto hatte Katrin gestern Abend noch mit der Drohne geschossen ...


Für uns geht es morgen rund 10 Seemeilen weiter in die nächste Ankerbucht. Nach der Seekarte sieht es dort interessant aus. Wir sind gespannt.

Hier ist mal eine "Routenaufzeichnung" der letzten 24 Stunden an diesem Ankerplatz. Man kann gut erkennen, wie wir durch die Böen und Winddrehungen in dieser Zeit mit dem Boot bewegt wurden. Inzwischen liegen wir um 180° gedreht. Das Wichtigste: Der Anker hält!


Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig.

Harry & Katrin




Sonntag, 28. Mai 2023

28. Mai 2023, Västervik - Båtsviken (bei Loftahammar)

 Sonntag, 28. Mai (Pfingsten)


Nach dem Frühstück ist heute eine Boots-Außenreinigung angesagt. Der anhaltende Westwind der letzten Tage hatte während unseres Västervik-Aufenthaltes reichlich Staub, Blütenpollen und -blätter an Deck geblasen. Wir gehen einmal grob mit dem Gartenschlauch über das Deck. Hier und da nochmal mit dem Lappen nachgewischt. Nicht perfekt, aber deutlich angenehmer.

Am frühen Vormittag ziehen dann dunkle Regenwolken auf. Ich schaue kurz in den Wetterbericht. Dort steht etwas von einer Regenwahrscheinlichkeit von 20%, in einer Stunde für den Rest des Tages auf 10% abnehmend. So ist es dann auch und keine 20 Minuten später steht schon wieder die Sonne am leicht bewölkten Himmel.

Um kurz nach 11:oo Uhr starten wir die Maschine und legen in Västervik ab. Schon nach einer Seemeile setzen wir die Genua (das große Vorsegel) und arbeiten uns gemächlich durch den verschlungenen Seeweg Richtung Außenschären. Der Wind ist heute sehr unstet und so pendelt die Windstärke immer so zwischen 10 kn (3 Bft) und 22 kn (6 Bft). In Spitzen sind es dann auch schon mal 25 kn. Unberechenbar. Wir lassen daher die Segelfläche klein und genießen, wenn es mal nur 3 Bft sind, die Langsamkeit.

Wir haben es nicht allzu weit. Unser Tagesziel, die Ankerbucht Båtsviken, liegt nur knapp 17 sm (gut 31 km) entfernt.


Von Västervik aus geht es kreuz und quer durch die Schärenwelt Richtung NordNordOst ...



Nach gut drei Stunden Segeln sind wir dann auch schon da und werfen den Anker, der auf Anhieb sitzt. Das ist auch gut so, denn immer wieder gehen starke Böen durch die Bucht und zerren unglaublich an Anker und Kette.


Nach einer Stunde bekommen wir Gesellschaft, als eine italienische Segelyacht einläuft. Hier in der Ostsee schon etwas außergewöhnlich. Wir sitzen derweil bei Kaffee und Kuchen und genießen ...


Das ist unsere Buch auf der Navionics Seekarte (https://webapp.navionics.com/#boating@13&key=kwm%60JorneB). Unser Boot ist hier nicht Maßstabsgerecht abgebildet, denn die Bucht ist zwischen 100 m und 150 m breit.



Für Katrin gibt´s eine Runde in der Hängematte. Die Böen sind zwischendurch so stark, dass wir die Matte dann ganz schnell wieder abbauen, denn es wird im Wind mal wieder richtig eisig. Spaß hatten wir trotzdem.


Spontan entscheiden wir: "Heute Abend wird gegrillt", denn wir sind vorbereitet. Währenddessen lässt auch der Wind nach. Das praktische am Ankern: Der Bug befindet sich immer mehr oder weniger im Wind, so dass wir hinter der Sprayhood im Windschatten sitzen.


Kurz nach 20:oo Uhr verschwindet die Sonne langsam hinter dem Hügel im Westen. Bis sie untergeht, wird es hier aber noch mehr als anderthalb Stunden dauern.



... und das der heutige Sonnenuntergang ...


Morgen bleiben wir noch einen Tag in dieser Bucht. Ein paar passende Aktivitäten haben wir schon im Hinterkopf.

Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig.

Harry & Katrin






Samstag, 27. Mai 2023

27. Mai 2023, Västervik

 Samstag, 27. Mai


Wir sind immer noch in Västervik um abzuwettern, so heißt es in der Seemannssprache.  Abwettern bezeichnet strategische und taktische Maßnahmen sowie Verhaltensweisen, um in einem Sturm und/oder bei schwerer See Beschädigungen und Gefahren für ein Wasserfahrzeug sowie dessen Ladung und Besatzung zu vermeiden. Priorität haben Maßnahmen zur Abwendung von Gefahr für Leib und Leben. (Quelle: Wikipedia)

Gut, so dramatisch ist das jetzt bei uns alles nicht. Wir sind gestern einfach wieder in diesen Hafen zurück gefahren, um bei den heutigen Starkwindböen nicht vor Anker liegen zu müssen. Am Mittag haben wir noch den Eindruck, das Starkwindfeld könnte, sozusagen unverrichteter Dinge, an uns vorbeigezogen sein. Wir machen uns erneut auf den Weg und suchen in der Gegend nach Fotomotiven.

Jetzt am Nachmittag, wird das Boot selbst hier im geschützten Hafen von den Windböen zeitweise ganz ordendlich auf die Seite gedrückt. Währenddessen scheint, wie schon den ganzen Tag, die Sonne am fast wolkenfreien Himmel und wir haben gut 20° C.


Unsere heutige Fototour führt uns zu nächst zum Fährhafen von Västervik. Hier werden Bootstouren auf die vorgelagerten Schären, wie zum Beispiel Hasselö, Idö und Ragö als Tagestouren angeboten. Wer möchte kann dort auch übernachten und erst an einem anderen Tag wieder mit der Fähre nach Västervik zurückkehren.

Auf den Tafeln rechts, werden vorder- und rückseitig alle angebotenen Touren ausführlichst beschrieben und bebildert. Da wir in den nächsten zwei Wochen unsere eigene Schärentour machen, verzichten wir auf die Fähre und machen uns zu Fuß auf den Weg zum alten Wasserturm.

Zwischen Fährhafen und altem Wasserturm überquert man unweigerlich das Gelände der Pampas Marina. Hier finden wir großzügig angelegte, teils nagelneue Bootsstege an denen nicht nur Yachten, sondern auch einige schwimmende Häuser festgemacht sind. An Land befindet sich die dazugehörige Infrastruktur mit Bootshandel, -werkstätten und Krananlagen bis 70 Tonnen Hebekraft. Das sollte für alle privaten Yachten ausreichen.

Auf einem Bauschild entdecken wir dann, wo das Ganze hinführen soll. Hier ist gerade eine vergleichsweise riesige schwimmende Stadt im Bau. Am Ende werden hier einige `zig "Einfamilienhäuser" möglicher Weise auch Ferienhäuser, die alle durch Steganlagen verbunden sind, auf dem Wasser schwimmen. Dazwischen und ringsherum sind Bootsliegeplätze geplant. Västervik erweitert sich hier also demnächst auf dem Wasser.


Bis zum alten Wasserturm sind es von der Pampas Marina aus nur wenige Gehminuten.

Der Turm steht auf einem kleinen, felsigen Schärenhügel, etwas Grün drum herum. Ganz nett. Details sind dem www. nicht zu entnehmen. 

Auf dem weiteren Weg Richtung "City" sind wir nach wenigen hundert Metern dann auch schon wieder am Bahnhof Västervik. Die Stadt ist eben nicht sehr groß, dafür aber recht hübsch.


Auf dem im Hintergrund befindlichen Güterbahnhof scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Vor einem alten Lokschuppen befindet sich noch eine Lok-Drehscheibe. Einige der Triebwagen und Wagons erinnern mich an meine gut 50 Jahre alte H0-Spielzeugeisenbahn.

Eisenbahnromantik


Ja, und neben dem Bahnhof liegt nun mal das alte Bootsmannsquartier, dass wir bereits in den letzten Blogs ansprachen. Und wenn wir hier schon noch einmal durchspazieren, kann ich jetzt auch noch die nach Berufsgruppen getrennten Häuserzeilen aufnehmen.

Die Bootsmänner hatten wir bereits.


Hier wohnen die Lotsen ...




... und hier die Kapitäne ...



 ... nicht zu verwechseln mit dem "Kapitän zur See" ...


 
 
Und dann war da noch ...


... ein Antiquitätengeschäft. Viel Nippes, aber auch eine schöne Erinnerung an die eigene Kindheit, zum Teil auch noch die Kindheit der Eltern.

 
 Vom Butterstampfer, wie man ihn nur noch aus Illustrationen kennt, über alte Kinderwagen, Puppen oder eine Waage aus einem Tante Emma Laden. Das möchten wir alles nicht zu Hause haben, dennoch ist es schön anzusehen und weckt fast in Vergessenheit geratene Erinnerungen.
 
 Unser Rundgang endet auf Stegeholm, wo neben dem Badehaus ... na? 
 
Richtig, die drei übergroßen Strandstühle stehen. Und auf die setzen wir uns heute mal drauf, damit man auch einen Größenvergleich hat ...

Das ist die Aussicht ...

... und so sitzt man hier.

 
 Vor uns, springen die Kinder vom Steg der Promenade johlend in das, ich habe es nachgemessen, 13° kalte Wasser. 
 
 
Wir machen uns jetzt lieber einen heißen Espresso. Dazu gibt es, das haben wir heute ganz neu bei Hemköp entdeckt, einen Kardamomknut mit Blaubeerfüllung und Frischkäsetopping.
 
Das war wirklich lecker!
 
 
Während ich das hier schreibe und Katrin gerade einen Pizzateig vorbereitet, wankt Ari noch ganz ordentlich im Wind hin und her.
 
 Morgen soll sich das Wetter beruhigt haben und es nun wirklich weiter nach Norden gehen. Ein Ziel haben wir bereits ausgesucht.

Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig. Wir halten Euch auf dem Laufenden.

Harry & Katrin