Mittwoch, 29. Juni 2022

28. Juni 2022 Von TRÄSLÖVSLÄGE nach HALMSTAD

 Dienstag, 28. Juni


Nach dem Gewittern des gestrigen Abends hatte Starkwind die gesamte Nacht hindurch ordentlich Lärm gemacht. In den Morgenstunden verstummte langsam das Pfeifen in den Verstagungen der Segelboote und als wir gegen acht aufwachten, war alles ruhig. Gut, Katrin war schon früher wach geworden und hatte den Wetterbericht verinnerlicht. 

Weil die signifikante Wellenhöhe wegen des Starkwindes der Nacht mit einem Meter angegeben war, wir jedoch nur mit 3 Beaufort achterlichem Wind rechnen durften, stand die Überlegung im Raum, die Fahrt nach Halmstad auf morgen zu verschieben. Mit 3 Beaufort achterlichem Wind kann man zwar theoretisch segeln. Ist die Welle jedoch zu hoch und das Boot fängt an in jedem Wellental einmal hin und her zu rollen, schlagen in der Folge die Segel. Das kommt daher, weil der Winddruck durch das hin- und herpendeln des Mastes größer ist, als der Druck, den der Wind selbst in den Segeln erzeugt. Dadurch geht die Windströmung verloren, die das Boot antreibt. In der Folge muss man entweder einen anderen Kurs fahren oder die Segel einholen und den Motorantrieb starten.

Es sieht für uns also so aus, das wir die Wahl haben heute bei viel Welle unter Motor nach Halmstad zu fahren oder morgen bei Flaute.

Des Weiteren könnte die Welle auch noch erheblich höher als angegeben sein. Gestern hatte sich der Seewetterbericht auch erheblich in seiner Prognose geirrt. Wir beschließen nach unserem ersten Kaffee einfach mal einen Blick über den Vorhafen nach "draußen" zu werfen.

Viel können wir auf diese Distanz nicht erkennen, aber das ist ja schon mal ein gutes Zeichen.


Blick nach rechts in den Fischereihafen von Träslövsläge ...


Unseren Plan ändern wir daraufhin wie folgt. Wir frühstücken heute ganz in Ruhe, tanken noch einmal frisches Wasser und starten nicht vor elf Uhr.


Oben sieht man eine kombinierte Landstrom- und Leitungswasser-Säule. Vorne im Ankerkasten befindet sich der Einlass für unseren zweiten Wassertank mit 150 Litern Inhalt. Der Wassertank im Heck hat 210 Liter.

Das letzte Mal hatten wir vor der Abreise in Læsø vollgetankt. Heute war uns aufgefallen, das das Wasser eine gelblich-bräunliche Färbung hat, jedoch normal schmeckt. Möglicher Weise ist das auch normal und unbedenklich in Læsø, aber wir entscheiden uns den Rest des Tanks im Bug ablaufen zu lassen und ihn dann neu zu betanken.

Es ist Punkt elf Uhr, als wir den Diesel starten. 

Der Nordwestwind hat gerade etwas aufgefrischt und drückt Ari weg vom Anleger in die Festmacherleinen. Das ist eigentlich gar nicht schlecht, doch wir müssen direkt nach dem Ablegen in einer S-Linie vorbei an einer Untiefe im Vorhafen und dann durch die Ausfahrt. Viel Raum für Fehler ist da nicht. 

Wir beschließen synchron die Heck- und Mittelleine zu lösen und das Boot zunächst an der Bugleine nach hinten auswehen zu lassen. Dann löst Katrin die Vorleine und wir werden in Sekunden um mehrere Meter vom Steg weggetrieben, so dass ich ordentlich Gas geben muss, um das Boot wieder einzufangen und die richtige Linie für die Ausfahrt zu finden. Doch alles läuft richtig gut und als wir den Hafen verlassen, steht nur eine beherrschbare Welle auf der Hafeneinfahrt. Es war die richtige Entscheidung, heute zu starten.


Wir zählen neun weitere Segelboote, die in Sichtweite mit uns im Kattegat unterwegs sind. Der Rumpf des rechten Bootes ist gerade völlig im Wellental verschwunden. Nur die Aufbauten sind noch zu sehen.

Es ist ein Segeltag nach dem Motto: "Jede Meile zählt", denn alles geht seglerisch gerade so. Natürlich haben wir nach einer kurzen Phase mit etwas mitlaufendem Strom, den Rest mit rund einem Knoten Gegenstrom zu kämpfen und da wir den notwendigen Kurs windbedingt nicht halten können, bedeutet jede Meile Richtung Ziel auch, das wir um weitere knapp 0,2 Meilen daran vorbeifahren, während der Wind langsam aber sicher abnimmt.


Mitten im Törn: Hafen und Landschaft rund um das Fischerdorf Glommen (Aufnahme aus rund 3 km Entfernung).


Noch segeln wir und die Krängung (Schräglage des Bootes) kommt nicht vom Wind, sondern von der achterlichen Welle in der wir ordentlich rollen ...


Viel zu tun haben wir hingegen nicht ...

 

Gegen halbdrei geht dann gar nichts mehr. Bei acht Knoten Wind schlagen die Segel nur noch und wir starten den Motor. Es ist gerade Halbzeit.

 

Leuchtfeuer kurz vor dem Hafen von Halmstad



Der erste Eindruck von Halmstad wird durch seine Industrie und den Großschifffahrtshafen geprägt. Einladend sieht anders aus ...

... doch kurz vor dem Yachthafen wird es dann langsam freundlicher ...

Halmstad selbst liegt am Fluss Nissan. Dort gibt es entlang des Flusses wirklich schöne Parkanlagen. Sehenswert sind auch das Schloss und einige Altstadtgebäude.

Das ist unser heutiger Liegeplatz im Stadthafen.

Mittwoch und Donnerstag sind wir eine Autostunde entfernt bei Freunden eingeladen.

Am Freitag geht es weiter. Aufgrund einer Flaute jedoch nur mit diesem Blog und noch nicht mit dem Segeln.

Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig. Danke für´s lesen und die Kommentare.

Harald & Katrin

Wir sind jetzt hier ...








Montag, 27. Juni 2022

27. Juni 2022 Von LÆSØ (DAN) nach TRÄSLÖVSLÄGE (SWE)

 Montag, 27. Juni


Heute verlassen wir Læsø. Fünf Tage waren wir jetzt hier. Wir freuen uns auf Neues. Doch bevor wir ablegen können, müssen wir noch das Päckchen mit unseren norwegischen Nachbarn auflösen. Um acht Uhr wollen sie ablegen. Das passt uns gut. Um 20 nach acht starten wir unseren Diesel.

Um weiter nach Süden zu kommen, müssen wir den Hafen von Østerby erst mit Kurs Nord verlassen und Læsø im weiten Bogen umfahren, denn es gibt hier viele Flachbereiche und Untiefen vor der Insel.



Der Wetterbericht hatte für heute morgen leichte 4 Beaufort aus nord und für ganztags eine See (Wellenhöhe) von 30 cm prognostiziert. Wir laufen gerade nach Norden aus und stampfen mit ordentlich Motordrehzahl durch geschätzte 70 cm Welle. Das ist nicht schlimm, bremst das Boot aber unheimlich, so dass wir gerade so gute vier Knoten Fahrt machen.


Gut, dass wir schon nach rund einer Seemeile (1,852 km) um einige Grad nach Osten abdrehen und die Segel setzen können ...


Das Tagesziel für heute haben wir übrigens geändert. Wollten wir ursprünglich nach Anholt (sozusagen eine Insel südlicher), so segeln wir jetzt an die schwedische Festlandsküste, nach Träslövsläge. Wir glauben, das wir so der Wetterentwicklung der kommenden Tage am ehesten gerecht werden, denn unser nächster Schlag soll ja bereits nach Halmstad (SWE) gehen, wo Katrin Freitag früh mit dem Bus abreist.


Eigentlich sollte es am Morgen regnen, doch wir haben Glück und bleiben trocken. Schönwetter sieht allerdings anders aus. Doch wir sind froh segeln zu können.


Auf der Fahrt haben wir dann wieder einiges an Schiffsverkehr. Beim Frachter unten sieht man gut, wie sich gerade eine der angesagten "30 cm Wellen" am Bug bricht ...


Andere Frachter hingegen kommen uns näher als es uns lieb ist ...

... und wir sehen auch wieder unkonventionelle Gefährte auf dem Wasser ...

Alles in allem bleibt es jedoch ein unspektakulärer Segeltörn. Gegen halbeins erwischt uns dann allerdings doch noch ein heftiger Regenschauer ...


Ich bin gerade mit Katrin unter Deck, um mir etwas Wärmeres anzuziehen, als ich es draußen prasseln höre. Doch der Autopilot tut gerade seine Arbeit und weiterer Schiffsverkehr ist nicht in direkter Nähe. So bleiben wir einfach mal Beide ein paar Minuten unter Deck, bis sich das Gröbste gelegt hat und es nur noch ein wenig nieselt.


Links hinten sieht es ja schon ein wenig freundlicher aus und in dieser Richtung liegt ja auch unser Ziel.

Letztendlich hatten wir statt angesagten 4 Beaufort fast durchgängig 5 - 6 Beaufort und in Böen auch des öfteren sieben Beaufort. Das aber durchgängig als "Rückenwind". So lässt sich das sehr gut aushalten und wir kamen mal deutlich besser voran als erwartet, obwohl wir, man glaubt es kaum, durchgängig 0,7 - 1,3 Knoten Gegenstrom hatten. Ich bin ja schon geneigt mal auszuprobieren, ob der Gegenstrom auch bleibt, wenn wir wenden. 😉


Nach gut sieben Stunden haben wir dann knapp 50 Seemeilen ins Kielwasser gebracht und laufen gespannt in Träslövsläge ein. Gespannt, denn es ist Saison, der Hafen klein und wir benötigen unbedingt einen Liegeplatz. Doch alles soll gut gehen und wir haben sogar noch die Wahl unter zwei guten Liegeplätzen.

Nur noch einmal kurz wenden ...

Anfahrt auf den Liegeplatz ...



Unser Frühstück gab es heute wieder unterwegs. Das ist lange her, denn wir haben es fast 16:00. Katrin zaubert uns auf die schnelle aus zwei Bifi´s und vier Käsescheiben ein paar Bifi-Käserollen. Dazu gibt es ein Grevensteiner "Anlegerbier". Prost!

Dann fällt uns plötzlich ein ... wir haben noch die dänische Gastlandsflagge am Mast gesetzt.


Schnell ist die Dänische runtergeholt und die Schwedische an unsere Flaggenleine angeknüppert und gehisst.


Und so sieht es hier im Augenblick bei gut 30° C aus ...


Heute Nacht erwartet uns hier allerdings noch Starkwind und Gewitter. Morgen soll es gut segelbaren Wind aus Westen geben. Drückt uns mal trotzdem vorsichtshalber die Daumen.

Es ist jetzt kurz nach 21:00 und der Wind pfeift schon kräftig durch die Takelage der Segelboote und es pladdert wieder.

Gute Nacht!

Harry & Katrin










Sonntag, 26. Juni 2022

26. Juni 2022 LÆSØ

 Sonntag, 26. Juni


Von gestern, Samstag, gibt es nichts Besonderes zu berichten. Das Wetter, etwas wechselhaft und dennoch zu sonnig, verscheucht uns in den Schatten, den wir uns am Boot mit einem riesigen Stofftuch einrichten. Ein kurzer Spaziergang am Strand. Dort entsteht dieses Foto

 


Abends gehen wir noch einmal im Hafenrestaurant essen. Danach bleibt es ruhig. Kein hörbares Midsommar Fest im Hafen. Wir sind ein wenig angeschlagen und dementsprechend früh im Bett. Nachts werden wir noch einmal wach, weil irgendjemand im Hafen auf einer Djembe trommelt. Wenig später geht gegen Mitternacht das Trommelgeräusch in das sonore Schlagen eines alten Diesel-Einzylinders über. Ein Segelboot mit zwei jungen Frauen an Bord legt im Päckchen an. Das weckt den leicht alkoholisierten Eigner des bereits liegenden Bootes. Dieser begrüßt die Beiden lautstark. Der Diesel verstummt gefolgt von einer kurzen Unterhaltung mit dem üblichen: "Woher kommt Ihr - wohin wollt Ihr?" Kurze Zeit später ist alles ruhig und wir schlafen wieder ein.


Heute, Sonntag, haben wir uns wieder etwas vorgenommen. Doch der Tag begrüßt uns zunächst mit grauem Himmel und immer wieder schüttet es für einige Minuten. Ab zehn Uhr soll der blaue Himmel stellenweise zu sehen sein. Kurz nach zehn hört der Regen auf - ich wische das Cockpit trocken - es regnet, kurz aber kräftig!

Eine Stunde später sieht es dann immerhin so gut aus, dass wir beschließen, uns jetzt im Restaurant zwei Fahrräder auszuleihen.

Nach wenigen Minten sind wir schon raus aus Østerby Havn und radeln bereits durch Gammla Østerby, sozusagen dem alten Ortskern vom Osthafen, dort, wo all die Seetanggedeckten Häuser stehen.


Wir arbeiten heute mit schwarzen Zahlen auf gelben Grund. Unser heutiges Ziel ist Bløden Hale im Ostteil der Insel Læsø. Bløden Hale ist das "neueste Land in Dänemark" und einer der Orte, an denen Læsø wächst. Hier treffen Meer, Heide und Strand aufeinander, und ein Spaziergang um Bløden Hale, etwa 3,5 km lang, ist eine beliebte Möglichkeit, frische Luft für Körper und Seele zu tanken.

Das gesamte Gebiet um Bløden Hale mit den beiden sogenannten Barriereinseln Store und Lille Knot und Bovet im Westen ist ein beliebter Ort für Ornithologen und Vogelliebhaber. Die großen Flächen und die Ruhe der Gegend bieten gute Voraussetzungen für eine fantastische Vogelwelt.

Bis zum Ende des Fahrweges sind es rund 8,5 Kilometer. Gut die Hälfte davon ist eine Schotterpiste ...


 

 

 

 Eine gute Möglichkeit in dieser lagunenähnlichen Landschaft mal wieder unsere Drohne steigen zu lassen. Von oben sieht das dann so aus ...

Oben: Ganz linksoben, die freie Ostsee, rechts, die Lagune mit weiten Flachwasserbereichen dazwischen die Landzunge von Bløden Hale mit einem Mix aus Heidelandschaft, Dünen und Feuchtwiesen.




Doch auch vom Boden aus gefällt es uns hier gut ...


Die Düne kurz vor der Seeseite



Doch dann zieht sich der Himmel schon wieder ein wenig zu. Am Nachmittag soll es wieder regnen. Wir machen uns auf den Rückweg ...


Oben:  Das im Vordergrund sind keine Pfützen des Regens - es ist nur gerade Ebbe.

Dann noch eine kurze Rast bevor wir uns wieder auf die Räder schwingen ...


Morgen ziehen wir auf die nächste Insel im Kattegat um (wenn der Wind uns läßt). 45 Seemeilen stehen auf dem Programm. Daher dürfen wir nicht zu spät los. Um acht Uhr werden wir zunächst das Päckchen mit unserem norwegischen Nachbarn auflösen und ihm, nachdem er gestartet ist, folgen. Wenigstens bis zur Hafenausfahrt haben wir das selbe Ziel.

Bleibt gespannt, wir sind es auch.

Harry & Katrin

... und kurz vor Sonnenuntergang im Hafen ...