Dienstag, 28. Juni
Nach dem Gewittern des gestrigen Abends hatte Starkwind die gesamte Nacht hindurch ordentlich Lärm gemacht. In den Morgenstunden verstummte langsam das Pfeifen in den Verstagungen der Segelboote und als wir gegen acht aufwachten, war alles ruhig. Gut, Katrin war schon früher wach geworden und hatte den Wetterbericht verinnerlicht.
Weil die signifikante Wellenhöhe wegen des Starkwindes der Nacht mit einem Meter angegeben war, wir jedoch nur mit 3 Beaufort achterlichem Wind rechnen durften, stand die Überlegung im Raum, die Fahrt nach Halmstad auf morgen zu verschieben. Mit 3 Beaufort achterlichem Wind kann man zwar theoretisch segeln. Ist die Welle jedoch zu hoch und das Boot fängt an in jedem Wellental einmal hin und her zu rollen, schlagen in der Folge die Segel. Das kommt daher, weil der Winddruck durch das hin- und herpendeln des Mastes größer ist, als der Druck, den der Wind selbst in den Segeln erzeugt. Dadurch geht die Windströmung verloren, die das Boot antreibt. In der Folge muss man entweder einen anderen Kurs fahren oder die Segel einholen und den Motorantrieb starten.
Es sieht für uns also so aus, das wir die Wahl haben heute bei viel Welle unter Motor nach Halmstad zu fahren oder morgen bei Flaute.
Des Weiteren könnte die Welle auch noch erheblich höher als angegeben sein. Gestern hatte sich der Seewetterbericht auch erheblich in seiner Prognose geirrt. Wir beschließen nach unserem ersten Kaffee einfach mal einen Blick über den Vorhafen nach "draußen" zu werfen.
Viel können wir auf diese Distanz nicht erkennen, aber das ist ja schon mal ein gutes Zeichen.
Blick nach rechts in den Fischereihafen von Träslövsläge ...
Oben sieht man eine kombinierte Landstrom- und Leitungswasser-Säule. Vorne im Ankerkasten befindet sich der Einlass für unseren zweiten Wassertank mit 150 Litern Inhalt. Der Wassertank im Heck hat 210 Liter.
Das letzte Mal hatten wir vor der Abreise in Læsø vollgetankt. Heute war uns aufgefallen, das das Wasser eine gelblich-bräunliche Färbung hat, jedoch normal schmeckt. Möglicher Weise ist das auch normal und unbedenklich in Læsø, aber wir entscheiden uns den Rest des Tanks im Bug ablaufen zu lassen und ihn dann neu zu betanken.
Es ist Punkt elf Uhr, als wir den Diesel starten.
Der Nordwestwind hat gerade etwas aufgefrischt und drückt Ari weg vom Anleger in die Festmacherleinen. Das ist eigentlich gar nicht schlecht, doch wir müssen direkt nach dem Ablegen in einer S-Linie vorbei an einer Untiefe im Vorhafen und dann durch die Ausfahrt. Viel Raum für Fehler ist da nicht.
Wir beschließen synchron die Heck- und Mittelleine zu lösen und das Boot zunächst an der Bugleine nach hinten auswehen zu lassen. Dann löst Katrin die Vorleine und wir werden in Sekunden um mehrere Meter vom Steg weggetrieben, so dass ich ordentlich Gas geben muss, um das Boot wieder einzufangen und die richtige Linie für die Ausfahrt zu finden. Doch alles läuft richtig gut und als wir den Hafen verlassen, steht nur eine beherrschbare Welle auf der Hafeneinfahrt. Es war die richtige Entscheidung, heute zu starten.
Wir zählen neun weitere Segelboote, die in Sichtweite mit uns im Kattegat unterwegs sind. Der Rumpf des rechten Bootes ist gerade völlig im Wellental verschwunden. Nur die Aufbauten sind noch zu sehen.
Es ist ein Segeltag nach dem Motto: "Jede Meile zählt", denn alles geht seglerisch gerade so. Natürlich haben wir nach einer kurzen Phase mit etwas mitlaufendem Strom, den Rest mit rund einem Knoten Gegenstrom zu kämpfen und da wir den notwendigen Kurs windbedingt nicht halten können, bedeutet jede Meile Richtung Ziel auch, das wir um weitere knapp 0,2 Meilen daran vorbeifahren, während der Wind langsam aber sicher abnimmt.
Mitten im Törn: Hafen und Landschaft rund um das Fischerdorf Glommen (Aufnahme aus rund 3 km Entfernung).
Noch segeln wir und die Krängung (Schräglage des Bootes) kommt nicht vom Wind, sondern von der achterlichen Welle in der wir ordentlich rollen ...
Viel zu tun haben wir hingegen nicht ...
Gegen halbdrei geht dann gar nichts mehr. Bei acht Knoten Wind schlagen die Segel nur noch und wir starten den Motor. Es ist gerade Halbzeit.
Leuchtfeuer kurz vor dem Hafen von Halmstad
Der erste Eindruck von Halmstad wird durch seine Industrie und den Großschifffahrtshafen geprägt. Einladend sieht anders aus ...
... doch kurz vor dem Yachthafen wird es dann langsam freundlicher ...
Halmstad selbst liegt am Fluss Nissan. Dort gibt es entlang des Flusses wirklich schöne Parkanlagen. Sehenswert sind auch das Schloss und einige Altstadtgebäude.
Mittwoch und Donnerstag sind wir eine Autostunde entfernt bei Freunden eingeladen.
Am Freitag geht es weiter. Aufgrund einer Flaute jedoch nur mit diesem Blog und noch nicht mit dem Segeln.
Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig. Danke für´s lesen und die Kommentare.
Harald & Katrin |
Wir sind jetzt hier ...