Montag, 30. September 2019

28.+29.09.2019_Zwei Tage Steinbruch

Samstag, 28. September


Ich bin in Sandviks Gästhamn, einem kleinen Hafen ander Westküste Ölands. Da der Wind heute ungünstig für eine Weiterfahrt nach Südwesten steht, möchte ich mir die Insel ein wenig anschauen.

Der Hafen selbst, bietet während der Saison alles, was das Seglerherz begeht. Jetzt ist Nachsaison und nicht alles hat geöffnet. Dafür ist man hier jetzt mit einem Liegegeld von 180 Kronen, inklusive 40 Kronen für Strom, dabei. Ein ICA ist nur 150 m entfernt.


Bekannt ist der Ort unter anderem für seine Windmühle. Die achtgeschossige Holländerwindmühle Sandviks Kvarn gehört mit einer Höhe von 26 Metern und einer Flügelspannweite von 24 Metern zu den größten historischen Windmühlen der Welt und ist die größte Windmühle in Nordeuropa.

Sie wurde ursprünglich 1856 in Småland gebaut. Nach einem schweren Sturmschaden war sie längere Zeit nicht mehr in Betrieb und wurde 1885 verkauft. Der neue Eigentümer ließ die Mühle komplett zerlegen, nach Öland transportieren und auf einem eigens dafür gebauten zweigeschossigen Sockel wieder aufbauen.


Eigentlich wollte ich ja zu einem Oldtimertreffen für Lastkraftwagen, welches hier heute in der Nähe stattfindet. Doch in der Nähe der Mühle finde ich den Hinweis auf einen natursteinverarbeitenden Betrieb. Da die Gegend auch bekannt für ihre Steinmetze ist, will ich da kurz mal vorbeischauen. Kurz bevor ich den Betrieb erreiche, geht ein geschotterter Fahrweg runter zum Strand. Weil es dort ganz hübsch aussieht entscheide ich, zunächst noch kurz ein Landschaftsfoto zu machen.


Am Strand bemerke ich sofort, dass ich hier nicht auf den üblichen Schärengranit oder "normalen Steinen" stehe. Das sieht hier irgendwie anders aus, so wie Kalkstein, wie ehemaliger, versteinerter Meeresboden. Als ich einige Stücke vom Boden aufhebe bemerke ich, das ich hier auf Millionen Jahre alten Fossilien stehe. Der Strand ist voll damit - überall!

Meine Eltern hatten mich als Kind zum Hobbygeologen gemacht. Wo ich auch war sammelte ich Steine oder schaute mir welche in Bergbaumuseen und Mineralienbörsen an. Gut, das ist mehr als 40 Jahre her, aber irgendwie freute ich mich wie ein kleines Kind und fing an zu suchen.

 Ortoceren (oben und unten) waren eine Art Oktopus mit einer festen Außenhülle.

???

Gipskristalle
Ein Grashüpfer auf einem Marmorblock

???

Nicht fossil aber lustig anzuschauen.


Irgendwie gruselig


Trilobiter sind entfernte Verwandte unserer Flußkrebse und Spinnen. Sie hatten einen dreigeteilten Körper, gut entwickelte Augen und auf der Unterseite Schwimmfüsse.

Diese Arten von Versteinerungen waren überall am Strand zu finden. Doch Größe, Form, Farbe und Erhaltungsgrad variierten. Es wurde langsam dunkel und ich entschied noch einen Tag dranzuhängen, um auch den südlichen Stand erkunden zu können.





Sonntag, 29. September


Es lebt sich nicht schlecht in Sandvik. In einem augenscheinlich neubebauten Ortsteil haben es sich einige vermögende Schweden gemütlich gemacht. Großzügige Grundstücke mit Meerblick und oft noch ein Pool dazu. Vor den Einfamilienhäusern stehen zum Teil zwei fette SUV. Mercedes und Audi sind vorrangig neben Volvo anzutreffen.

Andere hingegen wohnen einfacher, dafür aber näher am Wasser ...



Doch ich finde heute und das war nicht anders zu erwarten, in etwa die gleichen Fossilien wie am gestrigen Tage. Ich mache diverse Fotos, die ich am Boot dann miteinander vergleiche. Nur die besten schaffen es in meine Sammlung.

Und dann mache ich doch noch eine unerwartete Entdeckung. An einem der hier auch häufig zu findenden Schieferklumpen glitzert es. Die fast goldfarbenen Kristalle auf dem Schiefer sind Pyrite, auch Katzengold genannt. Leider so gut wie wertlos, aber hübsch anzusehen.


Mit dem Ergebnis der "zwei Tage Steinbruch" bin ich sehr zufrieden. Morgen wechselt das Wetter. Ich kann beruhigt meinen Törn Richtung Süden fortsetzen.

Bleibt mir gewogen und weiter neugierig.

27.09.2019_Auf nach Öland

27. September


Um 9:35 starte ich den Diesel. Bei zunächst düsterem Himmel und 12°C soll es heute ein größerer Schlag werden. Dieser beginnt jedoch mit knapp zwei Motorstunden. 

Noch müht sich die Sonne, durch die dichte Wolkendecke zu scheinen.


Gegen Mittag kommt die Sonne durch und der Wind brist auf 13 Knoten (4 Bft) auf. Er kommt außerdem östlicher als vorhergesagt. So kann ich mit einem harten Amwindkurs mein Ziel auf Öland direkt ansteuern. Weil ich nicht wie geplant aufkreuzen muss, spare ich rund 20 Seemeilen Entfernung. Ich entscheide mich daher einen südlicheren Hafen auf Öland anzulaufen, denn rund 50 Seemeilen möchte ich bis Sonnenuntergang möglichst schaffen, da die Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht verheißungsvoll aussehen.

 
Am frühen Nachmittag bläst der Wind noch beständig mit 11 - 13 Knoten. So kann ich ein wenig in der Sonne entspannen. Der Autopilot macht den Rest. Alle 10 Minuten mache ich einen Rundumblick. Bis auf ein Fischerboot, welches in etwa 5 Meilen Entfernung scheinbar ziellos kreuz und quer die See durchkämmt, ist weit und breit kein anderes Schiff zu sehen.


Gegen halbvier dann, brist es wie vorhergesagt auf. Bis heute Abend soll es Böen bis 19 Knoten geben. Es wird also sportlich und ich reffe beide Segel auf etwa 60 Prozent. Dadurch werde ich für meine Zeitplanung etwas zu langsam und entscheide mich, das Vorsegel (die Genua), doch wieder fast auf volle Größe auszureffen.


Das ist mal wieder Segelspaß pur und nach fast genau 9 Stunden habe ich Sandvik, meinen heutigen Zielhafen backbord querab. Ich hole beide Segel ein, den Rest macht der Diesel. Als ich gegen 19 Uhr in den Hafen einlaufe ist es schon fast dunkel, doch das schon von weitem sichtbare rote Leitfeuer weist mir den Weg. Da kann der Plotter mal mehr oder weniger unbeobachtet bleiben.


Im strömenden Regen mache ich an einer Mooringboje fest. Am Steg steht bereits ein freundlicher Helfer, der mir die Vorleinen abnimmt und belegt - trotz des Regens!


 Morgen werde ich keinen segelbaren Wind haben und so entscheide ich, die Insel zu erkunden. Zumindest in Hafennähe, denn Öland ist mehr als 130 km Lang und misst an der breitesten Stelle rund 15 km.

Ich werde berichten.

Bleibt mir gewogen und weiterhin neugierig.





Sonntag, 29. September 2019

26.09.2019_Västervik Stadtbesichtigung

26. September


Während Gerd noch irgendwo im Bus zwischen Kopenhagen und Berlin sitzt, mache ich mich auf zu einer Stadtbesichtigung. Västervik trägt in Schweden auch den Beinamen "Perle der Ostküste" und hat rund 22.000 Einwohner. Ob es sich hier tatsächlich um eine Perle handelt, möchte ich heute herausfinden.

Doch zunächst einmal für alle, die Schwedens Geografie nicht vor Augen haben, ein Überblick. Für Katrin endete der Urlaub in Nyköping. Das liegt etwas nordöstlich von Norrköping an der Küste. Gerd stieg dort dazu. Gemeinsam fuhren wir rund 60 Seemeilen Luftlinie südwärts bis nach Västervik. Von dort aus trete ich den letzten Teil dieses Törns, knapp 300 Seemeilen (rund 550 km), wieder einhand an. Durch den Kalmarsund, vorbei an Bornholm und Rügen ist der Ziel- und Heimathafen Neuhof, Nahe Stralsund.


Um es vorwegzunehmen: "Ja, Västervik ist eine Perle" auch wenn es abgesehen von einzelnen historischen Gebäuden keine Altstadt gibt. Die Stadt ist großflächig von Wasser umgeben. Über eine Vielzahl von Wegen, die entlang der Ufer führen, hat man die Gelegenheit, Stadt und Umgebung von allen Seiten zu betrachten.


 Im Hafen finden sich alte, wohl restaurierte, Fischerboote.

Fußgängerzonen laden zum flanieren ein und überall finden sich die bereits mehrfach von mir beschriebenen Blumenkübel, die so aussehen, als wären Sie gerade für eine Bundesgartenschau bepflanzt worden. Zur Erinnerung - es ist Ende September! Kein welkes Blatt, keine abgefallene Blüte.

Mülleimer, die in die Städteplanung einbezogen wurden, stehen im Abstand von wenigen Metern und sind deutlich größer als Berlins orange Zwerge. Stören tun sie deswegen nicht. Nichts liegt auf der Prommenade, keine Flaschen, keine Dosen, kein Papier, kein Hundekot und auch keine Zigarettenstummel. Gäbe es nicht so viele Sitzgelegenheiten - man wäre versucht, sich ohne schlechtes Gewissen auf den Boden zu setzen. Alles ist sauber.
 Im Hintergrund die Überreste eine historischen Wehranlage.
 Gehweg, Radweg, Blumenrabatte und Straße finden nebeneinander Platz.
 Hölzerne Sonnenterasse mit Liegenstühlen, Badeplattform und reichlich Sitzgelegenheiten. Grafitties - Fehlanzeige.
 Auf der anderen Straßenseite befindet sich eine Grünanlage bevor man den Haupthafen, die Marina Slottholmen, betritt. Ob diese Grammophon-Lautsprechen reine Kunstobjekte sind oder aber auch bei passender Gelegenheit zur Musikbeschallung dienen, habe ich nicht näher untersucht.

Von den angrenzenden Granithügeln hat man gute Sicht über die Stadt und die Häfen.
 Wem das nicht genügt, der kann den 18 Meter hohen "Unos Torn" erklimmen. Er ist das Geschenk eines Anwohners und steht auf dem Gelände des Naturmuseums Västervik. Alleine dessen kostenlose Außenbereiche geben die Möglichkeit, zahllose Fotos von Nachbauten historischer Häuser und Arbeitsmittel zu machen.

 Nebenan findet sich eine Art Biergarten. Gut, der hatte wegen des Saisonendes geschlossen. Die Aussicht aber läd zum Verweilen ein, zumal mehrere Parkbänke zu diesem Zweck aufgestellt sind.


Allein die Zeit reicht nicht, um sich mit all den fotogenen Dingen zu beschäftigen. Ja, Västervik ist eine Perle.

25.09.2019_Abschied in Västervik

25. September


Heute soll es nach Västervik gehen. Doch vorher gilt es, unsere Anker von Seegras und Modder zu befreien. Das Prozedere hatte ich ja mehrfach beschrieben. Heute ist mal Zeit für ein Foto.


Zum Segeln ist der heutige Wind zu unbeständig und unser Fahrweg immer wieder mal zu eng um aufzukreuzen. Segelsetzen lohnt daher nicht.  Das bedeutet Motoren. Der Himmel ist grau und auf den freien Wasserflächen steht noch eine alte Dünung, die Ari stellenweise ordentlich ins Rollen bringt.


Ein SAR-Boot (Safety And Rescue) ist wohl zu einem Einsatz unterwegs ...


Kurz vor der Einfahrt nach Västervik, steht rechter Hand das Gränsö Slott. Das ehemals 1807 erbaute Schloss wurde 1993 bei einem Feuer vollständig zerstört. Bereits im Folgejahr wurde das neue Gebäude in einer Bauzeit von nur 4 Monaten errichtet. Es ist heute ein privates Resort & Spa Hotel.


Kurz vor dem Einlaufen in die Marina Slottsholmen.



Heute Nacht geht es für Gerd wieder mit dem Bus zurück nach Berlin. Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit in der Stadt.


Zum Abschied gönnen wir uns einen Besuch im Restaurant. Und da wir ja keinen Fisch gefangen haben, gibt es für jeden einen Topf mit Fischsuppe und Meeresfrüchten, getoastetes Brot und Aioli. Lecker!





















Auf dem Nachhauseweg laden ein paar übergroße Liegestühle zum Spielen ein ...







Västervik bei Nacht.







Es ist schon Donnerstag früh um 2:oo, als der Bus von Stockholm nach Kopenhagen in Västervik seinen kurzen Halt macht. So schnell ist eine Woche um. Es war schön mit dir, Gerd!