Dienstag, 31. August 2021

31.08.2021 Von LICKERSHAMN nach VISBY

 Dienstag, 31. August


Wir haben schlecht geschlafen. Obwohl der Hafen von Lickershamn nur nach Nordosten offen ist, lief die ganze Nacht die Dünung eines Tiefs im Norden in den Hafen und erwischte Ari sowohl von der Seite als auch von hinten. Das ist eigentlich nur damit zu erklären, das die einlaufende Dünung durch die Kaimauern und Schwimmstege reflektiert wurde und dann in unterschiedlichen Richtungen hin und her durch den Hafen lief. Zeitweise rollt Ari in der Welle, dann gibt es mal kräftige Vor- und Rückwärtsbewegungen.

Die Festmacher knarren wie verrückt und phasenweise ist an Schlaf nicht zu denken. Lickershamn ist aufgrund seiner Lage und Attraktionen ein wirklich empfehlenswerter Hafen - aber bei starken Wellengang aus Norden bis Westen schon fast unerträglich.

Kurz nach elf legen wir ab, denn unser Törn nach Visby geht heute nur rund 17 Seemeilen weit nach Süden. 

Links: Die Jungfru

Wir fahren die Westküste Gotlands ´gen Süden. Damit liegen alle Fotomotive an der Küste im Osten. Fototechnisch schlecht, wenn man am Vormittag unterwegs ist.
 
Der Leuchtturm  Stenkyrkehuk  südlich von Lickershamn.

 

Eigentlich sollen wir heute Nordwind mit 12 Knoten, in Böen 20 Knoten haben, doch als wir den Hafen verlassen, müssen wir den Motor für fast fünf Seemeilen laufen lassen, bis wir weiter draußen gerade so zehn Knoten achterlichen Wind haben und zumindest das Großsegel setzen können. Mit kaum mehr als drei Knoten Fahrt steuern wir gemütlich unser Tagesziel an. Zu gemütlich für unseren Geschmack, denn hier draußen steht noch eine stattliche Dünung von ein bis anderhalb Metern.

Gegen 13:00 messen wir dann tatsächlich 12 Knoten Wind, doch die Böen bleiben aus. So brauchen wir viel Geduld, meistern aber immerhin noch gut neun der fast 18 Seemeilen unter Segel, bis uns dann auf den letzten Meilen der Wind ausgeht.


VISBY  auf Gotland



Kurz vor der Hafeneinfahrt kommt uns dann noch diese Passagierfähre von  Destination Gotland  in die Quere. Diese Fährlinie verbindet Visby mit den Städten Nynäshamn und Oskarshamn. Auf der freien See ist sie mit knapp 30 Knoten unterwegs  -  das ist schnell!  Da wir den Hafen nicht kennen, drossele ich die Geschwindigkeit, um nicht vor der Fähre in den Hafen einzulaufen.


Für die Fähre wird es im Hafen bemerkenswert eng. Direkt vor uns wird sie dann noch im Hafen mit ihren Querstrahlrudern im dreiviertel Kreis fast auf der Stelle wenden, um dann anzulegen.

 

Der Stadthafen für die Yachten liegt dann nur noch drei- bis vierhundert Meter weiter. Hier fehlt bei Dockspot.com, die die Liegegebühren für alle Liegeplätze online vereinnahmen, mal wieder ein entscheidender Hinweis. Keiner der Liegeplätze an den vielen Mooringbojen ist groß genug für eine 12 m Segelyacht. Wir müssen daher überraschend auf einen der wenigen Längsanleger ausweichen. Im Augenblick sind wir die einzige Segelyacht  -  in der Saison sehe ich hier kaum Chancen einen Platz zu finden.



Das Hafenpanorama allerdings, kann sich schon einmal sehen lassen. Kurz darauf machen wir uns auf den Weg zu einer ersten kurzen Stadtbesichtigung. Hier ein paar Eindrücke ...









St. Karins Kirche / Kloster, erbaut: 1250






Morgen machen wir uns auf die große Visby-Tour.

 

Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig. Danke für Anschauen, Lesen und Kommentieren.

Harald & Katrin




Montag, 30. August 2021

30.08.2021 LICKERSHAMN auf GOTLAND

 Montag, 30. August


Willkommen in Lickershamn.  In der Nacht haben wir unruhig gelegen. Besser gesagt, Ari hat unruhig gelegen und Katrin deswegen schlecht geschlafen. Die Dünung vom gestrigen Nordwind schwappt um die Kaianlagen herum und in den Hafen hinein. Ari liegt dort als einziges Gastboot und rollt in der kleinen Welle.


Das Rollen widerum führt dazu, das die Festmacher zeitweise knarren und manchmal ruckt das Boot, wenn sie bis zum Anschlag gedehnt wurden. Ich selbst war körperlich so erledigt, dass ich gar nichts mehr mitbekommen, dafür aber umso besser geschlafen, habe. Das Ergebnis sieht am nächsten Morgen beim Frühstück so aus ...

 


Aber   -   wir frühstücken draußen. Das heißt, der Regen hat aufgehört! Uns erwartet ein nebeliger Start in den Tag, aber die Kraft der Sonne wärmt bereits.


Noch braucht man etwas Fantasie um sich vorzustellen, dass dies ein richtig schöner Tag werden wird   -   doch, er wird es werden.


Alles ist noch in einen weißen Schleier verpackt.



Wir machen uns auf den Ort und die für Gotland bekannten Raukar zu erkunden. Raukar (Einzahl: Rauk) nennt man die  Kalksteinsäulen an Gotlands Stränden und in Küstennähe.

Wikipedia schreibt hierzu: Vor rund 500 Millionen Jahren befand sich Baltica, der Kontinent, auf dem auch Gotland lag, noch auf der Südhalbkugel und schob sich langsam nach Norden. Das wechselnde Klima der unterschiedlichen Breitengrade lässt sich noch heute in den Sedimenten nachweisen. So bildete sich in dem Gebiet von Gotland und Öland, das sich inzwischen am Äquator befand, ein großes Korallenriff aus großen Ansammlungen von Schwämmen und Korallen. Die bizarren Formen entstanden nach der letzten Eiszeit durch Erosion und Auswaschungen des unterschiedlich harten Kalk- und Mergelgesteins im Küstenbereich. Ein weiterer Faktor ist die chemische Verwitterung, die durch das natürliche Vorkommen von Kohlensäure im Regenwasser verursacht wird. Wegen der nacheiszeitlichen und bis in die Gegenwart anhaltenden Hebung der Inseln liegen einige Raukar (z. B. bei Lickershamn) heute sogar küstenfern. Außerdem findet man sowohl in den Rauken selbst, als auch im Umland viele Fossilien, die noch sehr gut erhalten sind. Es sind die Überbleibsel eines einst großen tropischen Meeres.


Und die schauen wir uns jetzt an.  Auf dem Weg dorthin geht es heute durch einen "Nebelwald". Der Wanderweg führt wenige ´zig Meter oberhalb der Uferlinie entlang.




Schon auf dem Weg verwöhnt uns die Natur mit ihrer Pracht.  Spinnennetze - in denen sich die nächtliche Feuchtigkeit zu Tropfen angesammelt hat.





Im Hintergrund bereits zu erahnen: Die „Jungfrun“ am Strand von Lickershamn an der Westküste Gotlands, ist mit 27 Metern Gotlands höchster Rauk.







An den Felswänden der Jungfrun finden wir diese schönen Spinnen-Exemplare.





Bei diesem, in noch leichten Nebel gehüllten Blick auf die Küste, kommen die verkleinerten Fotos dieses Post an ihre Grenzen. Mit viel Fantasie kann man sich vielleicht ausmalen, was wir hier heute gesehen haben.
 


Wir stehen hier geschätzt 60 bis 80 Meter oberhalb des Strandes. 

Die Dünung des gestrigen Starkwindes ist noch immer zu sehen.


 
 Die Sonne löst jetzt gegen Mittag den Nebel mehr und mehr auf.
 
 
Der Wald ist auch hier, durch und durch mit Feuchtigkeit getränkt. Dicke Moosteppiche wohin man schaut.


 
 Auf unserem Rückweg geht es vorbei am Strand.
 
 

 Wir machen uns auf die Suche nach Fossilien.
 


 
 
 Hier finden wir im "Urschlamm" allerlei Korallen und frühzeitliches Getier ...
 

 ... aber auch rein geologische Strukturen in den Felsen am Strand.
 
 
 
 
Die  Jungfrun  aus der Strandperspektive.

 
 Es geht zurück in den Ort. Hier soll es nur 200 m entfernt weitere Raukar geben.
 
 

 
 
 

 
 
 

 
 


 
 
 
 

 
 


 
 
 
 

 
 
 
Am Abend sind wir uns einig, das unser Abstecher nach Gotland unsere Erwartungen schon jetzt bei weitem übertroffen hat.