Samstag, 17. September 2016

16./17.09.2016 Wieder im Heimathafen

Uih, was für ein Abschlusstörn.
Und der sollte lang werden.

Wir standen gegen sechs Uhr auf und statt Frühstück machten wir uns Brote für unterwegs fertig.
Laut Wettervorhersage bekommen wir Sonne pur und schönen Ostwind mit 4 Bft, in Böen 5; die Welle 1m. Auf Höhe Rügen sollte es dann bis auf Windstärke 6 gehen. Kein Wetter, um sich unterwegs ein nettes Frühstück zu machen.

Die Sonne ging auf und begann ihr Tageswerk. Wir machten es ihr nach und und legten ab.


Kurz nach der Hafenausfahrt gingen die Segel hoch und und wir düsten genau gen Süd, 180°.
Vor uns lagen rund 90 Seemeilen, denn wir wollten direkt nach Neuhof, Aris Heimathafen.

Endlich mal ein Tag, an dem die Wettervorhersage auch in Erfüllung geht.


 
 


Im Südosten von Rügen tobte sich Wetter nochmal richtig aus und schob uns mit Wind bis zu 24 ktn (6 Bft) über den südlichen Bodden in den Strelasund.
Nach 13:20 h und knapp 96 sm war auch dieser, unser letzter Törn des Urlaubs, zu Ende.
Ari legte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,2 ktn hin - das spiegelt gut den hinter uns liegenden Tag wieder.
Wir machten uns noch schnell eine Suppe warm und fielen danach müde in die Koje.

Heute, am Samstag, werden wir Ari mit viel Wasser von seiner Salzkruste befreien und unter Deck ein wenig aufräumen und saubermachen. Nach Hause geht es erst am Sonntag - wir wollen ja nichts überstürzen.

Fazit:
Wir sind in 11 Tagen insgesamt 364 sm mit dem Boot gefahren; davon 239 sm unter Segel und 125 sm unter Motor. Für dieses viel zu schöne Spätsommerwetter noch ein gutes Verhältnis.
Ari war an 8 Tagen unterwegs und lag in 6 verschiedenen Häfen.
Wir hatten für September furchtbar gutes Wetter, viel Sonne, durchschnittlich 21°C Tagestemperatur und nicht einen Regentag. Was will der Mensch mehr?
Na, ... Wind natürlich :)



Mittwoch, 14. September 2016

14.09.2016 Eingeschlafen

Irgendwie ... man traut sich ja kaum zu beschweren ... aber ... wat is´n dat fürn Wetta???

Der Tag fing schon so komisch an. Unsere Chemie konnte nicht unterschiedlicher sein. Einer wollte bummeln, der andere wollte los. Der eine wollte es mit dem Segeln probieren, der andere wollte lieber gleich motoren. So ging das seit dem Aufstehen; die Bombe tickte, ging aber nicht hoch.
Das Wetter passte gut zu dieser Stimmung. Morgens gegen 8 Uhr stand der dichte Dunst über dem Wasser.


Als sich der Dunst in der Sonne auflöste, war es schon fast 10 Uhr. Und irgendwas fehlte noch ...
Statt der angesagten 3-4 Bft aus Ost labberte eine saubere 2 (Bft) über die lahme Welle. Und wo kam eigentlich diese Welle her??? Knapp 0,5 m hoch und äußerst nervig, wenn man keinen ordentlichen Vortrieb hat.




Nach 14 sm unter Motor - seit dem Ablegen - kam etwas Wind auf.
Er steigerte sich kurz bis auf 7 ktn - eine ganz schwache Windstärke 3.

Der Versuch unter Vollzeug (Großsegel und Vorsegel) verlief kläglich. Die Wellen sorgten dafür, dass das bisschen Druck aus dem Großsegel regelrecht rausgeschüttelt wurde; es schlackerte bei den größeren Wellen wie ein nasser Sack am Mast. Dagegen hielt sich die Genua recht wacker, brachte aber auch nicht viel zustande . Die Bootsgeschwindigkeit sank gegen Null.

Irgendwann hatten wir die Nase voll, holten beide Segel ein und setzten das Gennaker pur.
Naaaja ... wir kamen immerhin auf gute 3 ktn Fahrt. Besser als motoren, beschlossen wir und waren überrascht, wie gut sich der "kleine Dicke" bei wenig Wind und oller Welle machte.

Dank des wolkenlosen Himmels begann nun endgültig der Röstvorgang ... wir saßen das ganze 9 sm (=3 h Fahrt) lang aus.









Dann schlief der Wind fast ein und sackte unter die 5 ktn (magere 2 Bft); wir gaben uns geschlagen. Die restlichen 8 sm brachten wir unter Motor hinter uns und erreichten gut gegart Ystad.


Nun liegen wir wieder an "unserem" Steg und rufen mit unseren Bootsnachbarn einen deutsch-polnischen Kleinstaat aus. Die Schweden scheinen definitiv das Saisonende eingeläutet zu haben - ungeachtet des warmen Wetters. Nur selten sieht man noch ein schwedisches Boot auf Urlaubsfahrt.
In den Häfen sind fast überall die Restaurants oder Eisläden geschlossen und öffnen maximal noch am Wochenende.




Morgen werden wir wohl oder übel einen weiteren Hafen-Gammeltag einlegen müssen. Es gibt  definitiv noch weniger Wind als heute. Dafür sieht es am Freitag schon etwas freundlicher aus.
Sollte die Vorhersage eintreffen (was an ein Wunder grenzen würde), dürfen wir mit 4 Bft, in Böen 5 Bft, Richtung Heimathafen sausen. Aber ... wer glaubt schon noch an Wunder?!


Dienstag, 13. September 2016

13.09.2016 Abgedreht

Hanö, 8 Uhr, die Kaffeemaschine beginnt ihr Tageswerk. Solange wir am Landstrom hängen, gönnen wir uns was aus der Senseo-Maschine. Ansonsten gibt es Kaffee aus der Presso-Kanne oder löslichen Kaffee. Hier, jetzt, Senseo.
Die Sonne brennt bereits vom Himmel und das ist gut so. Das Meerwasser ist wärmer als die Nachtluft und hat unser Boot mal wieder komplett bedampft. Das ist momentan der einzige Hinweis darauf, dass es langsam Herbst wird. Kühle Nächte und noch relativ warmes Wasser. Na gut, und die Massen an ziehenden Gänsen am Himmel ....

Ein wenig wehmütig verließ ich Hanö. Eine wirklich schöne, kleine Insel, die garantiert noch einiges zu bieten hat, was wir in den zwei Tagen hier noch nicht entdeckt haben. Vor allem aber Ruhe ...
Auf Wiedersehen, Hanö




Die Wetterdienste meldeten für heute Wind aus West mit 3-4 Bft. Supi - auf nach Bornholm.
Von dort wollen wir zurück zur schwedischen Südküste und beim besten Wind der Woche am Donnerstag oder Freitag nach Rügen.

Es fing so schön an: der nette Ostwind blies mit dauerhaft 9-11 ktn (Ende  der 3 Bft, noch nicht ganz 4 Bft), die Welle war klein, der Himmel blau. Schönstes Segel-Wander-Wetter.
Wir ließen aus lauter Faulheit den Autopiloten machen. Auf Höhe Bornholm sollte es auf die 4-5 Bft gehen, dann macht auch steuern wieder richtig Spaß.

Aber ... nix da. Ich hatte mich für eine "Schlafübung" (ich kann während der Fahrt so schlecht entspannen, muss da noch üben) in der Koje verkrochen und war tief eingemumelt eingedöst, da stand Harry am Bett und weckte mich ganz vorsichtig.
Der Wind hatte stark nachgelassen und wir dümpelten nur noch mit maximal 4 ktn vor uns hin. Die neue geschätzte Ankunftszeit für Hasle oder Rønne (beides Häfen auf Bornholm, rund 25 sm entfernt) - 20 Uhr. Oh nee. es war gerade mal irgendwas nach 14 Uhr.
Harry schlug vor, direkt nach Simrishamn abzubiegen, auf dessen Höhe wir gerade lagen. Da wollten wir zwar erst morgen hin, aber gut ... bis dahin sind es nur 13 sm. Selbst diese zogen sich dann noch über 2 Stunden hin, weil wir - jetzt unter Motor - die Welle eklig von schräg hinten hatten, dazu kaum Wind und somit über alle möglichen Achsen durchgeschaukelt wurden. Harry verkroch sich brummig in die Koje und ich übernahm den Rest Ruderwache.
Nun liegen wir hier im leeren Hafen und haben mit anderen deutsche Booten am Steg E eine zufällige, kleine deutsche Kolonie gebildet.



Jetzt sitzen wir über den Wetterdaten für die Woche und grübeln. Der Ostwind lässt uns nicht viel Spielraum. Viel weiter östlich sollten wir nicht, sonst wird das für mich knapp - Montag sollte ich wieder am Arbietsplatz sein. Der Wind bleibt bis Ende der Woche auf dieser Richtung.
Vielleicht nach Ystad und dort schauen, wann nochmal richtig Wind aufkommt? Zum Wochenende sieht es ja ganz gut aus. Bloß nicht noch viel motoren, das nervt.
Wir haben definitiv zu schönes Wetter - Mist!

Hier noch unser heutiger Track mit der deutkichen Abbiege gen West  nach Simrishamn



Montag, 12. September 2016

12.09.2016 Frühstück mit B.B. King

Heute habe ich Geburtstag.
Zum Frühstück gab es nochmal Geschenke ... dabei steht doch mein Geschenk schon zu Hause - ein Rennrad. Unter anderem gab es noch einen Speicherstick voll mit Bluesmusik - mein momentaner Spleen. Am liebsten B.B.King, von dem auch ein paar schöne Stücke das Frühstück begleiteten.

Nach dem Frühstück machten wir uns bei traumhaftem Sommerwetter auf, die Insel Hanö auf ihrem weitläufigsten Wanderweg, welcher einmal komplett um die Insel führt, zu erkunden. 
Dabei haben wir fast alle Landschaftsformen dieser Erde vorgefunden; von der Steinwüste über Gras- oder Strauchsteppen bis hin zum europäischen Urwald. Nach gut fünf Stunden kamen wir ziemlich erschossen aber mit vielen schönen Fotos und Filmen zur Ari zurück.
Hier eine kleine Auswahl unserer Erlebnisse:

Noch etwas bekifft im Anblick, aber ich wurde gerade aus der Koje geworfen...





Unsere heutige Route (die weiß-gepunktete Außenlinie). Jeden kleinen roten Abstecher Richtung Meer haben wir natürlich mitgenommen.









Wir nannten ihn "Jacques" ... Unterwasserbild einer Mini-Garnele.



Picknick (es gab mehr als das Bier) am Wasser





Folge den roten Punkten ... ein Abzweig unseres Wanderweges






Links: die Natur setzt sich immer wieder durch
Unten: und wieder ein Gratulant am Telefon :-)






Nach einem schönen Essen aus der Bordküche und leckeren Cocktails im Cockpit verkriechen wir uns in die Koje.
Morgen geht es wieder weiter - irgendwie so langsam Richtung Süden.



Sonntag, 11. September 2016

11.09.2016 Nochmal zurück ...

Der Wind hat uns mal wieder ziemlich im Griff. Denn eigentlich wollte Harry heute nach Karlskrona segeln - außerhalb der Schären, ein wenig Strecke machen, bei moderatem Wind.
Aber ...

So schön, wie es wieder auf Tjärö war, so voll wurde es zum Wochenende auch. Waren es am Freitag Nachmittag mit uns vielleicht fünf Boote, so waren es am Sonnabendabend locker 30. Durch das Umlegen auf Bug- oder Heckanker entstand genügend Platz für alle.



Zum Glück waren wir den halben Tag in der abgelegenen Wildnis der Insel unterwegs. Somit waren wir entspannt genug für den schwedischen Wochenendtrubel.









Die Schweden sind ein begnadetes Partyvolk. Schon am Sonnabendnachmittag wummerten bei einem der großen Motorboote die Boxen. Und das waren keine Jugendlichen, sondern eher so die wilden 30 - 40+ :-) Über den Steg hopsten viele Kinder, deren Mütter und Väter sich entweder um den Grill auf dem Steg kümmerten oder mit einer Dose/einem Glas in der Hand auf dem Steg flanierten.
... und niemand regte sich auf. Nicht über die laute (vielleicht weil gute) Musik, nicht über die spielenden Kinder, nicht über das laute Rufen irgendwelcher Späße quer über die Boote hinweg  ... Momente, in welchen mir dieses ständig vergnatzte Deutschland überhaupt nicht fehlt!
Und trotz allem Spaß war gegen 22 Uhr Ruhe im Hafen. Das klappt wiederum in Deutschland eher selten.

Zurück zum heutigen Tag.
Wir legten so elegant wie möglich aus dem ungewohnten Liegeplatz mit Steg und Anker ab und freuten uns auf einen schönen Segeltag. Vorausgesagt war Wind aus Südwest, auf West drehend in 3-4 Bft. Genau richtig, um mit schönem Tempo nach Karlskrona zu segeln. Noch in den Schären bekamen wir jedoch ein ganz anderes Wetterbild präsentiert. Wind aus Süd (das ginge ja noch) mit 2 Bft - in "Böen" 3 Bft. Also kaum Wind, dafür aber eine schöne alte Dünung aus Südsüdost, die unserem Boot das letzte Quentchen Schwung nahm. Ari stand in den Wellen und wir schauten uns entgeistert an. Wat nu? Unter Motor nach Karlskrona? Das fiel aus, da schon für Montag sehr wenig Wind angesagt war; da wollten wir zurück nach Hanö. Und zweimal unter Motor? Nö!!

Nach verärgertem Grübeln einigten wir uns darauf, bereits heute nach Hanö zu gehen. Ich war nicht sehr traurig darüber - mir war nicht so nach "Stadt".




Also neuen Kurs gesteckt und ab. Najaaa, ... und ab ging aber auch nicht.
Der Wind kam aus Süd, Hanö lag in Richtung Südsüdost - unsegelbar. Da wir viel Zeit hatten und der Wind etwas auffrischte, kreuzten wir in langen Schlägen und kreisten Hanö regelrecht ein.



Nach 26 sm und 5 Stunden Fahrt insgesamt kamen wir im völlig leeren Hafen an. Bis auf ein paar Einheimische lag niemand an den Stegen.
Schön, das habe ich gebraucht ...


Wir werden den morgigen Tag hierbleiben und uns den noch nicht erkundeten Teil der Insel erlaufen.
Kein Wind - kein Segeln. Basta!


Samstag, 10. September 2016

09./10.09.2016 Kleine Inselwelt

Der Abschied aus Hanö fiel mir tatsächlich etwas schwer. Zu viel gab es hier noch zu erkunden. Ein erneuter Anleger auf dieser Insel ist eigentlich unumgänglich.

Leider hatten wir mit der allgemeinen Windvoraussage etwas Pech. Er kam nicht aus Südost, sondern Ost. Das ist zwar generell sehr schön, ... aber nicht, wenn der Plan war, genau in dieser Richtung noch etwas vor dem Schärengarten zu segeln und dann senkecht nach Nord einzutauchen.
Na gut, stellen wir halt die Tagesroute um. Wir segelten gleich nördlich hoch Richtung Karlshamn und fuhren dann unter Motor die Route in den Innenschären.









Die Insel Tjärö liegt im westlichen Teil des Schärengartens. Wir legten am Steg in der Bucht mit dem Namen Maren an (siehe Karte):



Da es sehr leer war, legten wir wie alle anderen längsseits an - obwohl die Hinweisschilder an den Dalben darum baten, im rechten Winkel zum Steg - siehe kleines gelbes Motorboot - fesrtzumachen.


Nach dem Bezahlen der Liegegebühr (160 Kronen/ca. 16 € inkl. Strom, Wasser, Duschen und Toilette) gönnten wir uns noch ein Eis. Ich hatte ein Vanille-Eis mit Salmiaküberzug. Hmmm, ich liebe die Schweden für ihre Lakritzideen :)



Auf der Insel wird neben dem Hafen auch ein Hotel mit Ferienwohnungen und -häusern betrieben.

Glasklares Wasser - auch im Hafen ...



Die Oberfläche eines dieser Steinriesen. Rosenquarz und Flechte



Noch liegen alle längsseits ... 


Als es später immer voller wurde, bat das Hafenpersonal darum, nun doch per Heckanker festzumachen. Das heißt, man macht mit dem Bug am Steg fest und wirft für den Halt des Hecks einen Anker hinten aus. Das mag noch gut gehen, während man anlegt. Wenn man erstmal längsseits liegt, wird das nachträgliche Auslegen des Ankers komplizierter. Und natürlich stand gerade unsere Abendessen warm auf dem Tisch ... kein Problem, es eilt nicht. Gut. Wir aßen trotzdem etwas zügiger und besprachen dann das Manöver. Im Gegensatz zu den Schweden drehten wir unser Boot ohne Motorkraft. Wir belegten am Heck beide Leinen, setzten die Fender um, lösten die Vorleine am Bug und zogen uns mit dem Heck zum Steg. Ich zog an den Leinen, Harry schob mit dem großen Bootshaken den Bug vom Steg. Neun Tonnen auf dem Wasser zu bewegen kann so leicht sein, wenn kein Wind weht. Zusätzlich zu den beiden Heckleinen setzten wir noch Springs (längere Leinen) von der Bootsmitte zum Steg, um die Seitenbewegung des Bugs einzuschränken.
Das zusätzliche Ausbringen eines kleineren 7 kg-Ankers vorne am Bug per Handwurf  ging nicht so gut. Da boten uns die Mitarbeiter des Hafens an, auch unseren Anker (wie schon bei anderen Segelbooten auch) mit Hilfe ihres kleinen Versorgungsmotorbootes auszubringen. Gesagt, getan - und schon lagen wir sehr schwedisch ...


... und konnten den restlichen Abend bis zum Eintreffen der Mückenarmee im Cockpit genießen.


Wir flohen mit Einbruch der Dunkelheit unter Deck, sichteten die Fotos des Tages und besprachen anhand der Wetterdaten (freies Hafen-WLAN!) die kommenden Tage.
Wir werden noch einen Tag hierbleiben und die wilde Schönheit dieser Schäreninsel genießen.
Am Sonntag fahren wir noch weiter bis Karlskrona, aber nur des Segelns wegen. Danach wird es wohl wieder zurück in die Natur gehen.