Mittwoch, 29. Mai 2019

27.-29.05.19_Tjärö

Nun sind wir wir das vierte Mal auf Tjärö und entdecken diese Insel immer wieder neu.
Dieses Mal entschieden wir uns auch wieder für einen anderen Liegeplatz. Lagen wir die ersten Male direkt im Hafen, ankerten wir vor einem Jahr in der westlichen Bucht der Insel. Bei diesem Anleger entschied der Wind, ob vor Anker, im Hafen und ganz anders. Es kam ... ganz anders.
Am Beginn der Hafenbucht lag schon immer ein kleiner, einsamer und wackliger Steg - gedacht, um dort mit ausgebrachtem Heckanker den Bug festzumachen - ohne Strom- und Wasseranbindung. Also halb ankernd, halb Steg wie im Hafen. Innerhalb des letzten Jahres wurde hier so einiges angenehm modernisiert. Den Steg gibt es weiterhin, er ist auch immer noch leicht wacklig, aber verfügt mittlerweile über Strom und Wasser sowie Heckbojen, welche den Auswurf des Ankers "hintenraus" ersparten. Man liegt sicher, aber nicht im teilweise gut besuchten Hafen. Also - ran da!



 Hier liegen wir wie in Mutters Schoss und noch (!) ganz allein - dass sollte sich aber noch ändern. Der Platz ist ja auch zu verführerisch.



Vom Boot auf den Steg und  noch über einen Felsen gegangen steht man schon mitten der urwüchsigen Natur hier:



Die kleine Fähre verkehrt mehrmals täglich nach Bedarf zwischen dem Festland und der Insel:


Gäste gibt es am laufenden Band. Man scheint sich hier - neben den Individual-Touristen - auf Gruppen- oder auch Firmenseminare spezialisiert zu haben. Trotzdem bleibt Tjärö einsam und wirkt großflächig unberührt.


 Die Insel ist in der Ost-West-Achse rund 1 km und in der Nord-Süd-Achse rund 2 km groß. Wir liegen dort, wo auf der Karte oben der rote Punkt eingezeichnet ist. Darüber in der Bucht der kleine Hafen und ein paar verstreute Gebäude. Der Rest - Natur pur.
An diversen Stellen gibt es Aussichtspunkte und viele Grillplätze. Im Vergleich zu solchen Plätzen in Deutschland hinterlässt man diese hier sauber und aufgeräumt; so, als wäre nie jemand da gewesen. Kein Müll, keine Kippen, kein zerbrochenes Glas - es tut so gut!
Die Natur darf hier schalten und walten, wie sie möchte. Man greift nur ab und zu ein, um die gekennzeichneten Wanderwege begehbar zu halten.




Wir hatten erst für zwei Nächte bezahlt, haben uns heute für die dritte ehrlich gemacht und ich befürchte, es könnte auch noch eine vierte Nacht hier geben. Neben Wandern und Entdecken kann man sich hier auch wunderbar mit unserem kleinen Kajak austoben ...


... die Drohne arbeiten lassen ...



... oder einfach mal nur entspannen.
Ich werfe einfach mal eine kleine Auswahl an Fotos raus, die euch vielleicht unsere Begeisterung für diese Insel erklären können:











 Hie und da steht noch altes Gerät herum. Wirkt irgendwie trotzdem nicht müllig, sondern weckt unsere kindliche Neugierde:




Neben vielen Vogelarten gibt es neuerdings auch ein paar Kühe.


Familie Schwan hat ihr zu Hause direkt am Hafen und sie führen sich frecherweise so auf, als gehöre dieser ihnen. Setzt man sich mit einem Eis auf die schönen sonnenwarmen Bretter des Anlegers, wird man prompt angefaucht und auch schnell mal in den Schuh geschnappt. Papa Schwan hat eine sehr niedrige Frustschwelle ... kommt aber mit dem Nachwuchs extra angeschwommen.




Der Weg vom Hafen zurück in Richtung Boot - die schönsten rund 500 m morgens zur Toilette :-) 



... im Dickicht links abgebogen sieht man schon unser Boot ...

... finde Ari :-)
 Wir lassen uns morgen selbst überraschen, ob wir den Aufbruch schaffen oder noch eine weitere Nacht hierbleiben. Es gibt doch noch soviel zu entdecken ...









Sonntag, 26. Mai 2019

25.+26.05.19_Eingeweht

Raus aus der Stadt und raus auf die Inseln.

Momentan stehen die Wettervorhersagen und ich auf Kriegsfuß. Egal, was prognostiziert wird - bei mir geschieht es so nicht. Nehmen wir mal den gestrigen Samstag: angesagt war Wind aus West bis Südwest, mit 4 Beaufort (Bft), in den Böen bis Ende 5 Bft. Wir verließen den Hafen also mit der Aussicht, die vor uns liegenden 32 Seemeilen bis zur Insel Hanö mit schönstem Segeln absolvieren zu können. Ha - ... nein!
Wir dümpelten in schwachen 8-10 Knoten Wind (3 Bft) aber einer ordentlichen Welle und kamen so nur mühsam, aber ordentlich duchgeschaukelt, vorwärts. Aus den errechneten rund 5 Stunden Fahrt wurden - bei nur 4 ktn (Seemeilen pro Stunde) Geschwindigkeit - schnell bis zu 7 Stunden. Jegliche Trimmversuche an den Segeln brachten auch nur minimale Verbesserungen.
Pfffe .... wenigsten schien die Sonne!

Nach gut drei Stunden - Harry hatte sich müde unter Deck eingemummelt - wurde ich doch noch erlöst. Meine bösen Blicke gen Himmel waren wohl an der richtigen Adresse angekommen.
Der Wind frischte immer mehr auf, wir erreichten binnen einer halben Stunde locker eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 6,5 - 7 ktn. Na, geht doch. Allerdings hörte der Wind mit dem "Auffrischen" gar nicht mehr auf. Mittlerweile zeigte der Windmesser bis zu 24 ktn (Windstärke 6) an. So böse hab ich nun auch wieder nicht geguckt ...

Nach sechs Stunden und knapp 34 sm erreichten wir dann doch ganz segel-glücklich die Insel Hanö.















Nachdem wir die Segel mit etwas Mühe eingeholt hatten, schossen wir in den Hafen rein. Da wir oft genug hier waren, wussten wir, dass uns ein sehr geschützter Hafen erwartete. Trotz des Windes draußen sollte es keine Schwierigkeiten beim Anlegen geben - die Hafenmauer ist ordentlich hoch. Dazu war der Hafen auch noch sehr leer, der gesamte Kai an der Seeseite war noch frei. Traumhaft.
Nach dem Anlegen und Boot klarmachen puhlten wir uns aus unserer Segelkleidung und genossen bei schönstem Sonnenschein das Anlegerbier im Cockpit. Also - wir hatten es vor.
Nach und nach kamen aber weitere Segler in den Hafen, zwei davon kamen vom selben Steg in Simrishamn wie wir - man kannte sich.
Entsprechend guter Seemannschaft halfen wir beim Anlegen. Da der Wind immer mehr zunahm, fand die eine oder andere Böe mittlerweile auch einen Weg über die Hafenmauer. Deshalb nahm man unsere angebotene Hilfe gern an und reichte uns die Leinen vom Boot. Letzten Ende sind hier wir eine kleine deutsche Steg-Gemeinde aus drei Booten und einem englischen "Gast".





Den Abend verbrachten wir mit Fotografieren um den Hafen herum - inklusive Drohnenflug (ohne andere zu stören, das geht auch), Fotos und Filmaufnahmen sichten, das ganze Spielzeug wieder laden und, und, und ...
Dementsprechend sah es am Abend auf dem Navigationstisch aus -> wie das Spielzimmer von großen Kindern :-)
Aufnahme der Drohne - Anflug auf den Hafen
Die kommenden Tage werden stürmisch und regnerisch. Wir wissen noch nicht, wann es und wohin es weitergeht. Da lassen wir uns mal überraschen - bis dahin bleiben wir einfach hier und genießen die Insel.
Zum Abschluss noch ein Foto vom gestrigen Sonnenuntergang:


Freitag, 24. Mai 2019

23.+24.05.19_Auf großer Schleichfahrt

Drei Wochen Urlaub - klingt erstmal gut.
Leider konnten wir aus familiären Gründen nicht gleich durchstarten - die große Familie geht nun mal vor. Also gönnten wir uns eine vorerst kurze Woche, die wir in der Nähe Rügens verbringen wollten. Auch dieser "Notplan" wurde vereitelt - zäher Seenebel durchkreuzte alle Pläne, auch nur den kleinsten Absprung von Rügen zu wagen. So umrundeten wir heroisch in vier Tagen Hiddensee - was für eine Meisterleistung ...

Vor Anker im Nordwesten Hiddensees, ca. 200 m vom Strand entfernt

Spaß hatten wir trotzdem - Wandertag auf Hiddensee

Nach einem klärenden Telefonat mit der Heimat kam die endgültige Freigabe: ab in den (Rest-)Urlaub. Zurück im Heimathafen ging es schnell nochmal nach Stralsund, um Lebensmittel für einen längere Reise zu bunkern und am Donnerstag um 10:30 Uhr legten wir ab.

Start-Selfi, yeah

Unser Ziel: irgendwas in Südschweden oder auf Bornholm. Das Wetter versprach nach einer Nacht mit Starkwind eine ruhige Fahrt mit wenig Welle und schönem Segelwind mit 3-5 Bft, auch in der Nacht und am folgenden Tag.
Leider segelten wir dem "schönen" Wind anscheinend hinterher. Die Front war zu schnell durch und wir bekamen immer nur noch die Windreste ab. Elf Stunden lang wechselten sich Segel setzen / Segel bergen / Motor an / Motor aus in schöner Regelmäßigkeit ab. Teilweise waren wir zwischen Rügen, Südschwedische Küste und Bornholm nur noch mit 3,5 ktn (Seemeilen pro Stunde) unterwegs. Unser Boot schafft locker 6-7 ktn im Durchschnitt.
Das gab uns allerdings ausreichen Gelegenheit, unsere tierischen Besucher an Bord ausreichend zu fotografieren. Zum Beispiel dieses Prachtexemplar einer Hornisse:


Auch ein junger Falke versuchte, am Boot zu landen, rutschte aber leider ab und verschwand in den Wellen. Das war ein sehr trauriger Moment.
Trotz allem genossen wir den Wechsel von Sonnenuntergang, Mondaufgang und wieder Sonnenaufgang. Das sind jedes Mal Momente, in denen man die Müdigkeit vergisst und das Naturschauspiel einfach genießt.

Sonnenuntergang, irgendwann nach 21 Uhr


In der Nacht hatte wir mit viel Schiffsverkehr, vor allem in Nähe der Hauptrouten, zu tun.

Ein Blick über den Bug des Bootes und eingeschalteter Beleuchtung

Eine gute Stunde vor der Sonne ging der Mond auf. Aus einem matschigen, orangen Etwas, dass sich durch die tiefen Wolken nach oben schob, wurde dieses Prachtexemplar: 



Guten Morgen 
Nach elf Stunden in mittlerweile fast kompletter Flaute gaben wir auf, nahmen die Segel runter und starteten für den Rest der Fahrt den Motor. Eine weitere Chance zum Segeln gab es tatsächlich nicht mehr. Obwohl: auf den letzten 2 sm wurde der Wind wieder wach - da hatten wir aber keine Lust mehr, nochmal die Segel rauszuholen.
Nach 20 Stunden und 35 Minuten kamen wir ziemlich entspannt kurz nach sieben Uhr mit knapp 110 sm im Kielwasser im Hafen von Simrishamn an.

Entspannt, weil wir unsere Wacheinteilung entsprechend unserem Naturell auswählten. Harry, die Nachteule, fuhr in die Nacht, ich, der frühe Vogel, ging früh in die Koje. Gegen 1 Uhr aßen wir gemeinsam eine Kleinigkeit und tauschten dann die Plätze. Ich ging ins dunkle Cockpit, Harry in die warme Koje. So hatte jeder rund 5 Stunden Wache bzw. Ruhenszeit.

Morgen wollen wir weiter. Über die Insel Hanö weiter in die kleine Schärenwelt westlich Karlskronas - wohin das Wetter uns so treibt. Das ist zwar ungefähr die Runde wie genau vor einem Jahr, aber die Schönheit der kleinen Inseln hier (in Südschweden und vor Bornholm) bietet mehr als nur für einen Besuch. Ansonsten bestimmt wie so oft der Wind das nächste Ziel und wir lassen uns gerne überraschen.