Mittwoch, 29. Juni 2016

29.06.2016 Urlaubsfazit

Erstes Fazit:
ich brauche neue Handschuhe



Diese hier haben ihren Dienst getan und spiegeln auch ein wenig diesen Urlaub wieder. Wir wurden nicht mit Wind verwöhnt, dafür umso mehr mit Sonne.
Aber wenn wir Wind für lange Törns benötigt haben, war er fast immer kräftig zur Stelle.

Nun zum richtigen Fazit :)
Wir sind nach diesen vier Wochen angenehm segelsatt, aber noch längst nicht segelmüde.

Es gab auf diesem Törn einfach alles, von Flaute bis Starkwind, von "boah, warm" bis "brrr, etwas kühl heute", von brennender Sonne bis zum Starkregen, von Ankern in einsamer Bucht bis zum Festmachen mitten in der Stadt, von spiegelglatter See bis hohe Wellen.

Unsere Route führte innerhalb von vier Wochen (28 Kalendertage) durch vier Länder (Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen); wir lagen in 16 verschiedenen Häfen und einer Ankerbucht.
Wir waren 28 Tage unterwegs; 21 Tage waren wir auf dem Wasser und 7 Tage verbrachten wir im Hafen bzw. in der Bucht.

Ari hat insgesamt 783 Seemeilen zurückgelegt; davon 473 unter Segeln und 310 unter Motor. In Kilometern sind das gesamt rund 1450 km, unter Segeln rund 876 km und unter Motor rund 574 km.

Dies war ein intensiver und ereignisreicher Törn. Die schwedischen und norwegischen Schärenlandschaften haben uns sehr beeindruckt und machen Sehnsucht nach mehr.
Wir sind nicht traurig, dass es mit Stockholm wieder nicht geklappt hat. Irgendwann passt der Wind und dann schauen wir uns die Ostküste garantiert genauer an. Jetzt reizt uns die Küste Norwegens mindestens genauso.





Samstag, 25. Juni 2016

25.06.2016 Großes Finale

Erste Aufgabe des Tages: das Päckchen auflösen.

Wir hatten mit unseren schwedischen Nachbarn bereits die Position getauscht. Da wir am nächsten Tag um 5 Uhr los wollten, wechselten sie an den Kai und wir legten uns an ihr Boot. Am späten Nachmittag kam noch ein großes Boot aus den Niederlanden dazu - und schon lagen wir zu dritt im Päckchen.


Das Zweierpäckchen neben uns wuchs bis zum Abend auch noch auf drei Boote an.

Wir gaben unseren neuen niederländischen Nachbarn rechtzeitig Bescheid, dass wir am folgenden Morgen gegen 5 Uhr den Hafen verlassen wollen. Kurz geschluckt, gegrinst - klar, sie stehen mit uns auf und legen nach unserer Abfahrt an unserer bisherigen Position wieder an.

Rechtzeitig ins Bett zu gehen war schwierig. Also - ins Bett konnte man sich schon legen, aber nicht schlafen. Der ganze Hafen war eine einzige, große Midsommar-Party. In vielen Booten wurde gemeinsam gegessen, gesungen, sich unterhalten, Musik abgespielt. Eine schöne Atmosphäre - wenn man nicht um 4 Uhr aufstehen muss/will. Wir begnügten uns von vornherein mit 6 Stunden Schlaf und genossen die Hafenstimmung bis kurz nach 22 Uhr. Zum Glück bereitete das gegen Mitternacht aufkommende Gewitter samt folgendem Dauerregen das laute Treiben.

Im völlig windstillen Hafen war das Auflösen des Päckchens keine große Sache. Die Niederläner legten ab, fuhren beiseite; wir legten ab und fuhren aus dem Hafen. Start: 4.55 Uhr.
Der frühe Morgen begrüßte uns mit fantastischer Lichtstimmung



Allerdings hatte die Sonne mehr und mehr zu tun, sich gegen den dichten Nebel durchzusetzen


Und der Nebel wurde dichter. Kein Wunder:die ganze Nacht Regen, morgens kein Wind, warm ... die Nebelwand stand.
Vorne nichts zu sehen...

... hinten raus war es nicht besser.



Mitten in dieser Nebelwelt entwickelte sich auch noch ein Gewitter. Ein richtiges(!) Gewitter.
Nicht besonders viel Blitz (der Blitz war im dichten Nebel ja kaum zu sehen), aber besonders viel Donner und Regen. Starkregen. Schön, ich stand zu dieser Zeit am Steuer.
Duschparty ...




Ansonsten plagte uns die anhaltende Flaute. Der Wind wollte nicht aus dem Knick kommen. Immerhin hatte damit einer der drei studierten Wetterdienste wenigstens recht behalten.

Erst nach gut 40 sm wurden wir erlöst. Wir setzten den Blister (bauchig geschnittenes Gennaker) zum Großsegel und ab ging die Post



















So düsten wir gut 20 sm bis zum Fahrwasser an der Westseite der Insel Hiddensee. Purer Spaß - für Harry. Ich stehe diesem großen Lappen nach schlechten Erfahrungen auf der Mariner immer noch etwas skeptisch gegenüber. Aber dieser hier (wir bekamen ihn mit beim Bootskauf einfach mit) ist nicht so gifitg; eher eine gemütliche Ausgabe.
Mittig Hiddensee kam der Blister runter und das normale Vorsegel wieder raus. Der Wind hatte gut aufgefrischt; die 5 Bft jagten uns durch die engen Fahrwasser um Hiddensee herum bis nach Stralsund.

Hier verpassten wir die Brückenöffnung um 15:20 Uhr um ca. 15 Minuten. Mit etwas Mühe legten wir Ari bei Böen bis 6 Bft an die Spundwand vor dem Yachthafen Stralsunds. Dort saßen wir die Zeit ab, bis die Brücke um 17:20 Uhr wieder öffnete.
Bei der Anfahrt zur Brücke sahen wir über unserem (nur noch 5 sm entfernten ) Heimathafen sehr dunkle Wolken. Was für eine Wand! Durch die Brücke ging es noch trocken und mit gemäßigtem Wind. Aber auf halber Stecke ging es los. Der Wind holte nochmal richtig tief Luft und gab sein Letztes. Dazu - mal wieder - Starkregen, der keine Wünsche offen ließ. Das einzig Gute: Harry stand diesmal am Steuer :)



Zum Glück bietet unser Hafen bei Wind aus Nordost bis Ost beste Landabdeckung. Bei viel Getöse und Regen und Welle rauschten wir die Hafenanfahrt hinunter und befanden uns kurz vor der Einfahrt plötzlich komplett in der Windstille. Das fühlte sich vielleicht komisch an. Eine fast gespenstige Stille nach dem Brüllen des Windes draußen. Der Regen fühlte sich gleich viel wärmer an. Jetzt noch Ari in die Box gebracht und ... fertig. 25.06.2016, 18:10 Uhr.
Urlaubsende - ojee.

Nun hängen die nassen Segelsachen zum Trocknen im Bad, der Bauch ist voll mit Nudeln an "alles-was-weg-muss" und wir sitzen mit Segelfreund Karsten unter Deck und kümmern uns um den einen oder anderen "Restalkohol", der sich noch an Bord befindet.

Unser heutiger, leider letzter Törn



Ich werde mich in den kommenden Tagen noch an ein ordentliches Fazit dieser Reise setzen und es hier veröffentlichen. Jetzt falle ich in die Koje. Morgen muss das Boot noch aufgeräumt werden, bevor es zurück nach Berlin und in den Alltag geht.


Donnerstag, 23. Juni 2016

23.06.2016 In der Wartezone

Was für eine Nacht. Das wir nicht am Rande eines Sanatoriums liegen, war uns schon klar, als wir mitten in Kopenhagen/Nyhavn festmachten. Wir saßen noch bis spät in die Nacht im Cockpit, genossen die lauen Temperaturen und die Stimmung im Hafen.

Die Lautstärke im Hafen ebbte Stück für Stück ab. Mit einer Ausnahme - mit etwas Abstand lag vor uns eines dieser großen Motorboote. Darauf lief schon seit dem frühen Abend eine Party, Die Musik war gut, aber irgendwann einfach zu laut. Wir verkrochen uns gegen Mitternacht müde unter Deck und schlossen die Luken - so ging es. Irgendwann wurde es aber wieder lauter. Gequieke von Frauen, brüllende Männer ... ?? .... aahh - platsch!
Was sich erst wie ein Streit anhörte, war letzten Endes eine Truppe von Abiturienten, die anscheinend ihren Abschluss feierten. Gut zu erkennen an den Schirmmützen; ähnlich einer weißen Uniformmütze mit kleinem schwarzen Schirm. Das war bei einigen von ihnen auch das einzige Kleidungsstück. Müde aber amüsiert sah ich das morgendliche Bad der Männertruppe direkt hinter unserem Boot. Die Mädels waren irgendwo in der Nähe am Kreischen zu hören ....

Wir hatten uns den Wecker auf 8 Uhr gestellt. Der heutige kurze Törn nach Skanör war zwar nur gut 20 sm lang, geht aber Richtung Südost - dahin, wo der Wind heute herkam. Morgens noch schwach, sollte der Wind ab Mittag immer mehr auffrischen, weshalb ich den Törn gern auf den Vormittag gelegt hätte.
So halb haben wir dies auch geschafft. Viertel neun standen wir etwas zerschlagen auf und belebten uns erstmal mit einem Kaffee im Cockpit. Kurz nach neun legten wir schon ab und tuckerten unter Motor raus aus Kopenhagen. Die Sonne schien, der Südwind war noch schwach, die meiste Arbeit erledigte der Autopilot. Nach dreieinhalb Stunden und 21 sm legten wir in Skanör an.
Nicht zu früh. Der Hafen ist nicht besonders groß und hat für Boote ab 10 m nicht mehr als eine handvoll Liegeplätze. Am von uns favorisierten Steg war der zweite Platz noch frei und wir machten längsseits fest. Nach uns kamen ca. im Viertelstundentakt immer mehr Boote rein.

Harry kam in die Koje, ich ging den Liegeplatz am Automaten bezahlen und von dort sofort rüber zum Strand:





Nach seinem Mittagstief zerrte ich Harry nochmal zum Wasser - es war einfach zu herrlich.
Er ist zwar nicht der große Bader, dafür machte er sich gut als Kleiderhalter :)


Später experimentierte ich ein wenig mit dem wasserdichten Fotoapparat



Hier würde ich es noch eine ganze Weile aushalten ...



Gegen 15 Uhr war der Hafen voll. Ein schwedischer Einhandsegler (das heißt, er ist allein an Bord) suchte im mittlerweile kräftigen Wind verzweifelt nach einer Möglichkeit, anlegen zu können. Da wir an unserer freien Seite noch Fender hängen hatten wusste er, dass er auch bei uns festmachen darf. Ich saß unter Deck am PC, da sah ich durch das Fenster seinen Bug zum dritten Mal vorbeifahren - diesmal ganz dicht. Ah, er will bei uns anlegen. Schnell flitze ich hoch und half ihm beim Festmachen. Nun liegen wir das erste Mal im "Päckchen". Da wir erst am Sonnabend wieder weiter wollen, ist das überhaupt kein Problem.

Bis jetzt kamen immer wieder Boote rein und drehten im Hafen ihre Kreise auf der Suche nach einem Liegeplatz. Mittlerweile sieht es regelrecht vollgestopft aus - aber so fand jeder einen Platz:

Wir liegen im Zweier-Päckchen
Die Boote vor uns liegen auch im Zweier-Päckchen, zwei Boote liegen in der Hafeneinfahrt



In der einen Gasse liegt ein Boot an den Dalben, ein zweites daneben im Päckchen
In der zweiten Gasse liegt man am Kai im Dreierpack, davor ein Boot an den Dalben


Wir befinden uns hier in Warteposition für den richtigen Wind gen Heimathafen. Am Samstagfrüh soll er von Süd auf Nord drehen - unsere Chance.
Bis dahin kümmern wir uns ein wenig um das Boot und uns (alle drei müssen wir duschen), der nahe Strand von Skanör ruft einladend zum Baden, noch ein bisschen Schlaf nachholen, lecker kochen und durch die Gegend stromern. Programm genug, eh es am Sonnabend ganz früh auf den letzten langen Törn (rund 90 sm) nach Hause geht.

Und so waren wir heute unterwegs - inklusive dem kleinen Hopser innerhalb Kopenhagens:


Mittwoch, 22. Juni 2016

21./22.06.2016 Midsommar in Kopenhagen

Als wir heute aufwachten, schauten wir durch ein regennasses Fenster. Dahinter graue Wolken, die träge über den Himmel waberten. Eigentlich "Liegenbleiben-Wetter". Aber wir wollten noch für ein/zwei Tage nach Kopenhagen. Also los, raus, Frühstück. Unter Deck natürlich, das Cockpit funktionierte maximal als Freiluftdusche.




















In einem der nächsten Regenschauer eilte ich durch den Hafen, brachte die Guthabenkarte zurück zum Automaten und saugte mit dem Tablet auf dem Weg  noch schnell die aktuellen Wetterdaten aus dem Hafen-WLAN. Natürlich nicht im Regen! Ich gesellte mich zu zwei anderen Seglern, die im Schutze der Dächer der Sanitärgebäude ebenfalls im Internet surften.


Da es nicht kalt war, war dieses Schmuddelwetter auch auf dem 20 sm langen Weg erträglich. Draußen frischte der Wind ordentlich auf und wir flogen mit 7-8 ktn gen Süden.
Je näher wir Kopenhagen kamen, desto mehr schoben sich die Wolken auseinander und die Sonne kam durch. Schön, wir fühlten uns nett empfangen.
Da wir keine Lust hatten, uns in das Getümmel mitten in der Stadt zu stürzen, gingen wir in einen uns bekannten Hafen im Norden der Stadt, 2 km vom Stadtzentrum entfernt.
Kalkbraenderihavn:




















Wir räumten das Boot auf, legten Strom, bezahlten (am endlich funktionierenden Automaten) Liegegeld und machten uns auf den Weg in die Stadt. Das Motto des Tages:



Die 2 km, die auf der Karte noch so kurz aussahen, zogen sich ganz schön hin. Die Wolken wurden immer weniger, die Wärme umso mehr. Vorbei am großen Passagier- und Güterhafen und einer Unmenge von Baustellen für Wohngebäude an ehemaligen Hafenbecken wurde der Weg immer länger.
Irgendwann kamen auch wir an und liefen an der kleinen Meerjungfrau, dem Kastell und den schönen Straßen mit den vielen kleinen bunten Läden Richtung Nyhavn.

Während wir Frauen uns gerne die kleine Arielle ansehen, standen die Männer mit Sabber auf der Lippe vor diesem luftigen Traum in rot-weiß. Dazu passend lag noch eine Art Jetski am Steg.














































Nyhavn - hier strandeten wir schon bei unserem ersten Aufenthalt mit der Mariner.
Schöne bunte, uralte Häuser, in deren Erdgeschoss dicht an dicht die Restaurants mit großen Freianlagen. Fast alle Restaurants haben einen Ausschank für Getränke zum Mitnehmen.
Wir holten uns was "Einheimisches" und setzten uns an den Kai. Beine baumeln lassen, Bier und Wetter genießen, Touristen gucken und den Straßenmusikern zuhören.
































Irgendwann kam Hunger auf und wir gönnten uns ein leckeres Essen in einem der Restaurants. Wir suchten eine Weile, bis wir das richtige für uns fanden. Fast genau an der Stelle, wo wir vorher am Wasser saßen :)

Während wir auf unser Essen warteten, baute sich der nächste Straßenmusikant auf, schaltete seinen Player ein und spielte mit der Klarinette zu Soul-Jazzmusik. Toll! "Yesterday", "New York, New York" und so weiter. Gut ausgewählte Klassiker, richtig gut gespielt - der Tag war perfekt.
Natürlich gab es ein ordentliches Trinkgeld für den Musiker.


Wir bleiben bis spät in den Abend in der Stadt. Immerhin ist Midsommer, da können wir nicht schon wieder so früh ins Bett fallen.
Spät abends machten wir uns auf unseren langen Heimweg. Ich sah zwar die Autos von DriveNow und dachte sehnsüchtig daran, meine Kundenkarte einzusetzen - aber dafür hatten wir beide zuviel Alkohol im Blut.
Auf dem langen Rückweg wurden wir mit einer wunderschönen Lichtstimmung unterhalten. Die Sonne war schon untergegangen und tauchte die Stadt in wunderschöne Farben.
Überall saßen noch Leute in den Gärten der Restaurants oder gingen spazieren.


















Am In unserem Hafen angekommen, gönnten wir uns noch ein paar der mitgebrachten Fertig-Cocktails im Cockpit und genossen die laue Sommernacht. Es herrschte totale Windstille, das Wasser im Hafen war spiegelglatt, der ganze Hafen still -  einfach schön.





22.06.2016 Mittendrin

Irgendwie scheuten wir den langen Fußweg rein nach Kopenhagen. Nochmal Wandertag - darauf hatte keiner von uns beiden große Lust.
Uns war gestern schon aufgefallen, dass in Nyhavn auch private Boote u.a. auch aus Deutschland lagen. Wie offiziell und ob mit Wasser- und Stromanschluss war uns eigentlich egal - der Plan stand schnell fest: Ari gehört nach Nyhavn.

Noch schnell duschen gehen, gemütlich frühstücken und ablegen.
Eine Stunde später und 6 sm weiter südlich hatten wir tatsächlich Glück. Es war noch viel Platz vor der ersten Brücke, die uns die Weiterfahrt versperrte. Ari wurde sachte an den Kai gelegt, direkt an der Strom- und Wasserzapfstelle. Mittendrin statt nur dabei - besser kann man diesen Liegeplatz nicht bezeichnen.


Es herrscht zwar eine unheimliche Menschendichte hier im Hafen, aber diese tummeln sich hauptsächlich in dem Bereich hinter der Brücke (links im Bild).
Nach einem kurzen Einkauf im nahen Supermarkt (kein Käse mehr an Bord!!!) lümmeln wir Eis essend im Cockpit, noch ein Käffchen dazu ... hach, das Leben geht gerade so ....

Morgen Vormittag nutzen wir die annähernde Windstille (Wind aus Süd mit 1-2 m/s) und schleichen uns unter Motor ein Stück weiter südlich. Wir müssen noch bis zum Sonnabend warten. Dann dreht der Wind von Süd auf West und lässt uns angenehmer nach Hause segeln. Obwohl - ob der schwache Wind zum Segeln reicht, werden wir noch sehen.

Montag, 20. Juni 2016

19./20.06.2016 kräftig gesalzen (aktualisiert)

19.06.2016

Heute stand unser großer Sprung nach Süden an. 
Bevor sich die Windrichtung auf Süd einschießt, möchten wir gerne im Sund angekommen sein.
Soviel "Entgegenkommen" des Windes passt uns gerade gar nicht.

Die Wetterprognose für den heutigen Tag versprach sehr viel Wind und Welle. Genauer 5 Bft, in Böen auch 6, aus West bis Südwest. Die Welle sollte im Durchschnitt 1,20 m Höhe bekommen - das klang nach Muskelkater ...
Der Törn wird knapp 100 sm haben - soviel haben wir bisher an einem Tag (ohne Nachtfahrt) noch nicht zurückgelegt. Bei einem Wunschtempo von "um die" 7 ktn werden wir ca. 14 h unterwegs sein.

Um das zu schaffen, ließen wir uns tapfer um 5 Uhr vom Wecker aus der Koje werfen. Das Frühstück bestand erstmal nur aus Kaffee; nebenbei schmierten wir uns Brötchen für den Tag. Wir wussten, dass wir bei dieser Welle garantiert kein warmes Essen runterbekommen würden. 

Kurz vor halb sieben legten wir in Læsø ab und fuhren östlich um die Insel herum. In der Landabdeckung der Insel war noch alles ruhig - die Welle flach und der Wind mit 4 Bft fast zu wenig. Kaum gingen wir südlich und somit an der Insel vorbei, bekamen wir einen ersten Geschmack auf das heutige Wetter. Der Wind steigerte sich auf Ende der 5 Bft und kam auf "am Wind (schräg von vorn); die Welle hatte locker einen Meter Höhe. Die See war allgemein auf "rau" eingestellt.



Das Vorsegel voll ausgerollt, das Großsegel im zweiten Reff - so ließ sich das gut an. Im Durchschnitt kam Ari auf 7-8 ktn Geschwindigkeit. In den Böen mit 6 Bft waren auch gut und gerne mal 9-10 ktn drin. Die Welle kam eher seitlich rein. Mal hob sie Ari ordentlich in die Höhe, mal quetschte sie sich unter ihr durch.






Wir wechselten uns im 2-Stunden-Takt ab. An Navigation war nicht viel zu machen. Ab Læsø querab fuhren wir bis zum Fahrwasser des Sundes - bis auf einen kleinen Schlenker über eine Schifffahrtslinie - ein und denselben Kurs. Somit konnte einer unter Deck oder im Cockpit schlafen, während der andere fuhr.

Ein Fischer mit Schleppnetz auf seiner Steuerbordseite. Bloß weit weg von ihm.

Als wir die Insel Anholt querab hatten, wurde die Welle nochmal etwas höher. Es ist schon recht beeindruckend, wenn dir der Wellenkamm auf Augenhöhe begegnet, während du am Ruder stehst. Oft blieb es nicht dabei - die Welle wollte uns ganz und ergoss sich windgepeitscht über die Sprayhood ins gesamte Cockpit. Ob man am Ruder stand oder gemütlich auf der Cockpitbank lag - keine Gnade. Jeder bekam seine kalte Salzwasserdusche, Es war enorm, was sich da an Wasser über Boot und Mannschaft ergoss.



Als die Schifffahrtslinie neben uns verlief, konnten wir beobachten, wie ein Helikopter erst über einem Passagierschiff kreiste und sich dann in geringer Höhe direkt über ihm hielt. Er verblieb dort ein paar Minuten und hob dann wieder ab. Ob jemand heruntergebracht oder hochgeholt wurde, konnten wir aus dieser Entfernung nicht sehen. Interessant sah es aber schon aus.



Kurz vor dem Sund wurde der Verkehr der dicken Pötte nochmal dichter. Wir taktierten so gut wir konnten, um den Großen nicht im Weg zu stehen. Auch wenn sie teilweise Ausweichpflicht hatten ... sie sind einfach größer, schwerer, schneller und ... nicht so schnell von einem 12 m -Segelboot zu beeindrucken. Generell entscheidet man sich in solchen Situationen für die gesündere Variante.



Im Sund flauten Wind und Welle recht schnell ab. Die letzten 2 Stunden kam sogar die Sonne raus und wärmte uns - dick eingepackt in mehrere Kleidungsschichten - durch. Jeder entledigte sich ein paar Sachen, bevor wir uns und das Boot bereit für den Anleger machten. Wir fanden auch sofort einen sehr schönen Liegeplatz, längsseits am Holzsteg.
Nach 13:14 h und 101,3 sm  legten wir müde aber auch ein wenig stolz kurz nach halb acht in Helsingør an.

Hier noch unser Törn:




20.06.2016
Den heutigen Tag werden wir im Hafen verbringen. Das Boot wie auch wir müssen gründlich entsalzen werden. Während für das Boot der Schlauch am Steg reicht, aalten wir uns im warmen Wasser der neuen Duschräume hier im Hafen.
Leider habe ich auch hier wieder kein Hafen-W-LAN. Dieser Trend geht in Dänemark und Schweden allmählich zurück, was ich sehr schade finde. Deshalb werden die Fotos im Blog auch immer weniger - das wird sonst einfach zu teuer.

Morgen werden wir weiterziehen. Vielleicht nach Kopenhagen, mal sehen.

Nachtrag (nachdem ich tief im Hafen doch noch WLAN fand):

Ein kurzer Bummel in die Stadt. Ein dänisches Softeis *yammi* und ein paar Fotos.
Der Wind aus Süd ist kräftig - das hätte heute selbst unter Motor keinen Spaß bereitet.
Wir freuen uns über unsere Entscheidung und trinken noch einen Kaffee im Cockpit :)

WLAN- endlich. 200 m vom Boot entfernt habe ich Empfang. Schnell ran an den Blog.

Das männliche Gegenstück zur kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen? 

Schön gemacht ...

Hafenkino im ganz großen Stil. Ein Traditionssegler aus Polen legte ab. Trotz des kräftigen Seitenwindes hat die Mannschaft das sehr elegant hinbekommen ...


Samstag, 18. Juni 2016

18.06.2016 Nass

Das unbeständige Wetter lässt uns momentan nicht viel Spielraum.
Bevor am Montagabend der Wind hier oben auf Süd dreht, sollten wir im Sund sein. Danach folgen - nach aktueller Prognose - auch nur noch gehauchte Windstärken aus eher südlichen Richtungen.



So machten wir uns heute morgen zusammen mit der Crew der Hasardeur auf den Weg. Nach einem schönen Abend ging wieder jeder seiner Wege - ein Wiedersehen gibt es erst wieder in Deutschland.
Für die beiden ging es wieder südlicher, Richtung Göteborg, für uns Richtung Südwest.

Wir wollten heute etwas Raum herausfahren, solange es der momentane Westwind zuließ. Schon am Abend rutscht er auf Südwest und unser segelbarer Winkel würde immer kleiner, wenn wir an Schwedens Westküste blieben.
Unser heutiges Ziel war die 50 sm entfernte, dänische Insel Læsø, mitten im Kattegatt. Die Wetterprognose hatte sehr sportlichen Charakter: 5-6 Bft aus West, die Welle im Durchnitt 1,20 m, zweitweise Schauer. Ja .... keine Kaffeefahrt.



Kaum raus aus den Schären bekamen wir einen ersten Eindruck, was uns heute erwartete. Die Wellen platschten die Klippen der äußeren Schären hoch, der bereits kräftige Wind kam uns direkt auf die Nase - die ersten 5 sm stampfte Ari unter Motor tapfer durch die Wellen.

Auf dem Kattegatt war ordentlich was los. Für die dicken Pötte ist das noch Wohlfühlwetter. Sie kamen von allen Seiten. An Segelbooten konnten wir nur eines außer unseres sichten.


Einer kam uns ordentlich nahe. Gut, anhand unseres AIS-Signals konnte er wohl ganz gut abschätzen, ob der Abstand beim Kreuzen unserer Linie reicht ... aber ich stand schon Funkgerät in der Hand im Cockpit um zu fragen, ob der uns überhaupt sieht. War aber alles nicht notwendig - der Abstand beim Passieren war knapp aber ausreichend



Der Törn war anstrengend. Wir hatten ordentlich Schräglage, was jede Bewegung an Bord zur Kraftübung werden lässt. Das Großsegel meist im zweiten Reff, das Vorsegel komplett offen. So erreichten wir gut 7 ktn Durchschnittsgeschwindigkeit. Harry hatte seinen Spaß:



Während wir noch im Regen duschen, fährt der Dicke bereits raus aus dem Regenfeld:



Nach 7:10 h kamen wir im Zielhafen an. Leider waren die schönen Liegeplätze für den heutigen Wind alle schon belegt. So liegt Ari nun mit dem Wind am Steg, ganz alleine auf dieser Seite (im Foto unten der rechte Steg). Naja, wer lässt sein Boot auch schon gern gegen den Steg schieben. Aber keine Probleme - die Fender halten das ohne großes Leiden gut ab.


Auch im Hafen hinterlässt der kräftige Wind seine Spuren und drückt den feinen Sand vom Strand permanent durch den Holzzaun


Morgen erwartet uns dann ein richtig ansrengender Törn. Auf nach Helsingør, im nördlichen Eingang des Sundes. 94 sm entfernt, bei Windstärke um 6 Bft, Welle um 1,20 m im Durchschnitt.
Der restliche Westwind gibt nochmal alles, bevor er (hoffentlich erst) am späten Abend nach Süden zusammenfällt. Begeistert bin ich nicht, aber es geht einfach nicht anders.
Damit wir noch im hellen ankommen, werden wir gegen 6 Uhr in der Früh hier starten. Den nächsten Blogeintrag werde ich erst übermorgen einstellen können.

Unser heutiger Törn: