Freitag, 8. September 2017

02.-5.09.2017 Kurzurlaub zu dritt

Ein schwieriger Vorfall in unserer Familie band uns ein paar Tage an Berlin.
Als alles so weit geregelt war, packten wir unsere Sachen und flüchteten zum Boot. Entspannung und Ausruhen waren dringend notwendig. Aus diesem Grund waren wir auch nicht allein - meine Schwiegermutter musste dringend "raus" und auf andere Gedanken gebracht werden. Schon beim ersten Mal vor ein paar Wochen hatte Lilo die Seeluft tief eingeatmet und ein neues Hobby für sich entdeckt - Segeln! Was lag also näher, als sich zu dritt aus dem Staub zu machen.
Ein Wort unter Schwiegertöchtern zum Thema Schwiegermütter. Es gibt solche und solche. Lilo ist einer der äußerst seltenen Prachtausgaben - positiv gemeint. Sie mischt sich nicht ein, sie ist eher zu zurückhaltend und vor allem ist sie jung geblieben. Ja, diese Sorte Schwiegermutter gibt es wirklich und ich bin froh, in zweiter Ehe solch ein Glück erfahren zu dürfen.
So bin vor allem ich es, die Schwiegertochter, welche Lilo ermutigt, mit uns zu kommen. Wenn wir sie irgendwann einmal davon überzeugen können, dass sie uns nicht auf den Keks geht, könnten die Segeltörns der nächsten Jahren des öfteren zu dritt stattfinden.

Wir flogen am Samstagabend im Hafen ein und räumten unsere Sachen an Bord. Ein wenig rumgekramen, Wasser auffüllen, die mitgebrachten Lebensmittel verstaut und schon rief der erste Höhepunkt unseres Kurzurlaubs: Hafenfest in Neuhof.
Unser kleiner Hafen hatte sich hübsch gemacht. Die Gewerke vom Hafengelände (Bootsbauer und Motorenservice) stellten ihre Arbeit vor, der Betreiber des "Sundanglers" (Angelladen und -bootverleih) inklusive Hafenkiosk sorgte mit Grill und Räucherofen für leckere Fischgerichte.
Die Stimmung war bestens,


man traf sich mit anderen Seglern auf Bier und Schnack


und auf der Bühne sorgte ein Allround-Talent mit sehr guter Stimme und Improvisationstalent samt seiner musikalischen Verstärkung für Stimmung. Spätestens bei den Heimatliedern über die Ostsee sowie ein paar typischen maritimen Gassenhauern sang das ganze Publikum mit.


Bereits kurz nach Sonnenuntergang fielen wir uns unsere Kojen - zu aufregend war die letzte Zeit.

Am Sonntag, 03.09., genossen wir erstmal ein ruhiges und langes Frühstück. Da wir erst die Brückenöffnung (in Stralsund) um 12.20 Uhr nutzen wollten, hatten wir ausreichend Zeit. Der Wind hatte beschlossen, uns nach Hiddensee zu schicken. Eine gute Entscheidung.
Unter Segeln machten wir uns auf und bummelten auf dem Strelasund in Richtung Stralsund. Mangels Wind brauchten wir für die 5 Seemeilen fast 1,5 Stunden. Das war uns egal - wir waren sowieso früh dran und suchten ohnehin die pure Entschleunigung.


Ein schönes altes Plattbodenschiff wartet mit uns auf Durchlass
Zusammen mit mehreren anderen Booten warteten wir auf die Öffnung der Ziegelsteinbrücke. Als dann das grüne Signal für unsere Seite kam, rauschten wir im geordneten Pulk hindurch.
Vorbei am schönen Stralsund ...


... machten wir uns unter Motor auf ins Fahrwasser zwischen Rügen und Hiddensee. Unter Motor, weil das bisschen Restwind direkt aus Norden kam und wir genau dorthin wollten. Segeln fiel also aus.
Dieses Fahrwasser ist bei uns nicht gerade beliebt. Wir sprechen hier über eine Fahrrinne von ca. 6 Metern tiefe, die in das kaum einen halben bis rund einen Meter "tiefe" Wasser zwischen beiden Inseln gebaggert wurde.
Zum Glück fahren hier regelmäßig die Fähren zwischen Hiddensee, Rügen und Stralsund herum, so dass eine Versandung der Fahrrinne eher selten ist. Aber gerade bei einer Begegnung mit den größeren Fähren oder ordentlich Seitenwind wird das Fahrwasser gefühlt sehr schmal. Beim aktuellen Wetter (Sonne und 2-3 Beaufort Wind) war das alles kein Thema. Die Damen ließen sich vom Herrn an Bord durch die Gegend schippern ...


... und genossen Aussicht und Sonne. Uns kamen immer wieder Segel- und Motorboote entgegen - das Ende des Wochenendes warf seine Schatten voraus. Gut so - das bedeutete leere Häfen.


Unser Ziel war Kloster, der nördlichste der drei Sportboothäfen an der Ostseite Hiddensees.
Bereits bei der Einfahrt in den Hafen rief uns der Hafenmeister zu, das wir nicht im eigentlich gedachten neuen Teil unterkommen konnten. Draußen lief eine große Regatta und für deren Teilnehmer war dieser Hafenbereich reserviert. So quetschten wir in ins kleine hintere Hafenbecken, wo wir allerdings bei dem für Montag angesagten Starkwind aus West auch viel geschützter lagen. Vorerst als zweites Boot im Päckchen. Unsere Nachbarn fuhren aber am nächsten Vormittag ab, dann konnten wir direkt am Steg festmachen.


Die Regatta-Teilnehmer kommen rein, der neue Hafenteil füllt sich.
 Wir genossen die Abendsonne und fanden nach und nach zur Ruhe.
Wir kochten uns was Leckeres, schauten einen "Tatort" aus der Konserve und fielen später angenehm müde in die Koje.



Montag, 04.09.
Hiddensee wollte erobert werden. Nach einem ausgiebigen Frühstück schnürten wir die Schuhe und stiefelten die Hügel im Norden Hiddensees hinauf, Richtung Leuchtturm Dornbusch. Aufgrund des schlechten Wetters (5-6 Bft Wind, 17° C und jederzeit war mit Nieselschauern zu rechnen) waren wir nicht allein auf dem Weg. Trotzdem hatten wir das Glück, auf der Aussichtsplattform unter der Lichtkuppel fast allein den Weitblick genießen zu dürfen.





Bei Windstärke 6-7 (Bft) war es schon ein Abenteuer, die Aussichtsplattform des aktiven Leuchtturms zu umrunden. Was nicht angewachsen war, lief Gefahr, weggerissen zu werden.



Auf dem Rückweg zum Boot sahen wir aus wie ein japanischer Fotoclub. Jeder hatte einen Apparat zur Hand, ständig hockte einer von uns im Gras, denn überall war ein schönes Motiv zu finden.







Der Rest ist schnell erzählt. Am nächsten Tag reichte der Wind, um wenigstens bis Stralsund segeln zu können. Kurz vor der Stadt ging er uns aus und wir liefen unter Motor im Yachthafen Stralsund ein. Die Brückenöffnung um 12.20 Uhr hatten wir gerade so verpasst. Das gab uns Zeit für einen Besuch beim Italiener direkt am Hafen, ein paar Kugeln Eis zum Nachtisch und einer kleinen Siesta an Bord.

Am Folgetag zog es Lilo nach Hause. Uns erreichten schon auf Hiddensee schlechte Nachrichten und sie hatte nicht mehr die Ruhe, um weiter ein wenig Urlaub zu machen. Wir brachten sie zum Flixbus nach Stralsund und blieben selbst noch ein paar Tage an Bord. Es gab noch ein paar Dinge zu erledigen/zu reparieren, das Boot bedurfte innen und außen einer gründlichen Reinigung, usw.

Das Wetter selbst lud weder zum Segeln noch zum Verbleib an Bord ein. Es gab immer wieder Regen und der Wind stellte sich auf dauerhaft Starkwind mit Sturmböen ein. Eine gute Zeit, um sich mal richtig auszuschlafen, zu lesen oder Hörbücher zu hören, in Ruhe zu kochen und hier und da die Erledigungen abzuarbeiten.

Heute, Freitag den 08.09., hat das Wetter endgültig gewonnen. Der Wind frischte mal wieder ordentlich auf und der Regen stellte sich auf Dauerfall ein. Wir sind ausgeruht und die to-do-Liste ist abgearbeitet. Wir räumen Ari auf, schließen sie ab und machen uns auf den Weg in die Heimat.
Bis zum nächsten Mal, Dicke ....