Neun Uhr und schönstes Sommerwetter auf der Insel Hanö.
Wir haben in den letzten Tagen schon gemerkt, dass es immer mehr Segler in den Häfen gibt. Nicht nur die Schweden sind in die Saison gestartet, sondern immer mehr Deutsche, Niederländer, Briten und Polen sind auf der Durchreise Richtung Stockholm, Haparanda, den Åland-Inseln, usw.
Da wird hier und da der Hafen schon mal ordentlich voll. Das ist der Grund für unseren heutigen, etwas früheren, Start. Nachdem wir nochmals den Wassertank gefüllt hatten, legten wir gegen neun Uhr ab und verließen den Hafen - wie gesagt, bei schönstem Sommerwetter:
Leider ist das selten gleichbedeutend mit Segelwetter ... die Sonne brennt, kein Hauch weht, das Wasser gleicht einem großen Spiegel. Schönen Gruß in den Maschinenraum - du darfst mal wieder ran, Jockel. 30 Seemeilen langweilige Motorfahrt, fünf Stunden lang der Gefahr ausgesetzt, jederzeit im Cockpit einem Brathähnchen gleich gegrillt zu werden - puh. Wir wechselten uns bei der Bewachung des Autopiloten am Steuerstand ab. Wer frei hatte, tummelte sich lieber unter Deck herum. Schön war das Frühstück im Cockpit - bei Motorfahrt kein Problem.
Kurz vor der Hafeneinfahrt von Simrishamn entdeckte Harry im Wasser schräg vor uns einen Gegenstand.... ? .... ein alter Fender? Erst knapp vor Erreichen des fragwürdigen Objekts erkannten wir, wen wir da vor uns hatten ...
"Robbie Robsen" |
.... und verpassen vor Freue fast die letzte Möglichkeit, ein Foto von dem Kerlchen zu machen. Er war keine 15 m von unserer Fahrlinie entfernt - und blieb dort auch, als wir auf seine Höhe kamen.
Halb drei erreichten wir den zum Glück noch leeren Hafen Simrishamn. Das sollte sich stündlich ändern - zum Abend hin war der Hafen voll.
Wir spazierten ein wenig durch die kleine Stadt...
kauften ein paar "Mitbringsel" ein und schlenderten wieder zum Boot zurück. Dort bastelten wir uns leckere Burger ...
und stärkten uns auch innerlich für die Rückfahrt gen Heimat bei einem schönen Abend im Cockpit:
Noch wussten wir nicht, welche Strecke der Wind uns gönnen wird. Zwischen Lohme im Norden Rügens und dem Heimathafen Neuhof, Nähe Stralsund, war alles möglich.
Mittwoch + Donnerstag, 05.+06.06.
Sechs Uhr scheuchte uns der Wecker aus den Kojen, sieben Uhr legten wir ab. Da wir wussten, dass die ersten 15 Seemeilen wegen Windrichtung und -stärke wieder nur unter Motor zu bewältigen sind, verlegten wir das Frühstück wieder auf einen Zeit nach der Abfahrt.
Leider reichte der Wind zum Segeln erst vier Stunden später, nach 22 Seemeilen, aus ... und auch nur für 3 Stunden. Der Weg über das Verkehrstrennungsgebiet (VTG) nordwestlich von Bornholm wurde für uns zum taktischen Meisterstück. Es wimmelte nur so vor Tankern, Kreuzfahrtschiffen und anderer Großschifffahrt. Man fühlte sich wie ein Fußgänger, der quer über eine große Autobahn musste.
Kaum hast du einen der schnellen Großen vorbei gelassen, kommt schon mindestens ein anderer direkt hinterher. Die einzelnen "Spuren" sind 2,5 Seemeilen (rund 4,5 km) breit und es dauert seine Zeit, ehe man auf der anderen "Straßenseite" angekommen ist.
<= Ein guter Freund "überwachte" unsere Überfahrt nach Rügen und markierte uns mit dem Kringel auf einem Screenshot der App "MarineTraffic" mitten in dem Gewusel der Großschifffahrt zwischen Südschweden, Bornholm und Rügen. Die kleinen blauen Punkte sind der Windpark nordöstlich von Rügen - ein riesengroßes Areal.
Nach viel zu vielen Meilen und Stunden unter Motor erreichten wir die Nordküste von Rügen. Gut 20 Seemeilen vor dem Hafen Lohme kam nochmals Wind auf und ließ uns für 11 Seemeilen segeln. Dann war der Wind wieder weg und der Motor kam erneut zum Einsatz. Kurz vor dem Hafen schoss der eigentliche Südost-Wind aufgrund des Kap-Effekts als strammer Ostwind parallel zur Küstenlinie rein. Na holla - da wurde die eh schon schmale Hafeneinfahrt von Lohme gefühlt noch ein paar Meter enger. Im Hafen stand der Wind ungeschwächt und fegte als Seitenwind quer durch die Boxen. Die beste Voraussetzung für katastrophale Hafenmanöver - so auch für uns. Allerdings konnten wir die Situation, auf einmal fast quer in der Box zu hängen, schnell retten, drückten und zogen Ari per Muskelkraft wieder zurück zwischen die Dalben und legten mit Unterstützung von zwei Helfern endlich am Steg sauber an. Die beiden lachten nur und meinten, dass wir damit nicht alleine wären. Bei diesem Wind und noch zu vielen freien Boxen hatte bisher jeder seinen eigenen Kampf gehabt. Nach knapp 12 Stunden Fahrt und 77 Seemeilen im Kielwasser gab es schnell ein paar Spaghetti, bevor wir hundemüde in die Kojen plumpsten.
In Lohme bleiben wir noch einen Tag. Ausschlafen, frühstücken, wandern ...
...und Gewitter gucken. Ab späten Nachmittag zog eine beeindruckende Front heran. Der halbe Hafen stand auf Booten und Stegen und schoss Fotos oder filmte ganz fleißig.
Gewitter und Regen waren beim Durchzug ganz ordentlich. Mit der draußen aufgestellten Gopro-Kamera haben wir diverse Blitze festhalten können:
Mittwoch, 07.06.
Der heutige Tag wird wieder zur Seglerqual das versprach uns schon der Wetterbericht. Kaum Wind aus jetzt westlicher Richtung, der auf unserem Weg die Ostküste Rügens herunter, durch die Landabdeckung noch minimiert wird. Von acht Stunden Fahrt blieben uns die ersten drei, um ein wenig und sehr langsam zu segeln. Langsam genug für endlos viele Fotos und Filme von der Kreideküste.
Tschüss Lohme |
noch ein Blick zurück ... |
Gruß an die Wasserschutzpolizei von Sassnitz |
Geht denn das schon wieder los? Auch Saßnitz hat einen gut frequentierten Fährhafen |
Den ganzen Rest mit über 40 Seemeilen tuckerte der Diesel und brannte die Sonne auf das glatte Wasser. Am späten Nachmittag kamen wir im Heimathafen Neuhof an, legten mal wieder einen traumhaften Anleger hin und .... tranken unser vorerst letztes Anlegerbier.
Hier bleiben wir noch bis Sonntag, eh es zurück nach Berlin geht. Die lieben Bootsbauer werfen am Samstagabend nochmal den Grill an und wir holen den einen und anderen Geburtstag aus den letzten zwei Wochen nach.