Samstag, 8. Juni 2019

04.-07.06.19_(f)laue Heimreise

Dienstag, 04.06. 
Neun Uhr und schönstes Sommerwetter auf der Insel Hanö.
Wir haben in den letzten Tagen schon gemerkt, dass es immer mehr Segler in den Häfen gibt. Nicht nur die Schweden sind in die Saison gestartet, sondern immer mehr Deutsche, Niederländer, Briten und Polen sind auf der Durchreise Richtung Stockholm, Haparanda, den Åland-Inseln, usw.
Da wird hier und da der Hafen schon mal ordentlich voll. Das ist der Grund für unseren heutigen, etwas früheren, Start. Nachdem wir nochmals den Wassertank gefüllt hatten, legten wir gegen neun Uhr ab und verließen den Hafen - wie gesagt, bei schönstem Sommerwetter:



Leider ist das selten gleichbedeutend mit Segelwetter ... die Sonne brennt, kein Hauch weht, das Wasser gleicht einem großen Spiegel. Schönen Gruß in den Maschinenraum - du darfst mal wieder ran, Jockel. 30 Seemeilen langweilige Motorfahrt, fünf Stunden lang der Gefahr ausgesetzt, jederzeit im Cockpit einem Brathähnchen gleich gegrillt zu werden - puh. Wir wechselten uns bei der Bewachung des Autopiloten am Steuerstand ab. Wer frei hatte, tummelte sich lieber unter Deck herum. Schön war das Frühstück im Cockpit - bei Motorfahrt kein Problem.
Kurz vor der Hafeneinfahrt von Simrishamn entdeckte Harry im Wasser schräg vor uns einen Gegenstand.... ? .... ein alter Fender? Erst knapp vor Erreichen des fragwürdigen Objekts erkannten wir, wen wir da vor uns hatten ...

"Robbie Robsen"

.... und verpassen vor Freue fast die letzte Möglichkeit, ein Foto von dem Kerlchen zu machen. Er war keine 15 m von unserer Fahrlinie entfernt - und blieb dort auch, als wir auf seine Höhe kamen.


Halb drei erreichten wir den zum Glück noch leeren Hafen Simrishamn. Das sollte sich stündlich ändern - zum Abend hin war der Hafen voll.
Wir spazierten ein wenig durch die kleine Stadt...


















kauften ein paar "Mitbringsel" ein und schlenderten wieder zum Boot zurück. Dort bastelten wir uns leckere Burger ...




und stärkten uns auch innerlich für die Rückfahrt gen Heimat bei einem schönen Abend im Cockpit:




Noch wussten wir nicht, welche Strecke der Wind uns gönnen wird. Zwischen Lohme im Norden Rügens und dem Heimathafen Neuhof, Nähe Stralsund, war alles möglich.

Mittwoch + Donnerstag, 05.+06.06.
Sechs Uhr scheuchte uns der Wecker aus den Kojen, sieben Uhr legten wir ab. Da wir wussten, dass die ersten 15 Seemeilen wegen Windrichtung und -stärke wieder nur unter Motor zu bewältigen sind, verlegten wir das Frühstück wieder auf einen Zeit nach der Abfahrt.
Leider reichte der Wind zum Segeln erst vier Stunden später, nach 22 Seemeilen, aus ... und auch nur für 3 Stunden. Der Weg über das Verkehrstrennungsgebiet (VTG) nordwestlich von Bornholm wurde für uns zum taktischen Meisterstück. Es wimmelte nur so vor Tankern, Kreuzfahrtschiffen und anderer Großschifffahrt. Man fühlte sich wie ein Fußgänger, der quer über eine große Autobahn musste.
Kaum hast du einen der schnellen Großen vorbei gelassen, kommt schon mindestens ein anderer direkt hinterher. Die einzelnen "Spuren" sind 2,5 Seemeilen (rund 4,5 km) breit und es dauert seine Zeit, ehe man auf der anderen "Straßenseite" angekommen ist.






<= Ein guter Freund "überwachte" unsere Überfahrt nach Rügen und markierte uns mit dem Kringel auf einem Screenshot der App "MarineTraffic" mitten in dem Gewusel der Großschifffahrt zwischen Südschweden, Bornholm und Rügen. Die kleinen blauen Punkte sind der Windpark nordöstlich von Rügen - ein riesengroßes Areal.




Nach viel zu vielen Meilen und Stunden unter Motor erreichten wir die Nordküste von Rügen. Gut 20 Seemeilen vor dem Hafen Lohme kam nochmals Wind auf und ließ uns für 11 Seemeilen segeln. Dann war der Wind wieder weg und der Motor kam erneut zum Einsatz. Kurz vor dem Hafen schoss der eigentliche Südost-Wind aufgrund des Kap-Effekts als strammer Ostwind parallel zur Küstenlinie rein. Na holla - da wurde die eh schon schmale Hafeneinfahrt von Lohme gefühlt noch ein paar Meter enger. Im Hafen stand der Wind ungeschwächt und fegte als Seitenwind quer durch die Boxen. Die beste Voraussetzung für katastrophale Hafenmanöver - so auch für uns. Allerdings konnten wir die Situation, auf einmal fast quer in der Box zu hängen, schnell retten, drückten und zogen Ari per Muskelkraft wieder zurück zwischen die Dalben und legten mit Unterstützung von zwei Helfern endlich am Steg sauber an. Die beiden lachten nur und meinten, dass wir damit nicht alleine wären. Bei diesem Wind und noch zu vielen freien Boxen hatte bisher jeder seinen eigenen Kampf gehabt. Nach knapp 12 Stunden Fahrt und 77 Seemeilen im Kielwasser gab es schnell ein paar Spaghetti, bevor wir hundemüde in die Kojen plumpsten.



In Lohme bleiben wir noch einen Tag. Ausschlafen, frühstücken, wandern ...








...und Gewitter gucken. Ab späten Nachmittag zog eine beeindruckende Front heran. Der halbe Hafen stand auf Booten und Stegen und schoss Fotos oder filmte ganz fleißig.



Gewitter und Regen waren beim Durchzug ganz ordentlich. Mit der draußen aufgestellten Gopro-Kamera haben wir diverse Blitze festhalten können:



Mittwoch, 07.06.
Der heutige Tag wird wieder zur Seglerqual  das versprach uns schon der Wetterbericht. Kaum Wind aus jetzt westlicher Richtung, der auf unserem Weg die Ostküste Rügens herunter, durch die Landabdeckung noch minimiert wird. Von acht Stunden Fahrt blieben uns die ersten drei, um ein wenig und sehr langsam zu segeln. Langsam genug für endlos viele Fotos und Filme von der Kreideküste.

Tschüss Lohme

noch ein Blick zurück ... 

Gruß an die Wasserschutzpolizei von Sassnitz

Geht denn das schon wieder los? Auch Saßnitz hat einen gut frequentierten Fährhafen



Den ganzen Rest mit über 40 Seemeilen tuckerte der Diesel und brannte die Sonne auf das glatte Wasser. Am späten Nachmittag kamen wir im Heimathafen Neuhof an, legten mal wieder einen traumhaften Anleger hin und .... tranken unser vorerst letztes Anlegerbier.
Hier bleiben wir noch bis Sonntag, eh es zurück nach Berlin geht. Die lieben Bootsbauer werfen am Samstagabend nochmal den Grill an und wir holen den einen und anderen Geburtstag aus den letzten zwei Wochen nach.

Montag, 3. Juni 2019

02.+03.06.19_Inselträumchen

Das Schicksal ist auf unserer Seite - das Wetter lässt uns noch nicht südlicher und wir wollen auch gar nicht - passt also bestens.
Wir verbringen die Tage auf Hanö im puren Urlaubsmodus. Lange ausschlafen, gemütlich im Cockpit frühstücken, dann geht jeder seiner Wege. Manchmal sind wir beide gleichzeitig auf der Insel unterwegs, aber jeder geht andere Wege. Ich wollte mich ein wenig beim Wandern austoben, Harry eher Hirsche jagen - mit der Kamera natürlich, noch haben wir etwas Fleisch in der Kühlkiste. Lustigerweise hatte ich auf meiner Wandertour mehr Hirsche vor der Nase als Harry auf seiner Pirsch vor die Linse bekam. Ansonsten wurde an Bord ein wenig gebastelt, gekocht, Fotos und Filme geschaut, gelesen, geschlafen ... Urlaub halt.
Heute erlaubte das Wetter auch einen kurzen Kajakausflug vor der Küste. Die Dünung war dabei mit knapp einem Meter Höhe schon recht beeindruckend, erforderte aber nicht viel mehr Kraft und Geschick als sonst.
Am Nachmittag kam ein echtes Highlight in den Hafen. Ein ca. 20-Meter langes Plattbodenschiff aus den Niederlanden, gesteuert von einem (!) älteren Herrn, der seinen siebzigsten Geburtstag bestimmt schon vor einer ganzen Weile begangen hat. Komplett tiefenentpannt kam er mit dem dicken Ding in den schon ziemlich vollen Hafen und legte souverän, wie es nur ein echter Seebär kann, und ohne große Hilfe zu benötigen, an. Chapeau, viele im Hafen standen auf ihren Booten und waren tief beeindruckt - vom Schiff und von seinem alten Käptn.
Jetzt, am Abend, sitzen wir an Bord im Cockpit und beobachten die vorbeiziehenden Gewitterfronten. Fühlt sich ein bisschen wie Regenlotto an ... und in dem Moment, wie ich diese Worte schreibe, fallen dicke Tropfen herab und ich schreibe unter Deck weiter. Der Schauer war aber nur kurz und ohne Gewitter, so wie wir es am Festland beobachten konnten.

Hier ein paar Fotos aus den letzten zwei Tagen:



Harry baut eine neue Zuleitung für den Landstrom

Blick vom Leuchtturm



Der Bursche lag keine 15 m vom Wanderweg entfernt - wir guckten uns 2 min lang an, dann ging ich weiter - cool

Seine Ricke war schon etwas vorsichtiger.

In der Dünung kaum noch zu sehen. Ich war auch ein wenig sehr weit draussen ...


Jetzt erst mal ausruhen - man hat es schon schwer ... 

DER Held des Tages ...

...ist ein richtig alter Seebär.

Am Festland im Norden kommt ordentlich was runter. Einen der vielen Blitze haben wir leider nicht erwischen können.

Gewitter Nr.1 -> knapp an uns vorbei.
Morgen nutzen wir den nicht vorhandenen Wind und und tuckern unter Motor runter nach Simrishamn (ca. 35 sm). Von dort werden wir Mittwoch/Donnerstag Richtung Rügen weitergehen, der angesagte Ostwind kommt wie auf Bestellung. Schön, wenn das mal so klappt!

Samstag, 1. Juni 2019

30.05.-01.06.19_Wieder gen Süden

Donnerstag, 30.05.19
Die Nachwehen des Vorabends lassen uns lange ausschlafen. Wir bekamen am Nachmittag noch einen schwedischen Nachbarn, auch Segler, einhand unterwegs und sehr kommunikativ - Ulle.
Nach ein wenig Geplänkel von Boot zu Boot saßen wir letzten Endes am Abend bei ihm im Cockpit, windgeschützt in der Kuchenbude und philosophierten über Gott und die Welt und die Motorboot-Fahrer. Da Ulle neben seiner Muttersprache auch gut Englisch und radebrechend Deutsch sprach, führten wir unsere Gespräche dreisprachig. Hauptsächlich in Englisch, teilweise aber auch in Deutsch und Schwedisch - so konnte jeder seinen Sprachwortschatz gut auffüllen. Leider sorgten neben unseren zwei Flaschen Wein auch seine Flasche Wodka dafür, dass wir am nächsten Morgen nicht mehr viele unserer neuen schwedischen Vokabeln im Kopf hatten ... dafür war irgendwie kein Platz mehr. Egal - aber noch ein Grund mehr, einen weiteren Tag auf Tjärö zu verbringen.

Erstaunlich, dass ich an diesem Abend noch solch ein Handyfoto hinbekommen hatte :-)

Als wir dafür fit genug waren, erkundeten wir den Südosten der Insel, der Landzipfel genau gegenüber unserer kleinen Ankerbucht. Von hier aus war gut zu sehen, wie sich die Plätze am Steg so nach und nach füllten - ein langes Feiertagswochenende stand bevor (Himmelfahrt) und die Schweden feiern hier wohl gerne. Leider machte ihnen ungemütliches Wetter einen Strich durch die Rechnung.



 Auf dem Rückweg zahlten wir an der Rezeption im Hafen eine weitere Nacht und gönnten uns ein leckeres Essen im Hafenrestaurant. Mir gefiel es hier auf Anhieb sehr gut. Keine Schnörkel, kein Pompom - nordisch-karg und praktisch, ein paar maritime Accessoires und gut. Eigentlich ein bisschen wie in einem großen Esszimmer bei IKEA ... hier ein Blick durch die großen Fenster über die Terrasse in den Hafen:





Diesen Abend wurden wir nicht alt. Noch ein Filmchen aus der Netflix-Konserve und artig in die Koje gekrochen.

Freitag, 31.05.19
Harry hat Geburtstag. Allerdings ist das ein sehr ungewöhnlicher Geburtstag. Bis auf eine Kerze gibt es keine besondere Deko auf dem Frühstückstisch, ein Geschenk ist auch nicht zu sehen - ???
!!!
Ursprünglich war ja geplant, dass wir nach unserer ersten Woche nochmals nach Berlin fahren, um ein paar Dinge zu klären. Da dies nicht mehr nötig war, kauften wir ein paar (sowieso benötigte) Basics an Kleidung vor unserer Abfahrt in Stralsund ein und düsten los. Deshalb ist alles, was für den Geburtstag vorbereitet war, noch in Berlin ...
Nach einem langen und gemütlichen Frühstück  legten wir - den Regen abwartend - kurz nach 11 Uhr ab und verließen Tjärö. Unter Motor fuhren wir gemächlich die knapp 9 sm nach Karlshamn. Wir wollten dort in den Stadthafen, da uns so langsam die frischen Lebensmittel ausgingen. Unterwegs kamen uns mehrere Gruppen von Paddlern in ihren Seekajaks entgegen. Mal Senioren, mal junge Leute, mal sehr gemischt.

An seinem Geburtstag hat man selbst unter Motor ausgelassen seinen Spaß
Kurz vor Kalrshamn kam endgültig die Sonne raus und brachte auch sofort die Wärme mit. Nach und nach puhlten wir uns aus unseren Sachen und genossen T-Shirt-Segeln in kurzen Hosen.
Die Ausleger der Steganlage des Gästehafens waren etwas kurz für unsere Bootslänge, gut ein Drittel von Ari schaute hinten raus. Das sah irgendwie sehr komisch aus, reichte aber ansonsten. Auch die andere Uferseite lud eigentlich nicht zum Verweilen ein. Eine große Industrieanlage mit all ihrem geschäftigen Treiben und eigenen Gerüchen bot zwar Abwechslung fürs Auge, war aber dennoch ein zu großer Kulturschock für unsere Inselherzen.



Kurz entschlossen legten wir nach erledigtem Einkauf wieder ab und verholten uns 9 sm südlicher .... in den Hafen der Insel Hanö. Back again!
Und wir strahlten - wir hatten auf der kurzen Strecke schönstes Segelwetter. 3-4 Bft Wind von querab (Halbwind), Sonne satt und kaum Welle. Ari pflügte mit 7-8 ktn durchs Wasser.  Das Boot wollte wohl genauso schnell weg aus der Stadt wie wir. So hatte ich doch noch ein Geschenk für den Herrn Skipper - der Gedanke auf den Abflug nach Hanö war meiner Rübe entsprungen *stolz*
Ich kochte uns noch ein lecker Abendbrot; Penne mit grünem Spargel in Weißwein-Sahnesauce. Danach lecker Gin-Tonic im Cockpit und später die letzten vier Folgen vom "Tatort-Reiniger" (mit Bjarne Mädel).
Der Tag war einfach perfekt, kannste nicht meckern.

Samstag, 01.06.19
Hanö - so oft waren wir schon hier, aber es wird nicht langweilig, die Insel zu erkunden.
Vorher erlaubte uns das Wetter zum ersten Mal Frühstück im Cockpit:



Auf dem Weg:





















Ich wollte unbedingt zu meinem Liebingsplatz: Vindhalla.





Vom Hafen aus einmal direkt über die Insel und schon bist du am schönsten Steinstrand der Ostsee. Hier kann man sich herrlich austoben - mit Fotografieren, von-Stein-zu-Stein-hüpfen, Wellen beobachten, kleinen Wassertieren zusehen ...









...  und leider auch Plastikmüll als Strandgut einsammeln. Es ist erstaunlich, was auch hier so angespült wird. Druckerpatronen!







Retour gingen wir dann "außen herum", an der Nordseite der Insel bis zum Hafen.



Viele scheinen sich am Sammeln von angespültem Müll zu beteiligen. Schon der zweite "Sammelpunkt".



Der Wanderweg ging wieder mitten durch eine Möwenkolonie bzw. lag die Möwenkolonie wieder direkt am Wanderweg. Von großem Gekreische und hektischen Herumgefliege begleitet achteten wir artig darauf, nicht aus Versehen auf eines der am Boden liegenden Nester zu treten.




Je nach Wetterlage werden wir hier noch mindestens bis Montag bleiben. Wir warten auf ein kleines Wetterfenster für den Sprung nach Simrishamn und/oder Ystad und dann ein schönes großes Wetterfenster für den langen Hops nach Rügen oder sogar in den Heimathafen.