Samstag, 31. August
Um 9:3o (10:3o Ortszeit) starten wir in Rödhamn mit dem Ziel, die Alands und damit auch Finnland, zu verlassen. Eine gute Stunde geht es unter Motor durch die unruhige See. Es hat sich eine Welle von knapp einem Meter aufgebaut. Zeitweise müssen wir direkt gegenan, also gegen Wind und Welle. Aus den 6 Knoten Marschfahrt werden dann schnell mal nur 4 Knoten, wenn wir ein oder zwei Wellen nacheinander ungünstig treffen.
Marschfahrt ist ein Begriff aus der Seefahrt und bezeichnet die Geschwindigkeit eines Bootes, die den günstigsten Kompromiss zwischen Tempo und Spritverbrauch darstellt. Bei sogenannten "Verdrängern" (also Booten, die nicht auf dem Wasser gleiten können) sind das in der Regel 75% der möglichen Motordrehzahl, bei denen man etwa 80% der maximalen Motorleistung erreicht. Das sind bei uns dann: Drehzahl 2.100 Upm (von max. 2.800 Upm), Leistung 44 PS (von max. 55 PS), Verbrauch 3 Liter pro Stunde. Die erreichbare Geschwindigkeit hängt übrigens vorrangig von der Schiffslänge ab. Man spricht hier auch von der sogenannten "Rumpfgeschwindigkeit". Diese ist über eine entsprechende Formel näherungsweise ermittelbar. Neben der Rumpfgeschwindigkeit bestimmen die Motorleistung respektive die Segelfläche ("Segeltragzahl") und zuletzt die aktuellen See- und Witterungsverhältnisse ganz maßgeblich die Geschwindigkeit eines Bootes. Während wir unter optimalen Bedingungen (glatter See) bei Motorfahrt etwa 8 Knoten (14,8 km/h) erreichen können, schaffen wir unter Segel die 8 Knoten auch bei entsprechendem Seegang, sofern ausreichend Wind vorhanden ist. durchschnittlich sind wir etwa mit 6,5 Knoten(12 km/h) unterwegs.
Gegen 10:3o haben wir die Insel Lilla Batskär (im Blog vom 14.08. fälschlich als "Österbadan" bezeichnet) an steuerbord querab. Inzwischen wissen wir, dass es sich hier um eine ehemalige Lotsenstation, einen ehemaligen Leuchtturm und noch zu erkennen den ehemaligen Förderturm einer Erzmine handelt. der Aufzugsschacht geht 250 m tief und von dort aus ein Stollen unter dem Meeresboden rund 2 Kilometer Richtung Nordost. Das ist alles Geschichte. Heute erzeugen hier und auf den direkt benachbarten Inseln 5 oder 6 Windräder Strom. Dieser deckt derzeit zu 17% den Bedarf Alands.
Ansonsten Brüten auf der Insel Lilla Batskär zeitweise bis zu 30 Vogelarten. Das ehemalige Hafenbecken kann heute kostenlos als Liegeplatz (ohne Service) genutzt werden.
Zwischendurch: Segelspaß pur.
Um 12:1o begegnen wir am Rande eines Großschifffahtsweges einem vermeintlichen Fischerboot. Erst auf unserem Foto konnten wir im nachhinein feststellen, dass es sich um Taucher handelte. Theoretisch zu erkennen an der weiß-blauen Taucherflagge, die auch gleichzeitig den Buchstaben "A" des Flaggenalphabets signalisiert. Aus der Ferne war diese Flagge nicht auszumachen und das Boot hatte kein AIS, auf welchem neben der Bootsposition auch der Hinweis zum Einsatz "Taucher im Wasser" hätte publik gemacht werden können. Fahrlässig wie ich finde, aber das ist leider keine Ausnahme. Nur für die Großschiffahrt besteht hier, Gott sein Dank, seit einigen Jahren die Verpflichtung ein AIS zu verbauen und zu betreiben.
Als wir gegen 13:oo den ca. 5 Seemeilen breiten Großschiffahrtsweg überquert haben, können wir am Horizont bereits Schweden erahnen. Vom Flaggenwechsel gibt es heute mal kein Foto.
Heute liegen wir in einer schönen Bucht der Insel Bofjärden. Diese liegt vom Zentrum Stockholms aus gesehen genau 44,4 Seemeilen entfernt in einem Winkel von 41°, also fast genau nordöstlich. Da morgen Starkwind bis Sturm erwartet wird, wettern wir hier geschützt ab.
Wir sind - wie immer - das kleine rote Dreieck |
Heute Abend wartet die Bucht noch mit zwei Überraschungen auf. Einem wunderschönen Sonnenuntergang....
... und dann plötzlich auch noch Feuerwerk?
Es knallt vielfach heftig, doch wir sehen nichts. Ein Blick in die Seekarte bringt auch Licht in dieses Dunkel. Ein Übungsgebiet der Marine liegt direkt neben der Einfahrt zu unserer Bucht. Offensichtlich eine Übung im Halbdunklen und nur mit kleinerem Kaliber, also klein bezogen auf Marineschiffe. Da haben wir in den vergangenen Jahren schon anderes gehört. Wenn neue Geschütze eingeschossen werden, wird das Gebiet nicht immer gesperrt. Manchmal wartet die Marine einfach, bis eine Yacht ausreichen Abstand hat und ballert dann weiter. So ein Schiffsgeschütz knallt schon beeindruckend. Jetzt um 20:3o ist die Sonnen bereits unter gegangen und die Marine scheint das Manöver beendet zu haben.
Am Montag geht es bei uns weiter.
Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig.