Montag, 31. Juli 2023

31. Juli 2023, Von Langö nach Nyköping (SWE)

 Montag, 31. Juli



Es ist kurz vor halbsechs Uhr morgens, als ich aus dem Tiefschlaf gerissen werde. Was war das? Ich schiebe die Gardine des Rumpffensters an meiner Koje beiseite. Ari schwoit gerade wild am Anker und der Wind heult so laut, dass ich davon wach geworden bin. Während ich aufstehe ist auch Katrin wach geworden.

Ich schaue auf den GPS-Track, den wir während des Ankerns permanent aufzeichnen. Der signalisiert kein Rutschen des Ankers, das ist erstmal gut. Parallel läuft ja auf Katrin's Handy auch noch der Ankeralarm mit. Eine App, die ebenfalls über GPS, die Distanz zum Anker überwacht. Überschreitet diese Distanz einen vorher von uns festgelegten Wert, gibt es einen Alarm. Doch alles ist im Normalbereich, trotz der heftigen Böen.

Das einzige Frage ist mal wieder: "Was haben wir hier für einen Ankergrund?" und genau das wissen wir nicht. Also entscheide ich, mich anzuziehen und mich für den Fall der Fälle lieber in den Salon zu legen. Das spart wertvolle Sekunden, falls es doch einen Ankeralarm geben sollte und ich an den Steuerstand im Cockpit hasten muss, um den Diesel zu starten und das gegebenenfalls abdriftende Boot wieder "einzufangen" bevor wir irgendwo auf Grund laufen, denn ringsherum ist alles voll mit Flachwassergebieten.

Ich schlafe wieder ein und, als ich aufwache, ist der Wind weg. Es herrscht völlige Flaute. Ich entferne das Schott (sozusagen: Die Eingangstür die unter Deck führt) um mich im Cockpit umzusehen. Ari befindet sich um 180° gedreht an der Ankerkette. Der Abstand zu allen Ufern ist okay. Kein Grund zur Sorge mehr.

Das hat inzwischen auch Katrin geweckt. Es ist ungefähr halbneun. Wir machen uns Kaffee und essen dazu Kardamomknuts, die Katrin gestern noch gebacken hatte.

Um kurz vor zehn Uhr geht es dann los, auf unsere letzte Etappe, Richtung Nyköping. Als wir den Anker aufholen, ist der voll mit Tonerde, ein idealer Ankergrund abgesehen vom anschließenden Saubermachen.


Der Windmesser zeigt 1 kn Wind, also gerade so 1 Bft, fast Windstille. Mit Segeln wird es heute also wieder nichts. Dafür regnet es ...

Weil man bei diesem düsteren Wetter keine gescheiten Landschaftsaufnahmen machen kann, ...


... knipst Katrin dieses Foto (oben), das eigentlich alles über den heutigen Törn aussagt.


Wir fahren hier durch eine wirklich besonders schöne Schärenlandschaft. Etwas für den nächsten Urlaub, aber nichts für die Kamera, nicht bei diesem Wetter.



Anfahrt auf Nyköping. Hier geht es mehrere Seemeilen durch ein besonders enges Fahrwasser, bis man die Stadt erreicht. Am Ufer entdeckt Katrin dann diese beiden Kraniche, die uns keines Blickes würdigen ...


Gegen zwölf Uhr sind wir dann bereits im Stadthafen von Nyköping, wo wir diesen Urlaub das dritte Mal auftanken, für fast schon sittenwidrige 3 € / Liter. Zum Glück passen in den 210-Liter-Tank nur 92 Liter Diesel rein. Mit rund 280 € sind wir dann dabei. Unter normalen Umständen wäre ich mit dem restlichen Tankinhalt auch ohne nachzutanken nach Hause gekommen, aber wir haben seit Wochen keine normalen Umstände, im Sinne von einigermaßen guten Segelbedingungen, mehr.



Das Positive: Jetzt um die Mittagszeit ist der Hafen überraschender Weise recht leer. Im Stadthafen mit seinen nicht mehr als ca. 8 Liegeplätzen liegt überhaupt kein Boot und im "normalen" Gästehafen bekommen wir dann noch einen günstig gelegenen Liegeplatz, aus dem ich dann später alleine voraussichtlich wieder gut wegkomme.


13:30 - Zeit für's Frühstück. Die Sonne versucht gerade die Wolkendecke zu durchbrechen und so ist es bei den offiziellen 19° Lufttemperatur warm genug, um entspannt draußen zu sitzen.


Im Süden sieht es schon ganz gut aus ...


Der Blick nach Nordwesten ist noch wenig Vertrauen erweckend. Das wird wohl auch die nächsten Tage so bleiben.


Wir sind jetzt hier (unten, ganz links) in Nyköping. Daneben unsere 12 Stationen, die wir in den letzten 4 Wochen gemeinsam abgefahren (ich hätte gerne geschrieben: abgesegelt) haben.


Hier in Nyköping gibt es noch eine kleine Liste von Erledigungen abzuarbeiten. In der Laundry arbeiten gerade zwei Waschmaschinen an unserer Wäsche und ich benötige noch Proviant für meinen Weg zurück nach Hause.

Im Augenblick hat gerade wieder der Regen die Oberhand über den Himmel übernommen und es pieselt auf uns herab, na ja, weniger auf uns als auf Ari, der jetzt das Meersalz heruntergewaschen wird. So hat der Regen hier auch etwas Gutes.

Morgen ist hier unser letzter gemeinsamer Tag. Wieviel wir unternehmen können, entscheidet nicht zuletzt das Wetter. 

Bleibt gespannt, wir sind es auch.

Harry & Katrin



Sonntag, 30. Juli 2023

30. Juli 2023, Langö

 Sonntag, 30. Juli


Sonntag Morgen und die Sonne scheint. Zunächst haben wir nur 16°C, aber das reicht mal wieder für einen Kaffee im Cockpit. Inzwischen sind wir hier in einer der Buchten der Insel Langö, zumindest auf Sichtweite, alleine. Traumhaft.

Der Wetterbericht der letzten Tage verheißt allerding nichts gutes. Auch nicht für die kommenden Tage.

Schaut man sich die Details an, dann ist alles schon gar nicht mehr so schlimm. Wie in den letzten Tagen, ziehen auch die beiden heutigen Gewitter nur nahe an uns vorbei. Wir werden es am fühen Nachmittag zwar mehrfach donnern hören, es werden einige Regentropfen fallen, das soll es dann auch schon gewesen sein!

Doch noch scheint die Sonne, während die Wolken erst langsam über dem Festland aufziehen.




Wir haben also noch genügend Zeit für eine kleine Runde mit dem SUP bzw. dem Kajak.





Dann sieht es uns doch zu dunkel aus, am Himmel. Wir entscheiden erst einmal wieder zurück an Bord zu gehen und abzuwarten.


Wenig später wird der Himmel schon wieder langsam blau und wir gönnen uns am späten Sonntag Vormittag mal einen "Frühschoppen". Es herrscht fast völlige Stille. Nur ab und zu hören wir leise irgendwo einen Vogel. Dann wieder völlige Stille.



Es ist früher Nachmittag und die Gewitter sind in einigem Abstand vorbeigezogen. Zeit für eine zweite Paddelrunde auf dem Wasser.














Ein bisschen Abendstimmung ...




Wir sind jetzt übrigens hier ...


Morgen geht es weiter auf unserer letzten gemeinsamen Etappe dieses Törns ins benachbarte Nyköping (ausgesprochen: Nü:schöpin), das nur rund 10 sm weiter westlich liegt.

Ob wir dort überhaupt einen Liegeplatz bekommen, müssen wir erst sehen. 

Bleibt gespannt - wir sind es auch!

Harry & Katrin



29. Juli 2023, Von BEDARÖN nach LANGÖ

 Samstag, 29. Juli


Bei 17°C und Sonnenschein starten wir kurz nach 8:00. Kette einholen, Anker sauber machen, los geht's. Mit etwas Glück werden wir heute ein gutes Stück bis zum nächsten Ankerplatz segeln können.


Wir verlassen unsere Ankerbucht in nördlicher Richtung, wo wir nach einer halben Seemeile  das nördliche Kap einer benachbarten kleine Schäre umrunden. Jetzt geht es zunächst mit Kurs 180°, Richtung Süden.


Nach insgesamt 2 sm können wir dann die Segel setzen. Der Wind bläst mit 3 Bft immer noch direkt aus Westen, also aus der Richtung, in die wir, um unser Ziel zu erreichen, gleich abdrehen müssen. Daher begnügen wir uns für die verbleibenden 4 sm, die wir noch mit Südkurs segeln können, mit dem Vorsegel.


Es ist noch nicht mal halbzehn, als wir den Motor starten und das Segel einholen müssen, weil wir jetzt mit Westkurs den Fahrweg durch die Innenschären nehmen. Eigentlich sollte der Wind jetzt bereits südlicher gedreht haben, so dass die Route segelbar gewesen wäre - eigentlich!

Während der Autopilot steuert, nehmen wir uns die Zeit für ein kleines Frühstück. Der Diesel tuckert mal wieder, und zwar für über weitere 5 Stunden, denn aus Segeln wird heute mal wieder nichts mehr.




Kurz vor unserem planmäßigen Ziel kommen wir bei SÄVÖ an dieser sehenswerten, engen Durchfahrt zwischen zwei Schären vorbei.





Doch die Bucht, an der Insel RINGSÖN, in der wir den Anker werfen wollten, ist voll. Eigentlich ist es eine Aneinanderreihung mehrerer wirklich schöner Buchten, die wir fast alle abfahren. Kein freier Platz, der uns gefallen würde.


Also geht es weiter, während wir auf der Seekarte nach anderen Ankermöglichkeiten suchen. Vielleicht anderthalb Seemeilen weiter entdecken wir eine Bucht, die uns ganz gut gefällt. Nur ein einziges Motorboot hat dort direkt am Felsen der Schäre festgemacht. Wir werfen den Anker. Der findet am Seegrund aber keinen Halt. Wir holen ihn auf und wiederholen das Procedere. Erneut rutsch er, als würde er direkt auf glattem Fels liegen. Wir brechen ab und fahren weiter. Überall liegen hier Boote zu dutzenden, ach was sage ich, zu hunderten an den Schären und ich verliere langsam aber sicher die Lust. Nie wieder Schweden in der Hochsaison, sind wir uns einig.

Nach einer weiteren Stunde und rund 6 sm Motorfahrt, kommen wir in eine Region, in der es deutlich leerer ist. Schon bin ich geneigt zu sagen: "Das wird schon seinen Grund haben!"

Doch überraschender Weise finden wir einen guten Ankerplatz in wirklich schöner Umgebung. der Anker sitzt auf anhieb. In der Ferne sehen wir einen kleinen Motorboothafen. Von dort kommen gerade drei SUP's herangepadelt. Eine Familie mit einem motorisierten Angelkahn hat auf der gegenüberliegenden Schäre festgemacht und hält gerade ein Picknick ab. Weitere zwei Segelyachten haben in größerer Entfernung am Schärenfelsen festgemacht. Ansonsten ist Ruhe. Die Sonne scheint. Wir sind wieder zufrieden, weil wir uns fühlen, als wären wir fernab jeglicher Zivilisation.




Der Track unseres heutigen Törns von Bedarön (bei Nynäshamn) nach Langö ...


Hier am roten Dreieck liegen wir ...


Mehr Informationen zu diesem Ankerplatz gibt es im nächsten Post.

Bleibt uns gewogen und weiterhin neugierig.

Katrin & Harry