Sonntag, 16. September 2018

14.+15.09.18 Spontane Lösung

Wir hatten uns auf ein ruhiges Wochenende in Simrishamn eingerichtet. Samstag und Sonntag hier bleiben und die Ruhe genießen, dann am Montag mit dem nachmittags aufkommenden Nordwestwind über Nacht runter Richtung Rügen.
Einem späten Frühstück folgte Arbeitsaufteilung. Harry ging auf Fototour, ich wuselte ein bisschen im Boot herum. Auf dem Weg zum Sanitärgebäude (vielleicht gibt es ja auch hier eine Waschmaschine?!) fiel mir die geänderte Windrichtung auf. Statt des angesagten Starkwindes aus Südwest kam dieser auf einmal aus Nordwest. Ich überprüfte sofort per Handy-App die Wetterlage und sah, dass sich die Prognose in den letzten 12 Stunden völlig verändert hatte.
Wir hatten ab dem Nachmittag wunderbar segelbaren Nordwestwind mit 4-5 Beaufort, keinen Regen mehr und eine annehmbare Wellenhöhe und -richtung. Je näher dem Abend, desto weniger Wind und Welle sollte es werden. Ich rief sofort Harry an und bat ihn zurück zum Boot.
Erneut sahen wir uns das Ganze für die kommenden 24 Stunden an und waren uns einig, dass wir noch heute abfahren mussten. Auf den schönen Nordwestwind folgte nämlich Süd, Südwest und am Mittwoch voraussichtlich Flaute. Das hätte geheißen, eventuell erst am Mittwoch über 100 Seemeilen unter Motor zu bewältigen.

Ari "in the box"

Rechts die Pizzaria in der Fußgängerzone von Simrishamn

Wir gingen in unsere Lieblingspizzaria und genossen die leckeren und sehr ausgefallenen Pizzen zusammen mit einem (sehr teuren) Bier. Zurück am Boot noch zwei Stunden ausruhen, dann Boot und Menschen auf die lange Nachtfahrt vorbereiten.
Punkt halb fünf lösten wir die Leinen und verließen den Hafen. Kaum draußen, hissten wir die Segel und ab ging die Post. Wir mussten in der Abenddämmerung noch ein Verkehrstrennungsgebiet (Autobahn für die dicken Pötte) nordwestlich von Bornholm umfahren, dann ging es schnurstracks 180 ° runter nach Süden. Unser Ziel war irgendeiner der Häfen im Bodden.


Man kann es nicht anders sagen - wir wurden für diese Spontanität sehr belohnt. Der Wind hielt sich an die Voraussage und jagte Ari mit dauerhaft 7-8 Knoten (rund 15 km/h) Geschwindigkeit durch die Wellen und die Nacht.

Der südlichste Zipfel Schwedens - wir verabschieden uns mit einer Träne im Knopfloch
Nach der Passage des großen Verkehrstrennungsgebietes lösten wir uns im Zweistundentakt ab. Einer steuerte, der andere verzog sich unter Deck und versuchte, zu schlafen oder wenigstens etwas zu ruhen. Gut, Harry ließ mich auch schon länger schlafen und zog einmal drei Stunden alleine durch.
Wegen der hohen Welle wechselten wir uns mit dem Autopiloten am Steuer ab. Oft kam er mit Wind und Welle nicht mehr klar und gab auf - dann mussten wir wieder ran.

Die lange Nacht wurde von einem grandiosen Sonnenuntergang eingeläutet

Eine zwar mondlose Nacht, aber mit einem fantastischen Sternenhimmel. Die Temperaturen waren weit draußen mit 14 °C noch erträglich. Das aber auch, weil wir uns vorsichtshalber dick eingemummelt hatten. Man friert schneller, wenn man im Laufe der Nacht müde wird.

Die Einfahrt in den Bodden im Südosten von Rügen gestaltete sich etwas schwierig. Dort wird immer noch an der neuen Gaspipeline gebaut, auch nachts. Alles war dicht voll mit Arbeitsschiffen, Baggern und Frachtern, sehr nah am Fahrwasser. Alle sehr betriebsam und deshalb hell erleuchtet. Es war schwer, daneben in der Dunkelheit noch etwas zu erkennen.
Kurz bevor wir an diesem Bereich ankamen, nahmen wir die Segel runter, um unter Motor schneller reagieren zu können. Die folgenden Fotos sind zwar total verwackelt, aber sie geben annähernd wieder, welcher Anblick sich uns bot. In dichter Folge liegen die Arbeitsschiffe, dazwischen verkehren Frachter (bringen mit Material oder holen Abraum) ... und wir mittendrin.



... und so sieht das auf dem Plotter aus - die schwarze Linie war unser Kurs hindurch

Die restlichen knapp 15 Seemeilen (gut zwei Stunden Fahrt) blieben wir unter Motor, weil wir keine Lust mehr hatten, erneut im Dunkeln die Segel rauszuholen - zu müde waren wir auch.

Morgendämmerung, kurz vor der Einfahrt in Gager
Im Sonnenaufgang legten wir mehr schlecht als recht im Hafen Gager an und fielen sofort in die Koje. Wir hatten 14 Stunden berauschende Fahrt und 102 Seemeilen in den Knochen.

Den heutigen Sonntag werden wir zur "Rekonvaleszenz" hier verbringen und erst am Montag endgültig im Heimathafen Neuhof einlaufen.

Freitag, 14. September 2018

13.+14.09.18 Meilen, Meilen, Meilen

Man, hatte ich schlechte Laune. Der Blick auf die Wetteraussichten konnte aber kaum noch eine andere Gefühlsregung hervorrufen - höchstens noch Resignation.
Jedes Wetterfenster, was uns eine Fahrt gen Südwesten ermöglicht hätte, war aus der Prognose verschwunden. Übrig blieb Starkwind, Starkwind und dann noch Starkwind, alles aus Südwest. Allein die Aussicht, fast 200 Seemeilen in Windstärken von 6-7 Beaufort abzureiten, war graulich. Aber nicht mal das war möglich, denn es kam unsegelbar aus unserer Zielrichtung.
So stellte ich, dem Wetter entsprechend, einen abenteuerlichen Törnplan für die nächsten drei Tage auf, um überhaupt ein Stück westlich und auch südlich zu kommen.
Von der südschwedischen Stadt Simrishamn aus sind es nur noch 100 Seemeilen bis nach Neuhof - eine Strecke, die man bei "normalem" Wind auch mal an einem (langen) Tag hinter sich bringen kann. Deshalb ist sie vorerst der Ziel meiner Stossgebete in den schlaflosen Nächten. Auf gehts:

13.09. Bergkrava - Hanö
Gut, ich gebe es zu, meine Törnplanung war ziemlich mit der heißen Nadel gestrickt. Da musste aber auch jedes Grad der vorausgesagten Windrichtungen eintreffen - ha, ha, ha.
Und dann noch diese Frechheit: fast jeder Tag startet verlockend mit Westwind, um dann spätestens gegen Mittag wieder auf Südwest zu drehen. So auch heute. Mit diesem Wissen legten wir kurz vor halb neun aus Bergkrava ab und fuhren, am Industriehafen vorbei, auf den Kalmarsund.

Der hat den richtigen Namen :-)
Es sollte 20 sm weiter nach Sandhamn gehen, dem südlichsten Hafen am Ausgang des Kalmarsunds. Wir hatten vor zu segeln, was zu segeln ging - der Rest wurde notfalls mit dem Motor bewältigt. Für die 20 sm sollten wir nicht länger als 4 Stunden brauchen.
Ich war, dank viel zu kurzer, vergrübelter Nächte, so übermüdet, dass ich wie ein Schluck Wasser im Cockpit hing. Da stellte mich Harry ans Steuer. Recht hatte er: wir hatten idealen Wind, Sonnenschein, keine Welle - perfektes Segelwetter.


Hier wurde selbst ich wieder munter - aber nach zwei Stunden dann richtig müde. Da wir zu dieser Zeit eh schon auf den Motor umsteigen mussten (kaum Wind und der auch viel zu früh aus Südwest), brauchte man mich nicht wirklich im Cockpit. Wir holten noch zusammen die Segel ein und räumten das Cockpit auf. Während ich mich danach im Salon in Decken und Kissen mummelte, heckte Harry einen raffinierten Plan aus .... er fuhr nicht nach Sandhamn rein, sondern tuckerte Ari munter weiter, rum um die Ecke und rein in die Hanöbucht. Als ich etwas erholter wieder an Deck kam, waren wir schon südlich von Karlskrona. Harry hatte den verrückten Plan, das wir, wenn wir schon unter Motor fahren müssen, gleich eine richtige Strecke erledigen könnten. Die Ziele waren: die Insel Hanö - 32 sm westlich von uns - oder gleich Simrishamn - 54 sm südwestlich unserer Position. Leider kam die Welle für den Kurs nach Simrishamn zu ungünstig. Ari stampfte sich regelmäßig in den größeren Dreierwellen fest. Gen Westen, nach Hanö, ging es besser - also auf nach Hanö.
Später löste ich Harry dann am Steuer ab. Naja, am Steuer ist gut gesagt ... gesteuert hat der Autopilot, man musste nur ihn, den Kurs und die Schifffahrt um uns herum überwachen. Nicht gerade sehr aufregend...

Beeindruckendes Wolkenschauspiel kurz vor dem Ziel
Nach zehneinhalb Stunden legten wir im sehr leeren Hafen von Hanö an. Außer uns lagen hier nur noch ein englisches und ein weiteres deutsches Boot.

Hanö - fast schon Heimathafen. Allein dieses Jahr sind wir schon das dritte Mal hier.

Nach dem Anlegen und Boot klarmachen nur noch schnell einen Pizza-Fertigteig belegt, aufgegessen und uns schnell schlafen gelegt. Boah, waren wir müde.
Nein, wir haben nicht vergessen, das Liegegeld für den Hafen zu bezahlen. In Hanö kommt die Hafenmeisterin noch persönlich zu jedem Boot und kassiert sehr freundlich ab.

14.09. Hanö - Simrishamn
Nach Simrishamn, dem Traum meiner schlaflosen Nächte, war es eigentlich nur noch ein Katzensprung von 30 sm ... wenn der Wind passt. Laut Wetterbericht sollte er das, wenn wir nur früh genug starteten.
So scheuchte uns der Wecker wieder halb sieben aus der Koje und wir mümmelten unser Frühstück. Ausgeschlafen waren wir eigentlich - wir hatten ganze 10 Stunden geschlafen. Sogar ich schlief mal durch, war Simrishamn und damit die Heimat auf einmal doch so nah.
Schon etwas besser in Übung mit "Frühstart" legten wir schon kurz vor acht ab und verließen frohen Mutes den Hafen. Die Wetteraussichten waren wie am Vortag: anfangs Wind aus West, ab Mittags nach Südwest drehend. Wir mussten Richtung ... Südwest, klar.
Wir kamen aus dem Hafen und hatten den Wind - nein - bereits aus Südwest! Der jetzt noch segelbare Kurs wies Bornholm als Ziel aus, an Simrishamn schossen wir so gnadenlos vorbei. Na super, wieder aufkreuzen. Erwähnte ich schon, dass ich das nicht mag ... dieses ewige hin- und hergefahre, doppelte Strecke zurücklegen, dabei die dreifache Zeit raubend?! So sieht das dann aus:



Wie man an dem geraden Streckenverlauf ab ca. Mitte des Tracks sehen kann, ging der Motor schon bald wieder an. Nach 20 sm artig kreuz-gesegelter Strecke wurde aus den angesagten 12-16 Knoten Wind ... 8 Knoten. Damit bekommste eine dicke Bavaria auf Am-Wind-Kurs durch gut gewelltes Wasser nicht vernünftig bewegt. Wir versuchten alle Tricks des Segeltrimms, aber ohne rechten Erfolg, Ari wurde zu langsam, um mit den halbmeter hohen Wellen klarzukommen.
Schluss-aus-Segel runter - Motor an. So tuckerten wir dann die restlichen 21 sm wiedermal durch (Gegen-)Wind und Welle bis in den Hafen.

Auch heute wieder großes Wolkenschauspiel kurz vor dem Zielhafen
Nach knapp sieben Stunden und 42 statt der eigentlich nur 30 Seemeilen legten wir an.

Hier liegen wir nun und lauern auf den passenden Wind, der uns gen Heimat lässt. Alles außer süd- bzw. südwestliche Richtungen wird gerne genommen. Laut Vorhersage dürfen wir das Wochenende hier noch verbringen, zwischen Montag und Mittwoch sollten wir bei westlichen Winden aber wegkommen. Wenn es nach mir geht, erledigen wir die restlichen 100 sm in einem Ritt - wenn das Wetter uns lässt. Im Heimathafen anlegen kann man auch im Dunkeln. Also ... Harry kann das ☺

Bis dahin holen wir hier ein bisschen meinen Geburtstag nach, leisten es uns, Essen zu gehen, holen noch Verpflegung für die letzten Tage auf dem Boot und ... naja, machen einfach noch ein wenig Urlaub.


Mittwoch, 12. September 2018

11.+12.09.18 Durch Wind und Welle

11.09. Kalmar
Unser Spaziergang durch Kalmar zeigte uns schnell, dass es sich nicht zwingend lohnt, hier noch einen weiteren Tag zu verbringen. Die Stadt ist hübsch, gar keine Frage, aber zu klein, um sich zwei Tage instensiv dafür Zeit zu nehmen. Außerdem mahnen die Wetteraussichten, nicht zu lange zu trödeln. Noch steht für fast jeden Tag Wind aus Südwest auf dem Plan, teilweise in heftigen Windstärken. Da wir genau nach Südwest müssen, stellt uns das vor ein erhebliches Problem.

So erledigten wir alles, was noch so anstand, wie ein paar Dinge einkaufen, Wasser tanken, etwas aufräumen/entmüllen/säubern und auch ein wenig ausruhen.
Der Wind war an diesem Tag und der folgenden Nacht so heftig, dass Ari ordentlich in den Leinen rupfte - trotz aller Einstellversuche.

12.09. Kalmar - Bergkvara


Ja, ich habe Geburtstag. Aber zum Glück bin ich aus dem Alter raus, in welchem das noch großartig gefeiert werden muss - denn dazu war heute wirklich keine Zeit. Der einzige Luxus, den wir uns leisteten, war ein entspanntes Frühstück - sogar mit Blumen auf dem Tisch.

Anschließend das übliche Programm vor dem Ablegen - plus eines besonders gründlichen Rundgang durchs Boot. Das war notwendig, weil wir heute windtechnisch ordentlich eins auf die Mütze bekommen sollten und das immer mit großer Schräglage einher geht. Da fliegt schnell was durch die Gegend, was eigentlich sicher in der Ablage liegen sollte.

Dreiviertel Zehn legten wir ab, verstauten auch an Deck alles gründlich und ab ging es. Als Ziel hatten wir heute drei Häfen: Bergkvara in 20 sm, Kristianopel in 30 sm und Sandhamn in 40 sm. Je nach Wetter und unserer Kondition sollte schon einer davon passen. Wind war mit bis zu 25 Knoten (6 Beaufort, rund 45 km/h) angesagt, die Welle mit 80 cm. Und das alles genau vor die Nase, wie immer aus Südwest ... und nur noch 16° C Tageshöchsttemperatur. So dick waren wir lange nicht mehr angezogen.
In der Nähe der Stadt lief es noch im angenehmen Bereich. Die Böen gingen bis Anfang der 20 Knoten und brachten uns gut vorwärts. Je weiter südlich wir kamen, desto rauer wurden die Bedingungen. Mit ganz klein gerefftem Großsegel und auch teilweise eingerollter Genua (das Vorsegel) stampfte Ari bei Böen bis zu 27 Knoten (6 Beaufort, 50 km/h) in die bis zu 1,20 m hohen Wellen. Wir hatten immense Schräglage, trotz der verkleinerter Segel. Also Augen zu und durch.








Da wir wegen des Südwestwinds unseren eigentlichen Kurs nicht fahren konnten, mussten wir auch noch kreuzen, um nicht letzten Endes auf Öland zu landen. Gut zu sehen auf dem heutigen Track:



Ich will kein Drama draus machen, es war einfach nur sehr anstrengend. Aus diesem Grund entschieden wir uns, den ersten Hafen aus unserer Liste anzulaufen und den Rest am Folgetag mit etwas weniger Wind und Welle zu erledigen.


















Nach gut fünfstündiger Fahrtzeit rauschten wir, immer noch mit kräftigen Böen auf der Nase, in den glücklicherweise leeren Hafen Bergkvaras ein. Der Hafenmeister (oder so eine ähnliche Funktion) kam sofort zum Steg und half beim Festmachen. Nebenbei noch ein paar Scherze auf Englisch "I think, you had enough wind for today? / Ich denke, ihr hattet heute genug Wind? ... Scherzkeks.
Nach einem wohlverdienten Geburtstags-Anleger-Bier trotteten wir durch den kleinen hübschen Hafen und gingen das Hafengeld bezahlen. Neben der Rezeption für Hafen und Campingplatz diente das Häuschen auch als Mini-Supermarkt. Hui, eine Eistruhe. Oh, fast leer - naja, die Saison ist halt vorbei. Wir fanden trotzdem noch für jeden von uns etwas passendes und schlurften wieder zum Boot.

Die Wolken waren heute genauso eindrucksvoll wie Wind und Welle





Was soll ich sagen - viel mehr passierte heute nicht mehr. Ich kümmerte mich am Handy um die vielen Geburtstagsgrüße, während Harry, der den Großteil der Strecke heute am Ruder stand, Siesta hielt. Jetzt, nach dem Abendessen, werden wir bestimmt auch nicht mehr alt. Morgen müssen wir wegen des angesagten Windes früh raus, um ein wenig Wind aus West abzubekommen, bevor er wieder auf Südwest dreht. Ein Prozedere, was uns wohl die kommenden Tage begleiten wird.
Wenn ich mir die Vorhersage ansehe, bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir es schaffen, bis nächsten Mittwoch im Heimathafen einzulaufen. Das wird echt noch spannend ...

Montag, 10. September 2018

10.09.18 Mit Tom Jones nach Kalmar

Der Wind hat uns fest im Griff.
Auch wenn morgens, halb acht, eigentlich noch kaum etwas von ihm zu spüren ist. Aber er kommt, später, und das auch noch uns entgegen. Bevor die richtigen Böen gegen Mittag losgehen, wollen wir möglichst schon im Hafen von Kalmar liegen.
Wegen der frühen Stunde gibt es nur "Gnadenbrot" statt Frühstück. ´Ne Tasse Kaffee und etwas ältliche Fertigwaffeln von real - fällt in die Kategorie geht so.
Kurz vor halb neun werfen wir den Motor an, machen Ari los und tuckern raus auf den Kalmarsund. Tucker, tucker, tucker ... ist das öde.
Ich hatte schon am Vortag einen penetranten Ohrwurm im Kopf - Is not unusual (Klick) von Tom Jones. Kennt ihr das, wenn man eine bestimmte Melodie nicht mehr los wird? Schlimm!
Ich habe zur Heilung über deezer gleich ein ganzes Best-of-Album von Mr. Jones runtergeladen, um wenigstens auf einen anderen Titel zu kommen. Und so kam es, dass wir - völlig allein auf dem Kalmarsund - wie eine mobile Dorfdisko die arme kleine Soundanlage aufdrehten und Tom-Jones-Klassiker rauf und runter spielten. Natürlich gespikt mit der einen oder anderen Tanzeinlage á la Charlton aus der Serie "Der Prinz von Bel-Air". Wat hatten wir Spaß.

Wie schon erwähnt, waren wir die gesamte Zeit völlig allein auf dem Kalmarsund unterwegs. Das Gewässer ist auf dieser Strecke immerhin rund 5 km breit und wir fuhren 35 km weit mutterseelenallein hier lang.


Na gut, nicht ganz alleine ...
Der neue Wasserturm von Kalmar (den musste ich aber auch erstmal googlen)



Nach gut drei Stunden hatten Motorelend und Dorfdisko ein Ende, denn wir wollten anständig in den Hafen von Kalmar einfahren.




Zu unserem Glück hatte die Tankstelle am Beginn des Hafens noch genau 15 Minuten lang geöffnet.
Schnell legten wir an, riefen den Tankwart über ein dort installiertes Direktruf-Telefon und 5 Minuten später kam er mit seinem Transporter auch schon angebraust.


135 Liter Diesel und sehr viele schwedische Kronen später legten wir keine 200 m weiter am Steg an.
Hier werden wir jetzt die nächsten zwei bis drei Tage bleiben und dem Wetter damit eine reale Chance geben, vernünftige Windrichtungen auf den Plan zu bringen.
Ostwind wäre schon mal etwas sehr Nettes, Nordost ein Traum, überhaupt, alles aus Ost und Nord wäre mal eine Leistung.

In der Zeit werden wir Kalmar mit etwas mehr Ruhe als auf dem Hinweg besuchen und es uns nochmal richtig gut gehen lassen.
Der Hafen ist kaum wiederzuerkennen. War hier auf der Herfahrt (am Wochenende und noch in der Saison) kaum ein freier Platz zu ergattern, haben wir dieses Mal große Auswahl. Wir wählen trotzdem einen ruhigen Platz am Rande, um uns langsam an Stadttrubel zu gewöhnen.


Unser Stegnachbar ist sehr ... ähm .. futuristisch
Abends noch ein Anruf in die Heimat - Junior hat Geburtstag! Alles Guter, Großer!!!



Sonntag, 9. September 2018

09.09.18 Borgholm auf Öland

Lange schlafen, zum Aufwachen richtig Zeit lassen, erst recht zum Frühstück.
So ein Hafentag ist auch mal was Schönes.

Wir sind mit allem fertig und bereit, die Burgruine zu erstürmen. Gut, wir kommen 500 m weit, da fällt uns diese "interessante" Wolkenformation im Süden des Kalmarsundes ins Auge:


Huch, Regenwolken mit dickem, weißen Böenkragen. Na, dann mal schnurstracks zurück zum Boot. Wir wettern den kleinen Guss unter Deck ab und machen uns in den letzten feinen Nieseltropfen erneut auf in den kleinen Ort, Richtung Burgruine. Ein kleiner Marsch von 1,5 km durch den Ort direkt am Hafen ...

Ich ... schaffe ... es .... ich ...will ... es .... mitnehmen ... 

....und die Parkanlage Borgehage (ein Wald, urig wild und natürlich belassen) ....



und schon standen wir ihr zu Füßen ...

Für die vielen abgestorbenen Bäume fanden wir keine Erklärung 

Alles Wichtige zum Bauwerk findet ihr hier ==> klick.
Erst einmal lerne ich, dass es keine Burg- sondern eine Schlossruine ist. Der nette Mensch an der Kasse verweist auf eine App fürs Handy, welche als elektronischer Gebäudeführer funktioniert - sehr modern. Das Bauwerk ist auch als Ruine noch sehr beeindruckend. Wir stromerten eine ganze Weile durch die Innen- und Außenanlagen und die kleinen Installationen im Museumsteil.
Hier ein paar fotografische Eindrücke:







Von ganz oben hatte man eine sehr schöne Aussicht ... 

.... ich könnte hier ewig sitzen und gucken ... 

... auf den Kalmarsund und die schwedische Ostküste ...

... auf Borgholm ... 

... und auf unser Boot. Ari ganz allein im Hafen.

Da sind wir wieder runtergegangen - aber Harry musste vorgehen. Brr, dunkel.

Beim Verlassen der Anlage gönnen wir uns noch ein Eis auf den Weg. Juchu, endlich mal nicht die ewige Langnese-Speisekarte, sondern "Einheimisches".
Und da ist für mich sofort klar, was ich nehme: Lakritz-Eis:


Geformt wie eine gute alte Salmiakpastille (die sehr guten, ausm Osten!) und LECKER! Das Eis innendrin mit Lakritzgeschmack, der Außenmantel statt Schokolade aus deftigstem Salmiak und Lakritz. Der Oberhammer. Warum gibt es sowas nicht in Deutschland. Selbst Magnum hat hier eine Lakritzsorte im Angebot .... mimimi.



Den Rückweg legen wir direkt durch den kleinen Ort.

Uns gefallen hier in Schweden immer wieder die liebevoll gepflegten kleinen Parkanlagen. Egal, wie klein der Ort ist, man findet sie fast überall.


Zurück am Boot sind wir ein wenig fußlahm und halten ein Siesta. Der Rest des Abends wird mit Kochen, Essen, Musik hören, Fotos sichten und Blogschreiben verbracht.

Morgen soll es weiter nach Kalmar gehen. Noch herrscht leichter Wind aus Süd, aber für 15 Seemeilen verträgt man das schon mal, fast direkt auf die Nase - der Motor muss es richten. Dort warten wir dann auf das richtige Wetterfenster, um Richtung Heimat weiter zu kommen.
Und ein wenig zu feiern gibt es ja auch noch ...