Donnerstag, 3. August 2023

03. August 2023, Von Nyköping nach Stora Ålö

 Donnerstag, 03. August


Am Dienstag hatten Katrin und ich uns noch einen schönen Tag in Nyköping gemacht, auch wenn das Wetter nur bedingt mitgespielt hatte. Am Abend ging es dann noch einmal ins Storhusqvarn, unserem Lieblingsrestaurant im Stadthafen, wo wir uns kulinarisch verwöhnen ließen.

Am Mittwoch war dann Katrin' s Rückreisetag. Um kurz nach fünf Uhr morgens ging es vom Busbahnhof Nyköping mit dem Flixbus zum Stockholmer Flughafen Arlanda und von dort zurück nach Berlin.

Und ich?   Ja, ich verbrachte einen Großteil des Tages mit dem Beantworten der Frage, wie ich bei den derzeitigen Wetterverhältnissen unter Segeln Richtung Heimat komme. Der heutige Donnerstag bot ein kleines Zeitfenster, in dem es möglich war, einige Seemeilen Richtung Süden gut zu machen. Dazu hieß es um 3:25 aufstehen, denn meine Planung fing von hinten an. Von hinten bedeutet, es gab einen Ort kurz vor meinem Tagesziel in der Nähe von Valdemarsvik, an dem der segelbare Wind ab 12:00 Uhr mittags anfangen würde, von Südost auf Süd zu drehen. Ab diesem Zeitpunkt war es nicht mehr sinnvoll Ziele anzusteuern, die weiter im Süden lagen. Damit ich um 12:00 außerhalb des Schärengürtels auf der Höhe von Valdemarsvik sein konnte, musste ich in Nyköping zwischen 4:00 und 4:15 gestartet sein.

 

Der Stadthafen von Nyköping kurz nach 4:00 morgens.
 

Tatsächlich bin ich dann um 4:14 soweit und starte den Diesel. Das Ablegemanöver ist ausnahmsweise einfach, da der Wind günstig mit nur 2 Bft. von vorne auf Ari haucht. So muss ich nur die Festmacherleinen lösen und nach einem kleinen Gasschub treibt Ari bereits rückwärts vom Schwimmkai weg, denn ich bin das letzte Boot und hinter mir ist alles frei. Um die Fender und Leinen zu verstauen fahre ich kurz die gut hundert Meter rüber in den Stadthafen. Der ist breit und das Wasser tief, so dass ich nicht Gefahr laufe unbemerkt abzutreiben und irgendwo im Flachwasser stecken zu bleiben. Nach wenigen Minuten ist alles erledigt und ich verlasse den Hafen, als die Sonne gerade aufgeht.

Auf den ersten knapp 15 sm steht der Wind noch ungünstig für mich, doch um kurz vor 7:00 Uhr kann ich aufgrund des neuen Kurses endlich die Segel setzen.

Der restliche Tag ist dann weniger farbenfroh als der Morgen. Der Himmel wird die gesamte Fahrt über sein graues Kleid tragen. Der Wind nimmt dabei ständig zu.

Beim Verlassen des Hafens Nyköping habe ich noch Ostwind mit 5 kn (2 Bft). Beim Segelsetzen sind es dann bereits durchschnittlich 11 kn (4 Bft). Die stärksten Böen soll es laut Seewetterbericht am Vormittag mit 21 kn (5 Bft) geben und die See (Welle) bis auf 1,0 m ansteigen. Zunächst hatte ich damit gerechnet, dass ich recht hoch am Wind segeln werden muss, was sich mit der mir fast genau entgegenkommenden Welle nicht gut macht. Doch der Wind steht östlicher als vorhergesagt und damit günstiger als von mir angenommen.


Ari macht gute Fahrt und ich kann den Autopiloten steuern lassen. Doch am Vormittag bläst der Wind dann mit unerwarteten 22 - 25 kn (6 Bft) und aus den vorhergesagten maximal 21 kn werden Böen mit durchschnittlich 28 kn in Spitzen 32 kn (7 Bft). Die See nimmt entsprechen zu und liegt gegen Mittag bei geschätzt 1,5 m im Durchschnitt, während es fast den gesamten Vormittag über regnet, teilweise schüttet.


Das Gute daran - Ari stört das wenig und wir kommen mit vergleichsweise viel Spaß super voran, bis der Wind gegen Mittag, wie vorhergesagt, auf Süd dreht. Das ist für mein Tagesziel sogar von Vorteil. Leider dreht der Wind etwas früher als gedacht, so dass es am Ende seglerisch noch einmal eng wird, aber ich komme letztendlich bis kurz vor meine Ankerbucht. Was will ich mehr? Dort wartet dann kurz vor dem Einlaufen ins Schärengebiet noch dichter Seenebel. Doch heute habe ich hier draußen noch kein einziges Boot gesehen und mache mir daher weniger Sorgen, dass plötzlich unvermittelt ein Segler ohne AIS vor mir auftaucht. Und Dank der digitalen Seekarten, findet man seinen Weg auch im dichtesten Nebel.



Nach fast genau zehn Stunden mache ich in meiner gut geschützten Zielbucht bei Stora Ålö an einer Mooringboje fest und die Maschine aus. Hier habe ich keine Welle und nur etwa 5 kn (2 Bft) Wind. Damit sollte für eine ruhige Nacht und guten Schlaf gesorgt sein. Während ich diesen Post schreibe, kam zwischenzeitlich sogar etwas blauer Himmel zum Vorschein.


Oben: Der Track des heutigen Törns.

Unten: Meine "Ankerbucht" mit Mooringtonne.


Morgen geht es voraussichtlich gleich weiter, denn ich erwarte (laut letztem Wetterbericht) Südwestwind, der bis Mittag hält. Also geht es voraussichtlich wieder früh los auf die nächste Etappe, die mich wahrscheinlich auf die Insel Øland führt. Ich werde mich selbst überraschen, wenn ich heute Abend den Seewetterbericht "studiere".


Bleibt mir gewogen und weiterhin neugierig.

Euer Harry




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